Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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«* *4 ■*, f» »0» -♦**«* ir ,v w tn " #* HIN UND HER IM FERNEN OSTEN VON CARL W. TETT1NG Mein japanischer Lehrer saß vor mir, hielt mir die Uhr unter die Augen, deutete auf dem Zifferblatt herum und betete her: „Nan doki des?" Er meinte damit: Wieviel Uhr ist es?" Ich lachte ihn aber an und hob die Schultern . . . Wozu japanisch lernen? Und wozu sich so kompliziert ausdrücken? Jedoch Heinz Karl Heiland hatte mir da eine Sache nachgewiesen: ich sollte mit Loo Holl gemeinsam die europäischen Hauptrollen in einem japanischen Film spielen, und deshalb müßten — so sagte er — wir beide unbedingt die Landessprache sprechen. Loo Holl, auch sonst meine Leidensgefährtin auf dieser unabsehbar langen Ostasien-Film= fahrt, zuckte gleich mir die Achseln und meinte: „Well — , lernen wir!" Aber auch sie scheute vor dem „Nan doki des?" des Japaners Es gibt, so meinte sie, wenn Heinz Karl Heiland nicht dabei war, — es gibt Dinge, die man nicht in den Mund nimmt. Und sie nahm, abgesehen von der Speise, nichts Japanisches in den Mund. Sie war konsequent darin. Ji — heißt Zeit, schlechtweg Zeit. Ichi — heißt eins, Ni — heißt zwei, san — heißt drei . . . Gut! Aber nun: ichi ji heißt mit einem Male nicht mehr „zwei Zeit", sondern „zwei Uhr" . . . Und warum? Der Japaner lachte und sah mich an, als ich „why?" fragte. Nun hob e r die Schultern: warum das so hieß, wußte auch er nicht zu sagen. Und da, wo selbst einem Japaner das Latein ausging, sollte ich mir den Kopf zerbrechen? Fiel mir nicht ein. Ich packte Loo Holl am Arm und zog sie auf die Straße hinaus: „Laß den Quatsch, wir gehn lieber bummeln!" sagte ich. Da stürzte uns der Japaner nach und rief: „Sukoshi mate . . . shi zuka ni iki!" Und so etwas hatte ich lernen sollen? Der Mann hätte meine Schulzensuren im Griechischen sehen müssen! Ich habe sie nachher Heinz Karl Heiland gezeigt — nicht etwa in natura, denn die Zettel hatte mein Vater längst zerrissen, sondern nur in getreuer, zahlenmäßiger Nachbildung! Heiland sah sich die Ziffer an, betrachtete dann mich — das Leben besteht ja zum großen Teil aus gegenseitigem Ansehen — , und meinte dann langsam: „Aus dir wird nie ein ordentlicher Schauspieler werden, mein Junge!" Es gibt Dinge, über die man mit einem Regisseur nie streiten soll; eins dieser Dinge ist das Talent. Balik Papan liegt auf Ostborneo, es ist auf keiner Karte verzeichnet, wir haben es sozusagen entdeckt. Jammerschade, daß dieser Ort schon einen Namen hatte! Man bedenke, was es hieße, wenn dieser Ort nach dem Beispiel Amerikas, das seinen Namen ja Herrn Amerigo Vespucci verdanken soll, nach mir ... na, sagen wir mal Tettinga genannt worden wäre. Tettinga auf Ostborneo! Aber das hat alles nichts mit meinem Talent zu tun. In Balik Papan blieben wir, mit andern Worten 15