Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Auf Celebes Im Hintergrunde der Palast des Sultans von Macassar Heiland, Loo Holl, Operateur Tober und die halbe Einwohnerschaft von Holländisch-lndien, — blieben wir vier Tage. Ich hatte eine Szene zu spielen, in der Loo Holl mir üblicherweise entrissen wird, ich aber auf meinem ShylockSchein bestehe und sie reklamiere. Ob dieser Vorgang für einen der Filme, die wir auf der Reise zu drehen haben, bestimmt ist, weiß ich nicht; es ist auch nicht von Bedeutung, denn ich habe mir angewöhnt, alles zu machen, was man von mir verlangt. Ich frage nie, für welchen Film eine Szene bestimmt ist, — ■ ich frage nie, ob ich vor leerem Apparat spiele oder ob wirklich eine Aufnahme von meinen Bemühungen gemacht wird . . . Ich leide stumm. Und ich litt also stumm auch dieses Mal. Mit geheucheltem Nichtwissen ließ ich mir Loo Holl rauben. Mitten im Urwald. Auf Ostborneo. In der Nachbarschaft von Balik Papan. Dann wendete ich mich zum Apparat um, sah mit irrisierend schöner Ratlosigkeit, die nacheinander Erschrecken und Entsetzen wurde, ins Objektiv Tober drehte ernsthaft drauf los und zählte zehn zwanzig - dreißig - und als mein Entsetzen sich in Wut verwandelt hatte, stürzte ich in den Urwald, gefolgt von der Rotte Eiiu geborener. Ich spähte durchs Dickicht, gewahrte Loo Holl irgendwo in greifbarer Nähe, stellte fest, daß ihr Bimbo sie immer noch in räube 16 rischer Absicht umklammerte, und stolperte nun auf das Paar zu, um meine Partnerin programmäßig an mich zu reißen und sie in Sicherheit zu bringen. Kaum aber machte ich den nicht mißzuverstehenden jt Versuch der Gefangenenbefreiung, als die ganze Sippe Bimbos, Jumbos und Zambas von Ostborneo ihrem bedrängten Landsmann zu Hilfe kam und ihn gegen mich verteidigte. Es war ganz klar, daß sie Loo Holl eher einem der Ihren, als mir gönnten, und ich katzbalgte mich gegen eine rebellierende Schar von Südseeinsulanern ganze zehn Minuten, nein: fünfzehn Minuten, herum, — ehe ich einen Blick rückwärts auf Heiland und Tober werfen konnte. Dieser eine Blick jedoch genügte. Da stand die ganze Bande und wieherte vor Lachen, Tober drehte längst nicht mehr, Heiland führte längst nicht mehr Regie, — und ganz Ostborneo war gegen mich feldmarschmäßig ausgezogen, um mich niederzuringen. „Was ist denn nu los?" polterte ich, natürlich derart bedrängt, daß ich mich immer weiter verteidigen mußte. Heiland schnappte nach Luft und nach Worten: „Warum klärst du denn die Borneoten nicht darüber auf, daß alles nur Spiel ist?" Da hatte er wieder seinen Trumpf in der Hand: Heiland lernt nämlich sämtliche Sprachen des Erdballes, und er verlangt das auch von uns. Ich aber verstand keine Silbe von dem Kauderwelsch dieser meschuggenen Insel. Und sollte nun die Kerls aufklären! „Hilf mir zum Donnerwetter!" brüllte ich. „Sonst ich einfach Loo Holl an Borneo Das schien ihm zu denken zu Trotz der Faustschläge, die ich einseins-zwei unermüdlich wie ein Uhrwerk nach rechts und links auszuteilen hatte, bemerkte ich, wie bekümmert er über meine Drohung war. Und da ließ er sich, um Loo Holls willen, dazu herbei, mich mit einem Zischlaut, der wie eine Zauberformel klang, von meinen Quälgeistern zu befreien. Der Zischlaut klang ungefähr wie ,, Zwetschgensteine" . . .. wird aber wohl eine schärfere Bedeutung gehabt haben; denn sofort ließen die nackten Kerls von mir ab, und ich setzte mich in den weichen Grasboden, um fast eine halbe Stunde für die Rekonstruktion meiner Gliedmaßen aufzuwenden . . . Wie gesagt, ob diese Szene für irgendeinen Film bestimmt war, das weiß nächst dem Himmel nur Heinz Karl Heiland, und ihn habe ich nie ernstlich darüber befragt. Ich hätte mich auch hartnäckig geweigert, sie jemals zu wiederholen. Es genügte mir, daß Heiland, als ich endlich wieder zu mir gekommen war. mir auf die Schultern klopfte und liebevoll sagte: „Warum hast du auch nicht gleich ,/wetschgen doch, trete ab!" geben. zwei.