Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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an der Wiege gesungen, daß er schon nach drei Jahrzehnten zu den 'gefeiertsten Männern des nun, man kann getrost sagen: des Erdballes gehören würde. Leute, die etwas werden wollen . . . und es braucht nicht einmal der Film zu sein, in dem sie etwas zu erreichen streben ! . . ., tun gut, sich immer die Entwicklungen der erfolgreichsten Zeitgenossen vor Augen zu halten, und sei es die Karriere von Harald Lloyd. Der Vater war Nähmaschinenhändler, und Fortuna meinte es nicht gerade hold mit ihm. In Denver, im Staate Kolorado, befand sich das väterliche Geschäft, — aber als die Schulden dieses kleinen Unternehmens immer mehr und mehr anwuchsen, mußte der blutjunge Harald den fast legendären Weg das armen amerikanischen Knaben gehen - und Zeitungen verkaufen. Als Schuljunge also hat Harald schon fleißig und mühevoll arbeiten müssen. Aber seine unbekümmerte Initiative brachte ihn bald zu einem eigenen Stand auf dem Bahnhof in Denver, und hier vermehrten sich naturgemäß seine Einnahmen in einer lohnenden Weise. Die Mutter brauchte das Geld, also mußte Harald es herbeischaffen. Wahrscheinlich hat der Schulbub, der mit seinen Zeitungen auf dem Perron entlanglief und die Druckerschwärze an den Mann zu bringen suchte, schon damals den Grundstein zu jenen Menschenstudien gelegt, die ihn später befähigen sollten, selbst in den Verzerrungen der grotesken Komödie noch menschlich-wehleidige Züge anzubringen. Teilt Lloyd doch eigentlich dieses Schicksal der freudlosen Jugend mit einein anderen Groteskkünstler, mit Chaplin, und beweisen doch beide in ihrem künstlerischen 26 Filmschaffen, daß die Verwandtschaft der Jugend aus ihrer ganzen Denkungsart nicht mehr zu verbannen ist. Eines Tages nun stand der kleine Lloyd, als er von seiner Zeitungsstelle auf der Denver-Station heimkehrte, an einem Schaufenster, um die Reklame-Vorführungen zu verfolgen, die im Innern des Ladens vor sich gingen. Da rasselte hinter seinem Rücken ein Wagen der Feuerwehr vorüber, und alle Welt beeilte sich, dem Wagen nachzurennen, um womöglich Zeuge irgendeiner lodernden Sensation zu werden. Harald aber nahm von der Feuerwehr keine Notiz, er preßte vielmehr seine Nasenspitze nur noch fester an das Fensterglas und starrte ununterbrochen in den Laden hinein. Er tat dies mit einer Hingabe, daß seine kindlichen Züge ein fast crJentrücktes Aussehen erhielten . . . Und diese Erdferne seines Blickes wurde ihm zum Segen. Der Zufall, der ja im Werden der Künstler immer eine große Rolle spielt, führte einen alten Komödianten die Straße entlang, — der Histrione sah den Jungen, fand Gefallen an ihm, stellte sich daneben und begann eine Unterhaltung. Im Verlauf dieser Konversalion ließ der Schauspieler durchblicken, daß er auf der Suche nach einem möblierten Zimmer sei, und da Harald an die Finanznöte der Mutter dachte, sah er sofort ein, daß ein möbliertes Zimmer, wenn es vermietet ist, mehr einbringt, als wenn es leersteht. Also schleppte er seinen neuen Freund heim und fortan wurde zuhause sehr, sehr viel vom Theater gesprochen . . .