Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Film wurde ein so verblüffender Erfolg, daß von den engen, antichaplinistischen Hosen überhaupt nicht mehr gesprochen wurde . . . Harald Lloyd hatte auf der ganzen Linie gesiegt ■ und eine neue Figur geschaffen, die zumindest ebensoviel Eigenarten besitzt, wie der etwas maukbeinige Landstreicher Charlies . . . Seitdem hat der junge Darsteller ununter brochen gearbeitet, und er hat, um seine Filmfigur von starken Momenten tragen zu lassen, die Sensationen zu Hilfe genommen, die ihn an den Hochfassaden der New Yorker Wolkenkratzf r hinaufführten. Als echter Amerikaner hat er sich, wenn er schon an die Wirksamkeit seiner bebrillten T}pe glaubte, do:h nicht auf ein Mittel, Heiterkeit zu wecken, beschränkt; ununterbrochen hat er neue Möglichkeiten erwogen, um den Erfolg an seiner Seite festzuhalten. Von einer außerordentlichen Zähigkeit ist er beispielsweise, wenn es darum geht, einen eben fertiggestellten Film am Publikum zu erproben. In vier, fünf Städten veranstaltet er an kleinen, unbedeutenden Theatern Stichproben, er DAS EHEPAAR LLOYD Mildred Harris und Harald — notiert gewissenhaft jede Passage, die ohne Heiterkeitskundgebun gen bleibt, und alle diese „kalten" Szenen werden ausgemerzt und durch neugedrehte ersetzt. Nur auf die Stimme des Publikums hört Harald Clayton Lloyd, alles andere ist ihm gleichgültig. Bei alledem berührt es an diesem jungen Mann so ungemein sympathisch, daß er wohl von seinem Weltruf gehört hat, aber — wie bereits gesagt wurde — nicht so recht daran glauben will. Er glaubt überhaupt nicht an seine Berühmtheit und ein Beweis hierfür ist, daß sein richtiger Familienname im TelephonAdreßbuch von Los Angeles aufgeführt ist, er also keine Belästigungen durch begeigeisterungsgesch wellte Kinofreunde befürchtet. Seine Kollegen, oft auch die von geringerem Ruf, haben für ihre Anschlüsse Decknamen gewählt, die nur Eingeweihten bekannt sind. In Deutschland nennt man das Geheimnummer. Harald Lloyd verzichtet auf die Geheimniskrämerei . . . Und er scheint Grund dazu zu haben, diese Theaterei aus seinem Privatleben zu verbannen. FORMULIERUNGEN VON MESIPPOS Der Film gleicht insofern ganz besonders dem wirklichen Leben, als eigentlich sowohl im Film wie auch im Leben immer nur einigen, wenigen Personen etwas passiert, eine große Zuschauermenge aber mit kühler Gleichgültigkeit der ganzen Geschichte zusieht. Der Filmstar weiblichen oder männlichen Geschlechtes hat dabei dem Star des wirklichen Lebens den großen Vorteil voraus, daß er für die Niedertracht, dem Schicksal ein Schnippchen zu schlagen, auch noch den Beifall seiner Zuschauer einstreichen darf. Die Filmmenschen sind nur deshalb so schön und begehrenswert, weil sie mit dem Schicksal nur minutenlang in Berührung kommen: — würden die Stürme, die über sie hingehen, von längerer Dauer sein, so würde die Scheidegrenze von Film und Leben bald verwischt sein. Nicht Schminke und Puder richten die Scheidegrenze zwischen den Welten der Wirklichkeit und der Unwirklichkeit auf, sondern der Kassenschalter am Lichtspielhaus. Schminke und Puder können bestenfalls eine Halbwelt schaffen, das Unwirkliche des Films aber stützt sich auf wirkliche Einnahmen. 29