Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Braucht der Filmstar Eine seltsame Frage ■ so will's den meisten scheinen, . . . und dennoch: eine Frage, auf die es zweierlei Antworten gibt, ist nicht so seltsam, daß sie nicht gestellt werden dürfte. Wir sprechen zwar gemeinhin vom Temperament eines Künstlers als von einer selbstverständlichen Sache, und wir erzählen uns unheimliche und aufpeitschende Geschichten darüber, wie dieser oder jener Darsteller seine Figuren „mit seinem Blute durchpulst"; aber nicht immer und nicht überall unterschreibt man diese Berichte als wahr und wirklich. Oder zumindest: nicht überall akzeptiert man das Temperament als conditio sine qua non . . . Da ist Allan Dwan, ein Regisseur von einigem Namen, — ein Mann von Ruf . . . selbst bei uns. Es wäre überflüssig zu prüfen, woher ihm dieser Ruf gekommen ist, ob durch künstlerische oder sportliche Verdienste, ob durch eine Erfindung auf dem Gebiete des Radio oder durch einen Rekord als Dauerredner; — genug, man kennt Allan Dwan auch bei uns. Und nicht der Weg zur Berühmtheit entscheidet, sondern das endliche Faktum an sich. Dieser namhafte Allan Dwan also hat das folgende geäußert: „Sie alle irren sich ... Sie reden von temperamentvollen Stars beim Film? O, so was gibt's nicht! Gewiß, man spricht allen Künstlern und Künstlerinnen Temperament nach . . . aber haben sie's? Sehen Sie, ich mache Films seit sechzehn Jahren, zuletzt machte ich einen mit Gloria Swanson . . . Und da fragen Sie mich, ob Gloria . . . nun ja: ob auch sie kein Temperament hat? Nein, sie hat keins! Nehmen Sie es als wahr, daß es bei den Filmkünstlern nie so 30 etwas wie eine temperamentvolle Gefühlsregung in der Interpretation der Rolle gibt. Ich wenigstens habe nie so was gefunden. Manuskriptverfasser und Filmdirektoren . . . ä la bonne heure ... die haben Temperament, aber Filmstars? Never! Sehen Sie, ich habe eine Menge von Stars herausgebracht, aber inneres Leben in dem Sinne, wie Sie es meinen, hat keiner von ihnen gehabt! Hat eine Schauspielerin auch nur etwas Respekt vor ihrem Regisseur, und besitzt der Regisseur auch nur ein wenig Geschicklichkeit, sich Respekt zu verschaffen, wird sich kaum das sogenannte Temperament hervorwagen. Versteht der Star aber mehr von seinem Geschäft, als der Regisseur, ja, dann ist es schließlich seine eigene Schuld . . . Die ganzen Märchen von den temperamentvollen Filmstars kommen nur von den Reklameabteilungen der Filmfirmen . . . Diese Abteilungen, oder die Männlein und Weiblein, die sie bevölkern, wissen, daß das Publikum der Ansicht ist, der Star müßte Temperament haben . . . Also kriegt er's angedichtet. Da kommt mir wieder Gloria Swanson in den Sinn . . . Ich habe kürzlich erst mit ihr „Zaza" gedreht ... Ich will nur davon reden, welchen Eindruck ich bei der Arbeit an „Zaza" erhielt. Gloria steht in dem Ruf, ein temperamentvoller Star zu sein. Und ich sage Ihnen, daß ich niemals mit einer Filmdarstellerin ein leichteres Arbeiten hatte, daß niemals eine Darstellerin meine Ideen schneller ergriff und sie besser und sorgfältiger ausführte, als Gloria Swanson. Sie hat nicht die Bohne von Temperament. Aber