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Ohrfeige, begleitet mit den lieblichsten Kosenamen und da gings. Wohl gibt es viele Regisseure, die mit ihrem — gelinde gesagt — durchgehenden Temperament die Darstellerin anstacheln wollen. Aber sie können dann auch je nach dem Charakter ihres Filmstars das Gegenteil erreichen: wollen sie Feuer, bekommen sie ein steinhartes Plegma. Soll etwas wirklich Künstlerisches geschaffen werden, dann müssen vor allen Dingen der Filmstar und der Regisseur voreinander Achtung haben. Und das ist
seiner Regie. Vielleicht weil Hans Neumann bei mir ein gesundes Temperament wahrnimmt, welches er, um es wirklich künstlerisch produzieren zu lassen, ohne grobe und taktlose Worte in den von ihm gewiesenen Bahnen sich aus= wirken läßt. Routinierte Schauspieler und Schauspielerinnen werden vielleicht sagen: ich brauche zum Spjel kein Temperament. Ein bißchen Verstand, ein bißchen Begabung und viel Routine — das genügt. Wohl richtig, doch haben diese Künstler wohl alle erst mit viel,
RUTH WEYHER
Phot.: Kiesel
wohl das Ideal: ein schönes, sich gegenseittig ausgleichendes Zusammenarbeiten von Regisseur und Darsteller, ein wechselseitiges Beeinflussen des Temperaments, das beide haben müssen, Regisseur und Darsteller.
Ich arbeite z. B. gegenwärtig mit einem Regisseur, der in dem Rufe steht, daß oftmals sein Temperament in Wort und Tonfall mit ihm durchgeht. (Ich bitte um Verzeihung, Herr Neumann!) Trotzdem habe ich noch nie so freudig und begeistert gearbeitet, wie unter
sehr viel Temperament gearbeitet und sind erst durch jahrlanges Arbeiten zu einer, ich möchte es nennen, „künstlerisch-mechanischen Routine" gekommen. Ich komme also zu dem Schluß: Der künstlerisch arbeitende Filmstar braucht unbedingt Temperament, selbstverständlich begleitet von klarem, künstlerischem Denken; denn ohne Temperament keine Phantasie, ohne Phantasie kein Künstler, ohne Künstler zu sein, kein Filmstar. Bei der letzteren Behauptung mache ich ein Auge, manchmal sogar auch beide Augen zu . . .
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