Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

..Helen!" schreit Daniel junior begeistert los. Sie bemerkt es kaum, daß er alle Grenzlinien verwischt; kühl spricht sie weiter: „Ich steckte mich hinter den Franzosen und durchstöberte mit ihm alle Schränke nach seinem Briefwechsel mit Hobson . . . „Erlaubte Steen das — ?" fragt Farnum. „Er kannte Romain Habet", bejaht sie. „Habet war öfters in London, wie ich erfuhr. Ich witterte eine Gefahr für Mister Farnum, deshalb schloß ich mich ihm an, als er die Drohung gegen ihn in seinem Bureau ausgestoßen hatte — " „Helen!" ruft Daniel abermals und tritt heran, um dem Mädchen die Hand zu drücken. Sie schiebt ihn ungeduldig beiseite: „Warten Sie, Sir! Ich entdeckte, ohne daß Habet es bemerkte, einige Kalkspuren auf dem Teppich . . . und konnte in der Plafond-Rosette auch den Durchschuß der Kugel feststellen . . ." „Beobachtete Sie denn der Franzose nicht?" wirft der Kommissar ein, bei dem jetzt das technische Interesse in den Vordergrund tritt. Helen Franklin verneint: „Er hatte mit der Korrespondenz zu tun . . . denn er wollte wissen, ob sein Verdacht gegen Mister Farnum begründet sei. Ich ließ ihn dabei. Aber als ich den Durchschuß ermittelt hatte, stand für mich ein unglücklicher Zufall fest . . ." „Ein Zufall — ?" fragt Farnum, noch immer ungläubig, und sieht den alten Treaburn an. Der aber beginnt plötzlich zu nicken; wie ein Pagode, der einen Stoß ins Genick bekommen hat, pendelt der alte vertrottelte Diener mit dem Kopfe, und er lallt dazu mit schwerer Zunge: ,,Ja . . . ja . . . Die Maus . . . kam daher . . . und dort . . . dort saß ich und schoß auf sie . . ." Ein hastiges, röchelndes Atmen folgt den Worten, - die Erregung über das Geständnis preßt die Luft in Stößen aus der ausgedienten Lunge des Greises. Und niemand achtet darauf, niemand bemitleidet den Unglücklichen, der an der Schwelle des Grabes eine Blutschuld auf sich wälzte. ..Helen," sagt Farnum wieder. Sie nickt ihm sachlich zu, gerade so, als hätte sie eben die rot und grün und blau angestrichene Korrespondenz auf seinen Platz gelegt und erwarte nun von ihm den Vorwurf: ..Ich wünsche von Ihnen mehr persönliches Interesse an unserer Firma, Miß Franklin . .!" So nüchtern nickt sie ihm zu und erklärt dabei: „Schließlich faßte Monsieur Habet doch noch Verdacht gegen mich, und um meinen Plan durchzuführen, lenkte ich alles auf Mister Farnum ab . . ." Der Kommissar gerät in einige Verlegenheit, weil er sich Leichtgläubigkeit vorzuwerfen hat — und weil er gegen Daniel junior wohl wenig höflich war. „Ich konnte nicht anders — ", entschuldigt er sich, indem er die Hand dem Alten auf die Schulter legt. Er muß jetzt endlich eine Amtshandlung vornehmen, — gegen dieses Gefühl kommt er nicht mehr auf. Er mustert Treaburn sehr streng und hart. „Im Namen des Königs — ", beginnt er . . . „Nicht . . . nicht . . .", lallt der Greis. Zu müder Abwehr hebt er die Hände. Doch hat der Kommissar bereits die einleitende Formel gesprochen und kann von der Verhaftung nicht mehr zurück. „Helen — ", sagt Daniel wieder; laut spricht er, als wollte er die schweren Schicksalsworte neben sich übertönen. „Helen — , als Privatsekretärin kann ich Sie nicht mehr brauchen, wollen Sie . . ." Da unterbricht ihn Helen Franklin, und zum ersten Mal lacht sie ihren Chef an, zum allerersten Mal. „Sprechen Sie nicht weiter." lacht sie, „Sie kennen mich ja gar nicht, Sir! Versuchen Sie es noch einmal mit mir, ja? Aber ziehen Sie mich etwas mehr ins Vertrauen, denn sonst kann ich für Ihre Firma wirklich herzlich wenig tun!" Er bettelt trotz aller Zeugen, trotz der Gegenwart seines Vaters, wie ein halbwüchsiger Jüngling: „Helen, — bitte — " Doch Helen Franklin bleibt lächelnd beständig und unerbittlich: „Kein Wort, Sir! Ich will mich selbst erst versuchen, dann können wir über ein anderes Engagement reden. Warten Sie nochmals drei Monate . . . oder sechs, ja? ■ — oder neun!" Daniel Farnum sieht in ein strahlendes, lebendiges, bildhübsches Gesicht; Herrgott — denkt er — was ist die Kleine schön! Und . . . und gut gebaut ist sie auch! Ihm kommt der Einfall, zu fragen: welchen Sport treiben Sie? Doch er verwirft diese unpassende Frage . . . „Uebrigens ist Habet seit gestern aus London fort ... Er ist nach Marseille zurück," sagt sie, schon wieder kühl. Da muß sogar der alte Daniel Farnum lächeln. Er reicht dem Sohn die Hand: „Behalte sie," rät er, „es gibt auch hübsche Mädchen, die etwas taugen, wie es scheint . . ." Und er folgt dem Kommissar, der eben auf den Ausgang zugeht. Die beiden jungen Menschen, der Chef und seine unbedeutende Privatsekretärin, müssen hinterdrein . . . Sie können doch nicht in einer fremden Wohnung zurückbleiben . . . 1)ie zweite Geschichte der tffefen ^Tran/chin erscheint in <7lr. 2 von „Tifmfand' unter dem cüitet: (Warum muß (Sthei heiraten?