Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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beschäftigt werden, und zwar auf leichterem Posten. Der Alte muß seine stolze Uniform gegen einen schlichten schwarzen Rock vertauschen, und er muß seine neue Stelle einnehmen: drunten in den Untergründen des Hotels, in den Toiletten als Wärter. Noch kann er sein Schicksal kaum begreifen, aber als er sich seine Zukunft ausmalt, — im schwarzen, schäbigen Kittel in seinem Milieu erscheinen zu müssen, in dem er einst der Würdige, der Große, der Angesehene war, dank seiner goldbetreßten Uni= form, die ihm Halt, W ürde, Stolz gab, da findet den andern an der Drehtür. Und ihn, der einstmals hier stand — ihren Stolz! — findet sie da unten im Waschraum, wie er Schuhe putzt, Zigarren rauchende Herren bürstet, ihnen das Handtuch reicht. Der einst der erste Mann gewesen war, dem man begegnete, wenn man ins Hotel trat, er ist nun der „letzte" Mann geworden, eine fast anrüchige Person, von deren Beruf man nicht gern spricht. Und die Alte läuft davon, — angeekelt. Sie läuft nach Hause, erzählt es in den Hinterhäusern. „Er ist ja gar nicht der, als der er sich ausgibt!" Seine Uni Bautag — oder: wie „AltBerlin" acht Tagen entstand kann er nicht anders — vor Scham! Er stiehlt die Uniform, und in der Galauniform betritt er den Weg nach Hause. Sie mußte gestohlen werden, diese Uniform, denn in seiner engen Wohnung, in der man kaum Luft schnappen konnte, soll es an diesem Tage prachtvoll zugehen. Hochzeit der Nichte soll sein! Und ein Waldhornsolo soll es geben zum Kaffee mit Kuchen! Da soll er repräsentieren! Er soll obenan sitzen und mit dem Gold seiner Uniform dem Fest den Glanz verleihen. Er deponiert täglich die gestohlene Uniform irgendwo im Bahnhof bei der Aufbewahrungsstelle, und zieht «ich dort um. Aber eines Tages kommt die Alte, die ihm die Wirtschaft macht, und die er Immer noch zu heiraten gedenkt, ins Hotel. Sie form ist Betrug — , wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht vom Keller bis zur Dachkammer. Und als der Alte abends heimkehrt, da empfängt ihn das Gelächter. Und er krümmt sich unter diesem Gelächter wie ein Wurm, der zertreten ist. Und er schleppt sich zum Hotel, gibt das Kleidungsstück zurück und flieht . . . Hinter ihm her bleckt das Riesenhotel seine elektrischen Lichtzungen, scheint ihm nachzustürmen, sich über ihn zu stürzen, ihn zermalmen zu wollen. Doch die Groteske steigert sich. Da unten in den friedlichen Gründen des Hotels geschieht etwas Außerordentliches: ein Gast stirbt in den Armen des Alten. Und es stellt sich heraus, daß dieser Gast, den der Schlag unversehens getroffen, testamentarisch verfügt 55