Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

hat: die Person, in deren Armen er stürbe, solle Universalerbe seines gesamten großen Vermögens werden. Und plötzlich ist der ganz gebrochene, der allerletzte Mann reich geworden und ist mehr, als er je gewesen. Er könnte sich's leisten, jetzt selbst ein Gast des Hotels zu werden, und nicht nur dessen Portier. Er könnte hier schmausen, wenn er wollte . . . U n d e r w i 1 1 ! Er tafelt hier! Er teilt auf! Und wem läßt er 's gut gehen? Seinem Nachfolger da unten in den Waschräumen, einem alten, verhutzelten Männlein . . . Und der Portier, der ihn ersetzte, muß jetzt vor ihm Bücklinge machen . . . Die stattlichen technischen Schwierigkeiten dieses Films sind, — oder vielmehr sie waren, daß Murnau das ganze Hotel, die es umgebenden Wolkenkratzer, die breite, von Hunderten von Automobilen belebte Straße, eine Eisenbahnstation — alles, alles auf dem Neubabelsberger Gelände ausführen ließ. Der Film bietet Weltstadtbilder von unerhörter Größe, er bietet Fassaden von sky-scrapers, die buchstäblich den Himmel zu tragen scheinen, er bietet einen Straßenverkehr, wie ihn die Wirklichkeit nicht kompakter und drängender zuwege bringt . . . Und alles Bau und Menschenmaterial mußte aus Berlin hinausgeschafft werden, vorbei an dem Pförtner, der — genau wie im Film-Hotel — auch auf dem ,,Decla"-Gelände der erste Mann ist, wenn man das Filmland betreten will. Selbst das Hinterhausmilieu formte Murnau in einer trostlosen Typisierung der Wirklichkeit ■■ I ■■ n Wilcox und Xenia Desni (rechts). Keine Film-, sondern eine AtelierSzene. nach, und der Bahnhof mit seiner gewaltigen Eisenbahn wurde bis zum letzten Bautag so geheim gehalten, daß er eigentlich nur einen einzigen Tag stand. Frühmorgens um sieben Uhr wurde die Station in Bau und Stuck fertig, um acht Uhr war das rollende Material zur Stelle, um vier Uhr waren die Aufnahmen beendet, und um halb fünf Uhr fuhr die Axt hinein in das hölzerne Gefüge der Versteifungen und Wandungen, um alles zu beseitigen, was neugierigen Augen einen Anhalt zu eingehenderen Vermutungen hätte geben können. Nicht nur das Aufnahmegelände erwies sich als hermetisch verschlossen, Murnau sicherte sich persönlich noch weitergehend, indem er kein Stückchen Sperrholz auf dem andern ließ . . . Und so wie er — so machen's viele, machen 's die meisten. Sie alle, unsere besten Regisseure, sind Geheimniskrämer, und sie tun gut daran, es zu sein, weil sie unsere Ueberraschung eine vollkommene sein lassen wollen. Als einmal ein Regisseur eine besonders gute Gefängnisszene gedreht hatte, in einer Dekoration, die so düster, so trostlos, so echt wirkte, wie ich sie nie bis dahin im Film gesehen hatte, fragte ich ihn, wo er dieses Bild aufgenommen hätte. Er sah mich boshaft lächelnd an: „Ich will's lieber für mich behalten ... Es isl möglich; daß ich die Stelle noch einmal verwenden werde . . War sie gut?" „Unübertrefflich war sie!" erwiderte ich begeistert. „Nun — sehen Sie," meinte er befriedigt, „so etwas muß man sich sichern!" 56