Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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zusammengebunden, herumgewirbelt werden, so ist das eine verdammungsvvürdige Roheit. In diesen Filmen sind die Tiere, mit Ausnahme der Hunde und Affen, niemals natürlich. Charakteristisch für unsere Zensur ist immerhin, daß gerade diese Filme für Kinder freigegeben wurden. Wie wunderbar wirken dagegen die Tiere in den amerikanischen Filmen. Mit welcher Freude arbeiten dort diese vierbeinigen Künstler! Nehmen wir z. B. den Affen Joe Martin. Mit welch stoischem Ernst führt er die ihm gestellten Aufgaben aus: die langen Arme schlenkernd, geht er durch die Dekoration, er spielt seine Rolle nahezu erstklassig und bisweilen hat man die feste Ueberzeugung, daß er hierbei nach zie bewußter Ueberlegung han delt. Als Portier reinigt er das Haus, die Zimmer, die Treppe, er scheuert er wäscht, er plättet, und je nachdem raubt oder beschützt er Kinder, mit denen er dabei weit zarter umgeht, als eine geschultePf legerin Joe Martin hat bei Aufnahmen gar häufig ihm unsympathische Dar steller gebissen, jedoch niemals ein Kind Weit sympathischer noch wirkt der Bulldoggbastard Brownie, der in Hollywood eine Berühmt heit ist. Brownie ist ein ebenso fabelhafter Einzeldarsteller, als er auch in den Tierensemblen seine Rollen vorzüglich herunterspielt. Er hat eine Unzahl Filme mit Baby Peggy gemacht, und es ist rührend anzusehen, wie dieser Hund in jeder Beziehung auf das Kind acht gibt, es kaum aus den Augen läßt! Brownies Gesichtsausdruck, wenn er um eine Ecke schielen soll, ist geradezu überwältigend. Das ist nicht nur Dressur, das ist schon — wenn man so sagen darf — persönliches Können. Die Verschmitztheit ist an den Augen abzulesen. Dieser Hund hat es in der Filmdarstellung zu einer großen Virtuosität gebracht. Baby Peggv hat ihren Ruhm überhaupt zum größten Teil der Mitarbeit Brownies zu verdanken. — Dann ist in diesem Zusammenhang m Snooky zu denken. Snooky ist ein unglaublich gewandter und hübscher Affe, er ist vielleicht der lustigste Bursche, der in Hollywood herumläuft: nämlich Anführer einer Truppe gleichgesinnter Affen, die an Ausgelassenheit ihresgleichen zu suchen haben. Snooky erhält nur Aufgaben, die Zerstörung und Schabernack enthalten. Es hat sich - als sein Verdienst! — dort bereits eine Gilde von Kinobesuchern gebildet, die nur noch Tierfilme besucht und — selbstverständlich! - insbesondere Snookyfilme. Ich sah vor Monaten in London einen Snookvfilm, in dem Snooky und Konsorten einem unliebsamen Freier im Hause ihrer geliebten Herrin übel mitspielen. Keine Roheiten, sondern richtige Lausbubentricks, wie sie kein Wilhelm Busch und kein Mark Twain hätte besser ersinnen können. Da ist eine echt amerikanische Küche mit allen Koch und Backvorräten, mit Mehl, Obst, Fett, Hülsenfrüchten, dann mit viel, viel Jam und Mannelade. Auch das kochende Wasser, der heiße Ofen und die Wasserleitung spielen eine große Rolle. Ein Pandämonium. Sechs Affen, ein Hund und ein Kater, der letzte wie der böse Freier in Gestalt desSheriffs, wirbeln im tollen Durcheinander im und am Hause umher. Daß das Publikum lacht, brüllt, strampelt und schreit ist infolge der unglaublichen Situation nicht verwunderlich. Unmöglich ist es, derartige Hetzjagden zwischen Mensch und Tier zu beschreiben. Selbstverständlich ist der Mensch derjenige, der die Tiere leitet, doch bringen diese vierhändigen und vierbeinigen Komiker vieles aus Eigenem, und so manche starkbelachte Situation ist nur den Einfällen der Tiere zu danken. Vier kennt nicht den kleinen Teddy, den Kapuzineraffen aus dem Film „M y Boy" mit Jackie Coogan. Dieses Aeffchen hat in unzähligen Filmen die Zuschauer durch sein drolliges Wesen belustigt. Ich erinnere nur an seine Rollen im „Taifun", in der „Insel der verlorenen Schiffe" und jetzt in „Die große Lüge". Wie Teddy im „Taifun" dem Säugling die Milchflasche stibitzt und sie selbst leert, -— wie er die Flasche dann wieder in den Kinderwagen zurücklegt . . ., gibt es etwas Komischeres? Wohl ist Dressur dabei, doch gibt Teddy trotzdem bei jeder Szene noch aus dem Eigenen dazu. Wenn Teddy die Ziege melkt, darf man nicht nur seine Hände, die an Geschicklichkeit denen eines jeden Stallschweizers gleichkommen, beobachten, sondern man muß auch das spitzbübische Gesicht, dessen Ausdruck die freudige Genugtuung über den gelungenen Streich deutlich zeigt, im Auge behalten. 59