Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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macht sind, immer imsern Beifall haben: wir müssen für jeden deutschen Gedanken dankbar sein, den wir im Film finden, denn alles auf dieser Erde atmet notgedrungenermaßen, wenn es ehrlich ist, den Boden, aus dem es seine Kraft zog. Wie wären die amerikanischen Filme sonst das, was sie sind: . . . amerikanisch? 17. September. Curt Wesse, seines Zeichens Propagandist der Deulig, erörtert auf einem Vortragsabend des „Deutschen Filmbundes" das Problem des religiösen Films, wobei er statuiert, daß ein biblischer Film nicht notwendigerweise auch ein religiöser Film zu sein braucht Er denkt hierbei an „Inri" und „Der Galiläer". Die Schlußfolgerung Wesses ist zu unterschreiben, sie ist sogar dahin auszudehnen, daß im allgemeinen ein Film durchaus kein Film zu sein braucht . . . Wenn du denkst, der Mond geht unter, — der geht nicht unter, das scheint nur so . . . Aus London trifft die Nachricht ein, daß der neue Lubitsch-Film „Drei Frauen" wieder einmal ein ungeheurer künstlerischer Erfolg sei; auch die „Times" bringen eine begeisterte Zustimmung. Schon verdächtig. Aber abgesehen davon, daß das Vaterland jeden einzelnen seiner Söhne in liebevollem Andenken behält und die Kunst sowieso international ist, wollen wir abwarten, bis wir uns selbst überzeugen können. Uns stimmt miß, daß man uns sagt: bisher ging Lubitsch, auch in Amerika, in deutschen Spuren einher, — in den „Drei Frauen" aber hat Kräly für Lubitsch eine Amalgamierung von deutscher Auffassung und amerikanischem Sujet vorgenommen . . . Also — : wir amalgamieren . . . Als neue Filmgründung offenbart sich heute die Davidson-Film A.-G. Stammkapital . . . selbstverständlich nicht unter 100 000 Goldmark, und im Aufsichtsrat Namen wie Davidson, Sigmund Jacob, Emil Jannings, Erich Pommer und Eugen Stauß. Das ist — ein Programm . . . und eine Enthüllung: sie besagt, daß diese Firma für den Verleih der „Ufa" produzieren wird und die Filme nur bei der Ufa „premiert" werden. Ein schöner Gewinn! 18. September. Drei Uraufführungen an einem Tag: im Tauentzienpalast „Bella Donn a", ein NegriFilm; — im Mozartsaal „Der Goldfisch", Constance Talmadge in der führenden Rolle; — und in den kleinen Richard-Oswald-Lichtspielen „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!" Der letzte Film ist genau wie sein Titel; versöhnend ist natürlich daneben die Tatsache, daß Gloria Swanson die Hauptrolle spielt. Daß Rudolph Valentino ihr Partner ist, sei statuiert . . . Wir glauben nicht, daß er auch in Deutschland der „verehrte Liebling der Frauenwelt" werden wird oder gar schon ist. Die beiden andern Filme, aus demselben Land kommend, sind durchaus interessant, erstens: weil Pola Negri noch immer zu den begabtesten Frauen der Flimmerwand gehört (es ist schon so, trotz alledem!), und zweitens: weil auch Constance Talmadge eine recht prickelnde Erscheinung ist, eine Person, die schlagend beweist, daß auf der Leinwand Talent oft erst an zweiter Stelle zu stehen braucht . . . 64 Erhebend ist die Meldung, daß die Filmoberprüfstelle auf Antrag der preußischen Regierung die Zulassung des hannoverschen Mordfilmes „Der Kriminalfall in Hanno v e r" widerrufen hat. Weniger erhebend ist der Umstand, daß es erst eines Antrages der Regierung bedurfte, diesen „Haarmann"-Film zu verbieten. Niederschmetternd aber bleibt die Tatsache, daß die Prüfstelle an einem solchen Film weniger Anstoßendes findet, als an mancher viel harmloseren Stelle in unseren Spielfilmen. Zu den amerikanischen Gästen in Berlin gehören jetzt auch diverse Direktoren der Famous Players aus Neuyork. Die Herren sind in Berlin eingetroffen, um die hiesige Uraufführung des „Zehn Gebot e"Films in Augenschein zu nehmen, weil — man bedenke! — die andern europäischen Uraufführungen nach dem Berliner Muster eingefädelt werden sollen, also mit Kirchenchor und Theatermaschinen im Hintergrund. Das war doch eigentlich gerade das, was am ganzen Film am schlechtesten war . . . 19. September. Im „Marmorhaus" Erstaufführung von „M änner im gefährlichen Alter" — eine Entdeckung, die aus Dollarika kommt und auch wohl Dollars eingebracht hat. Gott sei Dank wurde nachträglich festgestellt, daß der Mann von Fünfzig ein ewiger Bestandteil der Weltliteratur sei. Der Film gefiel — wie alle Filme dieser Art, er löste aber nicht jenes unheilvolle Problem, was nun unter der Sonne geschieht, wenn eine Frau im gefährlichen Alter einen Mann im gefährlichen Alter zum Gatten hat. Er . . . fünfzig, sie . . . vierzig, — der Fall ist nicht auszudenken (oder es wird ein neuer Film draus). Dann in der „Schauburg" der dritte Teil von den „Drei Musketieren", wozu ein Kritiker bemerkte: er möchte, daß dieser Film den sechzehn und achtzehnjährigen Pennälern klasseuweise gezeigt würde. Es gäbe keine bessere Unterhaltung für sie. Diese Erkenntnis ist ungemein wohltuend. Wir kommen allgemach doch noch dahin, daß es unsinnig ist, der Jugend das vorzuenthalten, was Klassenlektüre darstellt. Aber — bitte: keine Maxime hieraus machen, denn es gibt Klassen von der Obersekunda abwärts, in denen man sogar schon Crebillon gefunden haben soll! Eine sehr beunruhigende Meldung trifft aus New York oder Vilsbiburg (Massachusetts) ein: die Fox-Film-Gesellschaft will die amerikanischen „Art Mix Produktions" auf Schadenersatz verklagen, weil diese letzte Firma mit dem Namen „Mix" eine unlautere Konkurrenz darstellt. Fox hat seit 1917 sage und schreibe 330 000 Dollars für Mix-Rek'ame ausgegeben (daher sind auch wir von Mixens Ruhm und Qualität überzeugt!), — und nun erdreistet sich eine neue Firma, einen Doppelgänger vom Tom Mix zusammenzumixen! Das ist eine Gemeinheit! Kein Deutscher wird mehr ruhig schlafen können, sobald er das erfährt . . . Und kein Deutscher wird an den neuen Mix glauben, sobald er weiß, daß für den noch nicht 330 000 Dollar als Reklame ausgegeben wurden. (Fortsetzung aui Seite 89.)