Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Maria, des sonderbaren Königs Robert I. von Neapel natürliche Tochter, drohte hinüber zu Giovanni Boccaccio da Certaldo, ohne das Gesicht indessen zu ernsthaftem Grollen verziehen zu können. „Ihr seid unverbesserlich, Giovanni!" lächelte sie. „ — wenn Euch nun Johanna gehört hätte, was dann?" Boccaccio machte eine demutvolle Verbeugung: „Ich wage kaum auszudenken, was dann geschehen wäre, Fiametta", sprach er. „Eure Frau Mutter . . ." Maria bewegte ungeduldig den Kopf: „Nennt die Königin nicht meine Mutter, Giovanni .... Johanna ist nichts weiter, als eine Königin . . über meine Mutter müßt Ihr Euch ein andermal belehren lassen!" „Durch König Robert?" „Den Ihr getrost meinen Vater nennen könntet ... Er hat's selber zugestanden, Giovanni!" Maria lächelte, und ermutigt durch dieses wiedergekehrte Lächeln zog Boccaccio ein dünnes Heftlein aus der Tasche, das er aufschlug und Maria unter die Augen hielt. „Was ist's damit, Giovanni?" „Lest nur, Fiametta", forderte er das Mädchen auf. „Lest nur, wie Petrarca seine Laura anhimmelt . . Wie er sie anschmachtet . . Wie er sie anbetet . . ." Maria, des sonderbaren Königs natürliche und liebreizende Tochter, griff nachlässig nach dem Bändchen Gedichte, blätterte in der Handschrift und gab sie dann Boccaccio zurück: „Lest mir etwas daraus vor, ja? Es ist so schwer, diesen Mann zu ertragen . . ich liebe Euch, Giovanni, nur Eurer Art wegen . . . Und ich hasse diesen langweiligen Laura-Priester, eben weil er Lauras Priester ist . . . Was schreibt er denn da?" Boccaccio verzog das Gesicht: „Es ist so übel nicht, Fiametta ... Er ist ein anderer, dieser Petraica, als wir alle . . ." Maria wurde ungeduldig; sie stampfte mit dem Fuß auf: „Lest also oder lest nicht . . ." Boccaccio neigte das Gesicht und sprach mit unsicherer Stimme: „Das Heftchen enthält ein schönstes Gedicht, Fiametta . . ., eins, wie ich es nie zustandebrächte . . ." „Welches ist das?" „Es ist die erste Begegnung Petrarcas mit Laura . . . Hört an . . . 73