Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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gesagt, der Ehemann schickte sie voraus." „Da öffnete Teodora den Koffer ..." sagte Maria angstvoll. Ihre fiebrigen Augen sahen ein grausames Bild vor sich, ein grausam-schönes Bild ... Da war Teodora . . . und da war Riciardo . . . Aber Boccaccio schüttelte den Kopf: „Nein, Fiametta . . . Teodora öffnete den Koffer nicht ... Sie war nicht hungrig nach Juwelen ... Sie sehnte sich nicht nach Geschmeide, sondern nach ihrem Mann!" „Und der arme Riciardo blieb die ganze Nacht in der Kiste, sag doch, Giovanni!" Boccaccio schüttelte abermals den Kopf: „Nein, der arme Riciardo blieb nicht im Koffer, — er stieg zur Nachtzeit, während Teodora im Schlafe lag, hervor - und stahl der getreuen Frau das Amulett . . ." „Er stahl es?" forschte Maria ungläubig. „Er stahl es," beharrte Boccaccio, „und dann schlich er davon." „Aber nein!" sagte Maria in höchstem Unglauben. „Ich verstehe Riciardo nicht. Wirklich: er stahl nur das Amulett?" „Ja, wirklich, Fiametta ... Es ist wirklich so . . . Und am nächsten Tage kehrte Torello heim; er fand sein Weib verzweifelt. Das Fest der Keuschheit war angesagt worden, und die treueste aller Frauen, Teodora, besaß nicht mehr ihren Talisman .... Die Wut des Volkes erhob sich gegen sie . . ." „Was?!" unterbrach Maria den erzählenden Boccaccio. „ — und das Volk wollte die keusche Teodora steinigen . . ." „Hör" auf," lachte Maria; „hör au Das ist ein Märchen! Seit wann benimmt sich ein Volk so unsinnig"' „Da verdunkelte sich derüimme erzählte Boccaccio wei ter „und trotzder Nackt heit denn das Volk hatte Teodora das Kleid vom Leib gerissen! — trotz der Nacktheit also traf kein frevelhaftes Auge den unberührten Körper der Gattin Torellos!" „Die Sache mit dem Himmel ist ausgezeichnet", mußte nun auch Maria anerkennen. Boccaccio hob die Lider und starrte in eine weite Ferne. Er sah vor sich die Straßen von Florenz, die Menschenmengen, — er sah, wie der Himmel sich durch Zaubermacht bezog . . . „Giovanni", bettelte das Mädchen ihm zu Füßen. „Giovanni!" Boccaccio senkte den Blick, sein Auge glitt über das schöne Gesicht seiner Freundin. „Giovanni", bettelte diese nochmals, „hör' mal: kommt diese Geschichte auch in dein . . . wie heißt das Buch? . . ." „Decamerone soll es heißen, Fiametta." „Kommt sie auch hinein, ja?" „Soll sie?" Marias Blick verfinsterte sich: „Wie du meinst, Giovanni. . deine beste ist sie nicht!" „Nein?" Maria blickte hinüber zum Vesuv, und sich aus ihrer knieenden Stellung hochrankend, Wange an Wange mit dem Geliebten, ließ sie den Berg nicht aus dem Gesicht. „Giovanni," sagte sie mit leiser Stimme, „Giovanni, sag mir . . ., hat Teodora denn so fest geschlafen?" Phot. Decla 77