Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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h€&> l/O/V JAMES A. NEILLAN Machen wir den Versuch, eine Naturgeschichte des Filmstars zu schreiben, so gehört es dazu, nach seinem Ursprung zu fragen; wir wissen, daß die Belebung und Organisierung der Materie kein Spiel des Zufalles, sondern das Walten eines höheren Prinzipes darstellt. Ein Filmstar wird nicht von heute auf morgen geschaffen und in die Welt geworfen, es bedarf dazu einer gewissen Zeit der Vorbereitung, des Wachstums und der Eingewöhnung. Das kos= mische Prinzip macht sich auch beim Filmmenschen geltend, und wie überall, so stellt sich auch hier die Zeit des Wachstums als eine relativ kurze Dauer dar. Die Keimzelle des Filmstars ist aber etwas sehr Kompliziertes, denn, so sonderbar es klingt, sie offenbart noch in keiner Weise, in welcher Hinsicht eine Entwicklung eintreten wird. Wir können bei gewissen Keimzellen ohne weiteres voraussagen, daß sich aus ihnen ein Buchhalter, ein Predigtamtskandidat ergeben wird, — wir können bei gewissen Keimzellen auf werdende Oberlehrerinnen und Suffragetten tippen, . . . aber wann die Diagnose auf einen Filmstar lautet, das kann heute kein Gelehrter mit Bestimmtheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit sagen. Es gibt bei uns, im weiten, fruchtbaren und harten Amerika nur eine Kategorie Keimzellen, bei denen auf eine nähere oder entferntere Entwicklung zum Filmstar zu kalkulieren ist, und diese Keimzellensorte heißt „chorus g i r 1". Unbedingt gebe ich zu, daß auch aus einem „typewriting girl", aus einer „lady governess" eine Filmgröße erwachsen kann, aber das sind Seltenheiten, die fast unter die Rubrik der Kuriositäten fallen, also im „Anatomischen Kabinett der Seele" Platz finden müßten. Wenn nämlich eine Person des zarten, weiblichen Geschlechtes zur zarten Betätigung des Flimmerbandes hinübertendiert, so ist die Vorstufe dazu ganz eindeutig die eines „chorus girls" oder — wie es seit diesem Jahre heißt, einer „chorus lady". Ich gehe mithin nicht fehl, wenn ich für den Nachwuchs des Filmpersonals, der Filmschönheiten, das Chormädel als die gegebene Keimzelle betrachte, selbst auf die Gefahr hin, daß es auch hier selten zu eindeutigen und sicheren Diagnosen langt. In anderen Ländern, so hat man mit gesagt, sei es sehr zweifelhaft, wohin man sich wenden müsse, um bei Bedarf schöne Frauen und Mädchen zu bekommen; in Amerika ist das wesentlich einfacher. Man mag also über die Vereinigten Staaten denken wie man will: die eine Tatsache genügt zum Lobe Amerikas, daß es gewissermaßen eine Kaste von Mädchen gibt, die ohne Ausnahme schön und . . . begehrenswert sind. Und da der Film sich auf die Schönheit des einzelnen Menschen stützt, so braucht man nur auf einen Knopf zu drücken, um eine ganze Liste von Namen in der Hand zu haben, — jener Namen, deren Trägerinnen eben die Keimzellen von Filmstars sind. Man hat mir erzählt, daß diese Einrichtung interessant genug ist, auch in Deutschland besprochen zu werden. Sei es so! Mag man mich anhören! Die amerikanische Bühne hat eine Zwillingsschwester, das gepflegte Tingeltangel, das man gemeinhin „Follies" nennt. Anzahl sehr geschickter Unternehmer, die nichts anderes zu tun haben, als Ensembles von hübschen Frauen und Mädchen zu unterhalten. Diese Frauen sind einmal ein Ballett, ein andermal bilden sie eine Sketsch=Gruppe, ein drittes Mal geben sie eine Pantomime mit gesanglichen Einlagen. Es ist also keine hohe Kunst, was in 79 Es gibt eine ganze