Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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diesen „Follies" geboten wird, sondern eine Art Dressur. Aber diese Dressur hat den hohen Inhalt, daß die schönen Mädchen zu großer Routine in der Beherrschung ihrer Gliedmaßen abgerichtet werden, also stets das lernen, was im Rampenlicht besonders wirksam ist. Es gibt sogar einen bestimmten Unternehmer, der in ganz Amerika das Ansehen genießt, die prachtvollsten Mädchen bei sich zu vereinen; der Ruf, bei diesem Herrn Ziegfeld zu arbeiten, ist gleichbedeutend mit hoher Auszeichnung von Anbeginn. Noch vor einem Jahrzehnt war das Leben eines solchen Chormädels etwas sehr Umstrittenes. Damals, als James Forbes seine Komödie mit dem zugkräftigen Titel schrieb, es war so gegen 1910 oder auch etwas früher, konnte man ein Chor-girl noch auf zwanzig und mehr Schritte Abstand erkennen; damals war ja Schminke im Gesicht noch ein besonderes Kainszeichen. Und auch die Sprache des Chormädels von 1910 war so manieriert, weil man damals noch darauf hielt, „etwas Spezielles", „etwas Feines" zu sein, daß auch daran schon der Unterschied zwischen Mädel und Dame ganz offenbar wurde. Die Herkunft der Chormädel wies damals ausnahmslos in e i n Milieu, nämlich in das des bescheidensten und oft mittellosesten Bürgerstandes . . . Heute jedoch hat das gewaltig gewechselt: die „showgirls" und „chorusgirls" entstammen allen Graden der amerikanischen Gesellschaft, und ihr Benehmen ist vollkommen auf der Höhe der Zeit. Ist denn auch Schminke heute noch ein Verbrechen? Und ist die Eigenart in der Haartracht heute ein Unglück? Das „alte" Europa hat eben gar keine Vorstellung davon, daß auch das „junge" Amerika Zeiten der geistigen Einengung hinter sich hat und daß die Freiheit, wie man sie dem Lande Wa shingtons seit jeher angedichtet hat, selbst im Zeitraum von zehn und fünfzehn Jahren eine ganz 80 l'AL'I.INI: STAKKI-: einst music-tjirl. jetzt Filmstal andere gegen früher geworden ist. Ob ein junges Mädchen heute Chorus „Lady" oder Tochter eines Finanzmannes aus Wallstreet oder Mitglied einer altehrwürdigen Knickerbocker Familie ist, — das merkt kein Kuckuck mehr heraus. Alles ist auf einen Ton gestimmt, und wenn man in der Untergrundbahn einem blaßgesichtigen Mädchen mit einer Hornbrille gegenübersitzt, so kann dies sowohl eine Aspirantin auf akademische Grade wie auch ein Mitglied von irgendeinem „Follies" sein . . . Daß das für die Chormädel von Vorteil ist, beweist der Umstand, daß Stars wie Gwendolynne de Vere, Maybelle Montmorency, Betty Brown, Marion Davies, Shirley Vernon, Mae Murray und Nita Naldi zu denjenigen gehören, die sich auf diese Weise von einer unteren Stufe des Erfolges zu lichten Höhen internationaler Berühmtheit emporgearbeitet haben. In Deutschland, so hat man mir erzählt, ist es nahezu unmöglich, durch körperliche Vorzüge aufzufallen und sich mit den maßgeblichen Stellen in Verbindung zu setzen. Bei uns macht man's, wenn ein Aufenthalt in einem fashionab len Badeort nicht ausreicht, etwa so, daß ein junges Mädchen... nicht sofort zum Film geht, sondern . . . sich n aller Kürze die Dressur des Körpers anzueignen sucht. Mit anderen Worten, sich im Rampenlicht erprobt. Es steht ja sowieso fest, daß die Filmregisseure auf ihrer Suche nach neuen Gesichtern doch auch einmal durch die verschiedenen „Follies" Bühnen kommen und hier früher oder später ihre Auswahl treffen. Das heißt: „später" . . ., das ist schon ein böses Wort, denn auf das Morgen oder Uebermorgen verlassen sich die Mädchen nicht allzugerne; die Jugendschönheit ist ein kostbares Gut, und eine Frau, nein ein Phot. Newcomcr Mädchen muß