Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Das endlose Celluloidband Ein Film-Kalendarium von C i n e m a x. (Fortsetzung von Seite 64) 20. September. Ein Hel!a-Moja-Film kam einstmals im westlichsten Westen Berlins heraus; der Film „Düstere Schatten strahlendes Glück" aber mußte im „Colosseum" in der Schönhauser Allee geboren werden. Er ist darum nicht schlechter. Nur — die Presse wird wesentlich kühler in ihren Referaten, sobald sie äußerliche Ursache zu haben glaubt. Diese Einstellung nach dem Bestellpostamt des Kinos ist sonderbar; aber wir wissen nun definitiv, warum wir Personen, die im Berliner Osten wohnen, weniger schätzen, als die Parvenüs im Westen. Wir sind allzumal Sünder. 21. Septmber. Eine Nachricht.an derwir nicht vorüberkönnen: Alice Harrima n , die Gattin von JohnHarriman, ist zum Film gegangen. Sie mimt einige kleinere Rollen in Los Angeles, nachdem sie in Neuyork, wie man weiß, eine sehr große Rolle gespielt hat. Prachtvoll: — diese Naivität! In welche Firma hat John denn Geld gesteckt? Welche Firma will er mitdiesemZimmet hochpeitschen? Aber Ruhe, Ruhe: wir sind harmlos und falten die Hände. Jackie Coogan kommt auf seiner Weltreise in Berlin - nein: in Paris an. „Filmland" verfällt in den Fehler aller Zeitungen und Zeitschriften, dieses Ereignis zu registrieren. Aber im nächsten Augenblick besinnt sich „Filmland" darauf, daß die Zeiten der Reisen gekrönter Häupter und der Bahnhofs-Defilee? endgültig vorüber sind, und es fragt sich, warum um des kleinen Coogan willen hiervon eine Ausnahme gemacht werden soll. Jackie ist gewiß ein reizender Kerl, aber es führt doch wohl zu weit, dem kleinen Fratz internationale Aufmerksamkeiten zu widmen. Als Nansen nach Berlin kam, waren nicht zehn Menschen auf dem Bahnhof, und Nansen hatte doch manches gesehen und erlebt, und Nansen hatte doch Ziele und Aufgaben und eine Mission für ganz Deutschland in der Tasche. Aber niemand hat nach ihm gekräht. Da sollten wir uns aus der Pelle PAUL RICHTER und SA.ViSl >VK( >k\l wickeln um des lieben kleinen Jackie willen? Die Kirche muß im Dorf bleiben - heißt ein kluges Sprichwort . . „ „Filmland" fügt dem ein zweites hinzu: Wir wollen uns nicht lächerlich machen . . . 23. September. Ein Buch ist in Amerika erschienrn, sein Titel „W hat's wrong with the Mov i e s ?" deutet an, daß der Verfasser Tamar Lane reformieren will. Er findet auch tatsächlich heraus, daß die Amerikaner das Künstlerische dem Geschäftlichen unterordnen und da= her immer nur Halbes leisten werden. Es müsse mit dieser Unsitte aufgeräumt werden. „Nun wird es also endlich besser mit dem amerikanischen Film!" schreit emdeutscher Journalist. O nein: ein Whisky mit Soda macht alles wieder gut ! Wer wird denn gleich alles ernst nehmen?! 24. September. ""Die ~Deu lig"hat im Auftrage der Berliner Straßenbahn einen Film hergestellt : „Was tut die Straßenbahn zur Unfallverhütung?" Es ist anzunehmen, daß dieser Film auch hin und wieder in einzelnen Kinos gezeigt wird, leider aber erst dann, wenn die Kinobesucher ihre Straßenbahnfahrt schon hinter sich haben. Wie wäre es, an allen Haltestellen Vorführungsräume einzurichten, damit die Fahrgäste sich vor Antritt der Reise unterrichten können? Nebenbei bemerkt: — diese Filme sind ungemein schätzenswert! Neulich machte ein Pferd vor einem Postpaketwagen kurz entschlossen kehrt, so daß der Wagen, der gerade auf einer schiefen Ebene stand, sich auf die Seite legte und langsam umkippte. .Man mache also Filme für die Aufklärung von Postwagenpferden und zeige ihnen, daß derartige Kehrtwendungen untunlich und gefährlich sind. Und wenn die Postpferde gelernt haben werden, sich nach diesen Filmen zu richten, dann — ja, dann wollen wir sehr gerne daran glauben, daß auch die Menschen, wenn sie einen Straßenbahnfilm gesehen haben werden, nie mehr verkehrt absteigen. .. SO Früharbeit.