Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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SENSATIONEN VON REGISSEUR JOSEPH DELMONT ls ich im Jahre 1911 in Berlin bei der Deutschen Mutoskope und Biograph-Gesellschaft landete, dachte ich nicht daran, daß es mir vorbehalten war, zum Spezialisten für Sensationsfilme geprägt zu werden. Ich hatte in den U.S.A. bei American Biograph Co., kurz die A.B. genannt, und bei der Bison, 101 Ranch, wohl sensationelle Raubtierund Cowboyfilme herstellen müssen, doch war die Mehrzahl der Einakter (damals in der Entstehungszeit des „dramatischen" Films gab es nur kurze Einakter) sentimentaler Kitsch, in dem sich das Paar Held und Heldin erst nach mühseligen Abenteuern und Kämpfen kriegen konnte. Es war für den Manuskriptdichter etwas Leichtes, aber für den Regisseur zum Teil weit anstrengender. Ich kannte eine „Dichterin", die der A. B. Co. auf einen Schlag gleich achtzehn Manuskripte verkauft hatte. In diesen achtzehn lyrisch-poetisch-prosaischen Ergüssen hießen nun die darstellenden Personen jedesmal anders, auch der Name der Gegend, in welche der Held auszog, änderte sich von Manuskript zu Manuskript, aber sonst war alles derselbe Schmarren.— Man bedenke: es wurden zehn bis zwanzig Dollar für ein Manuskript bezahlt. Der Held zog immer gegen Westen. Da war Klondike, Alaska, dann Britisch-Columbien, Kalifornien, Montana, Wyoming und dann der Süden und Südwesten, und zwar Texas, Arizona, New Mexico und Lousiana, Es waren außerordentlich tapfere Burschen, die damals „Film spielten". Sie waren in den seltensten Fällen vom Theater. Sie konnten schwimmen, boxen, rudern und reiten. Dann sahen sie gut aus und hatten dadurch die Zuschauer bald in ihrem Bann. Held und Heldin hatten fast immer gefährliche Abenteuer zu bestehen, und diese Abenteuer gebaren den reinen Sensationsfilm. Die amerikanische „Magazine"-Literatur war früher sehr reich an allen möglichen,, d. h. mehr unmöglichen Abenteurergeschichten. Und nicht nur der Office Boy1, der Land und Schuljunge oder der Newsboy2 lasen diese geistigen Ausgeburten hirnverbrannter Skribenten, nein, auch das, was man bei uns hier das „Roman und Leihbibliothekspublikum" nennt, verschlang diesen Kitsch allmonatlich. Da die Menschen schon immer das Gefahrvolle, Nervenkitzelnde liebten, lag für den Filmfabrikanten nichts näher, als diese Sucht und den krankhaften. Kitzel des Publikums geschäftlich auszunutzen. Der erste, wirklich sensationelle Filim wurde im Jahre 1904 verbrochen. „The great 1 Laufbursche. 2 Zeilungsjunge. 33