Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Leblanc lachte verärgert: viel Zeit für Anne Cedraille . . . Und seine Karriere? Diese Weiber, — diese Weiber! So fiel ihm wieder ein, daß er zu Celeste gehen wollte. Frau Tufftar brachte das Frühstück; ohne Genuss nahm der Kommissar es zu sich. Dann fuhr er zu Madame Richepin. „O — , sie ist nicht auf," empfing ihn schon die Zofe. „Es ist gleich zehn, mein Kind," sagte Leblanc. „Warum ist Madame so im Rückstand? Ist sie wieder spät heimgekommen?" Die Zofe lächelte: „Madame war gar nicht weg, mein Herr . . . Aber das Telefon ging noch so spät . . . Und da kam noch Besuch . . " „Schau, schau," nickte Leblanc. „Ja, die Falter fliegen zu verschiedenen Zeiten ... Jedenfalls gehen Sie hinter, mein Kind, und sagen Sie Madame, ich ließe mich nicht abweisen, würde aber selbstverständlich bis nach dem Bad warten." Das Mädchen verschwand, und Leblanc setzte sich in einen hochlehnigen Polsterstuhl. Es schummerte in seinem Gehirn ein wenig, — er dämmerte zwischen Wachen und Schlaf dahin und grübelte in lichten Augenblicken darüber nach, wie sonderbar und verletzend es doch eigentlich sei, daß er heute im Vorzimmer von Madame warten müsse, während noch vor zwei Monaten . . . O, dieser niederträchtige, gemeine Pollard! Eigentlich sollte dieser gewissenlose Cretin sich ruhig das Genick brechen! Und Radeau auch ! Wer wohl heute nacht angerufen hatte . . . und dann gekommen war? Wer wohl . . .? Am Ende gar Radeau? „Madame bittet, der Herr möchte warlen", meldete die Zofe. Leblanc richtete sich auf: „Kommen Sie her, Kindchen," sagte er blinzelnd. Und als die Kleine vor ihm stand, lächelte er gewinnend: „Sie wissen, daß Madame und ich uns nahestanden, nicht wahr? Nun ja . . ." Und er fiel ins vertrauliche Duzen zurück: „Sieh mal, ich möchte gerne wissen, ob heute nacht Herr Radeau angerufen hat . . . oder wer sonst?" „Ich weiß es nicht," sagte das Mädchen. „Madame ist selbst öffnen gegangen." Leblanc schnalzte vernehmlich: „So so..., ja dann! Haben Sie nicht die Garderobe draußen hängen sehen? Um wieviel Uhr war es?" „So gegen ein Uhr." „Hm . . . und die Garderobe? Wann ging der Herr wieder fort, mein Kleines? Ich sage Madame nicht wieder, was Du mir erzählst!" „Er ging schon nach einer Viertelstunde," sagte das Mädchen. „So schnell?" Leblanc stutzte, und er wurde nachdenklich. Und dann wurde er mit einem Schlage ganz munter und ganz lebhaft. „Die Garderobe, mein Kleines," mahnte er, „wie sah die aus? Sprich, sprich!" „Ich habe keine Garderobe gesehen," erwiderte das Mädchen, „ich sagte schon, Madame ging selbst hinunter." „Und draußen — im Vestibül, mein Kind, stand da nicht etwas, was nicht dorthin gehört, ein Gepäck meinetwegen... oder so was?" „Ach ja," besann sich die Zofe, „ein kleiner gelber Handkoffer ... Ich dachte, Madame hat ihn hingestellt... Warten Sie, Herr, ich werde nachsehen, ob er noch da ist . . ." Sie verschwand und kam kopfschüttelnd zurück: „Der Koffer ist fort, mein Herr . . . Wirklich !" Leblanc nickte aufatmend: „Es ist gut mein Kind . . . Hier haben Sie etwas für Ihre Erinne Madame Richepin schob wieder ein Schulterbändchen in die Höhe, und Leblanc platzie hart und unvermittelt heraus: „Haben denn Deine Reize gar keine Wirkung auf Henri Sabadell ausgeübt, meine Liebe?" 49