Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ist der richtige Moment. Meuchlings zücke ich meinen Kodak, um das interessante Bild festzuhalten. Dann kehrten wir ins Hotel zurück. Ein kühler Abend senkt sich auf die Märchenstadt. Das Maskenfest im Heliopols-PalaceHotel nimmt seinen Anfang. Wie ein Feenpalast wirkt dieser in rein arabischem Stil errichtete, einer Moschee gleichende Prachtbau. Die ganze Front schwimmt in einem Meer von Licht. Um Erker und Balkons ziehen sich feurige Guirlanden. Der zweite Platz vor dem Hotel ist durch hohe Kandelaber tageshell erleuchtet. Aegyptische Gendarme in kleidsamen Uniformen galoppieren auf tänzelnden arabischen Rappen ordnend hin und her. Ueber einen Teppich, gewebt aus herabrieselnden roten Blüten, trippeln entzückende, kleine Füßchen. Unter buntfarbigen Abendmänteln, auserlesenen Pelzen leuchten Frühlingsgedichte von Toiletten. Hinter schwarzen, roten und weißen Masken funkeln erwartungsvoll Fraueiv äugen. Die wundervolle, mit hohen marmornen Säulen geschmückte Halle ist von einer hohen Kuppel überwölbt. Ein tolles Maskentreiben hat eingesetzt. Ueber die mit schwellenden Teppichen und bunten Bronzelampen geschmückte Treppe flutet ein nicht endenwollender Karnevalzug. In den Sälen und Galerien wogt in den malerischen Trachten des Orients eine froh erregte Menge. Eilfertig drängen sich hochgewachsene Krieger, ernst dreinschauende Priester, schmalfeßlige Aegvpterinnen. Als Scheherazade war unsere Begleiterin eine der entzückendsten Masken. In schimmernder, goldüberladener Pracht geht der Märchen-Kalif Harun al Raschid auf Abenteuer aus. In übermütiger Stimmung verteilt er an die ihn umringenden Odalisken Imitationen farbiger Smaragden und Rubine. Kein Zweifel — es ist der Pascha. Schon hat er uns erblickt, stürzt auf uns zu. Begrüßt uns in überströmender Freude und trinkt allen Propheten zum Trotz ein Glas Sekt nach dem andern. Eine Schar von Tscherkessinnen stürmt heran. Wie durchleuchtete Glut schimmern ihre roten Kosakenmäntel. Immer aufpeitschender die Musik, immer wilder der Tanz. Wirbelnd fliegt der Märchenkalif mit unserer Diva davon. Schon ist er im Gewirr verschwunden. Wir hinterher. Lange suchen wir in der wogenden Menge vergebens. Schließlich gelangen wir auf die Terrasse. Im Garten unter uns ist es still und verschwiegen. Palmen neigen ihre rauschende Schönheit über Myrtensträucher. Rosenrote Blütenschleier wallen. Berauschender Duft strömt aus den Fliederbüschen. Hinter einer Säule verborgen spähen wir umher. Manch' artig Märchen aus Tausendundeiner Nacht spielt sich vor unseren erstaunten 68 Blicken ab. Durch die Büsche schimmern goldgestickte Kleider. Da haben wir sie entdeckt. Hinter Palmen erzählt die entzückende Scheherazade dem zu ihren Füßen lauschenden Sultan süße Märchen. Sie müssen wohl sehr interessant sein, denn der turbangeschmückte Kavalier wird des Zuhörens nicht müde. Rauschende Musik dringt aus dem Saale. Plötzlich springt Scheherazade unter eine freistehende Palme, bewegt sich zu den Klängen der feurigen Musik. Die blütenschlanke Gestalt streckt und dehnt, biegt und wiegt sich in vollendetem Rhythmus der Glieder. Der Pascha ist begeistert, entflammt, winkt einem Negerknaben, reißt ihm den Korb mit den blutroten Rosen aus den Händen, streut sie über die Tänzerin. Wir lehnen uns über die Marmorbalustrade. Jetzt hat uns die Tänzerin erblickt. Ein Fächerschlag auf den Turban des Paschas. Ein glockenhelles Lachen. Wie ein Wirbelwind fliegt sie durch den Garten und ist im Augenblick in der schillernden Menge verschwunden. Atemlos betritt sie die Terrasse. Aus zerflatternden Nebelschleiern lugt neugierig der Mond. Auf Rosenbüsche und blühenden Oleander läßt er sein Zauberlicht sickern. Lachend saßen wir noch eine Weile zusammen. Dann begleiteten wir die Diva auf ihr Zimmer. In der Bar saßen der Amerikaner und ich noch lange zusammen. An kleinen Tischen eine gewählte Gesellschaft. Kristall funkelt, Silber blitzt, Champagnerpfropfen knallen. Plötzlich steht der Pascha vor uns, stürzt ein Glas Sekt herab — und dann entspinnt sich folgendes Gespräch: „Was soll sie kosten?" — „Was meinen S!e damit?'' — „Wieviel verlangen Sie für die Diva?" — „Sind Sie toll geworden? Hope Hampton ist meine Frau!" — „Das schadet nichts. Ich biete 1000 englische Pfund!" — „Das ist ja hellster Wahnsinn." — „Durchaus nicht. Bei Allah! Ich muß diese Frau besitzen. Koste sie, was sie wolle. Diese Vollendung, diese berauschenden Fesseln, diese Linienvergeudung." — Der Amerikaner springt auf: ..Genug, mein Herr, kein Wort mehr." — Seelenruhig erwidert der Pascha: ..Ich biete 2000 Pfund." — Und nun beginnt dem Amerikaner die Sache Spaß zu machen; ein diabolischer Gedanke durchzuckt sein Hirn: „Gut, ich werde mir die Sache überlegen, morgen vormittag um 10 Uhr können wir auf der Terrasse von Sheapard das Weitere besprechen."