Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Unser Zug nähert sich mehr und mehr dem Nildelta. Der Fluß wird immer breiter. Von Schilf eingefaßt funkeln seine Wogen in der Sonne. In der Ferne blitzt der Spiegel des Mittelländischen Meeres. Brausend fährt der Zug in die Halle von Alexandria ein. Im Schlepptau einer Dampfbarkasse geht es über die sonnenübergossenen Wogen des Hafens. Dann über die blumengeschmückte Schiffstreppe. Es gilt Abschied zu nehmen von dem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Noch einmal grüßt all die zauberische Schönheit Aegyptens herüber. In schimmerndem Weiß glänzen die Häuser Alexandrias. Wir fahren! Noch winkt eine Zeitlang die Küste mit ragenden Burgen und alten Mauern. — Und endlich versinkt in rotglühenden Fluten die Sonne. Der Cffekt — die dramaturgische Rosine Oberregisseur Hans Winge (er Effekt wird, nach Größe und Gewicht geordnet, vom Autor zuerst gut im Manuskript placiert, dann erst ausgearbeitet. Manchmal macht man es auch anders. Der Effekt ist ganz unter uns so ziemlich die Hauptsache der Filmhandlung. Was, meinen Sie, wären die amerikanischen Filme, ohne ihre ausgezeichnet placierten und ersonnenen Effekte? Man erlasse mir die Antwort im Interesse unserer Filmverleiher. Aber so sind sie zweifellos amüsant und spannend und bringen jedem etwas. Daher auch ihr Welterfolg. Die Dramen haben den leichten Effekt ungefähr im zweiten, den schweren im vorli t/fen oder letzten Akt, von den zahllosen kleinen, die Schauspieler, Regie, Photographie, Licht und Landschaft bringen, ganz zu schweigen. Anders bei den Sensationsfilmen, wo der krasse Effekt jeden zweiten Akt zu sehen ist, der bei den gewöhnlichen, den spannenden Dramen, nur einmalig, als Rosine an den Schluß gesetzt ist, der entweder aus dem sieh küssenden Heldenpaar (im Grünen oder vor der untergehenden Sonne, Wellenspiel usw.) oder einem kurzen „Epilog" besteht, der einen „goldig" strampelnden Säugling zeigt; ob er grient oder heuli egal, das glückliche Heldenpaar sitzt, eng umschlungen, lächelnd daneben. Die Effekte in den Lustspielen sind häufiger, aber weniger nach Wirkungskraft geordnet (I ür das bloße Erfinden von lustigen I ffekten sind Herren und Damen mrl hohen Summen engagiert. Das schließt aber nicht aus, daß man denselben I ffekl bei /rhu verschiedenen Komikern unverändert wiedersieht ) Wir sah n bei den Amerikanern an „starken" Effekten: Rettung aus Feuer, I uft und Wasser und bisweilen aus 'H linet inszenierte Raufereien (Milton Sills Walter long in „Insel der verlorenen 70 Schiffe", Milton Sills Noah Barry in „Die Raubgeier von Nevada"); und an „komischen": Unwahrscheinlich krasse Gegensätze in der Karikatur (Mord und Totschlag, nur von einem Dutzend aufwärts, Realstes als Phantasmägorie und umgekehrt, Parodie der „großen Sensationen"). Die europäischen, sagen wir besser: die deutschen Filme, sind mehr für die Effekte psychologischer Natur. Wo die Amerikaner eine Stadt anzünden und wüs*e Gemetzel veranstalten, setzen die Deutschen den 1 leiden ins rechte, etwas schummerige Licht und lassen ihn — leiden. Fr sieht also entweder stark in die Kamera — oder er gebiert, indem er zum Fenster hinaussieht, eine diskrete Falte auf der hohen Stirn. Es muß zugegeben werden: am richtigen Fleck und gut geschnitten ist es ein hochanständiger Effekt. (Ist es eine Heldin, so senkt sie unter Lidergeklapper das Haupt.) Dann gibt es noch eine Anzahl kleiner Effekte: Großaufnahmen (etwas abgegriffen), bebende Intrigantennüstern (Spezialist: Herr Karl Falkenberg), plötzliche Meeresbrandung (grüne Virage), wogende Brustkästen (feminin und maskulin), umgestürzte Tische (nach dem Verbrechen), Schatten (wenn viel vorhanden, Garantie für künstlerische 1 eistung), blitzblanke Uniformen (zehn Beispiele, Mitbürger!), symbolische Bilder (zitternde Hände, ein fallender Apfel, eine angebissene Stulle, eine alte Zeitung, ein ungeschliffenes Rasiermesser, ein leeres Schnapsglas, ein rülpsender Vater — also unglückliches Familienleben). Hier reicht menschliche Phantasie nicht aus. Die Zukunft w ird uns lehren. Die Schweden verquicken schöne Landschaftsbilder mit schönen, anmutigen Menschen und (amerikanischen) krassen Sensationen (nui gegen Schluß)....