Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Wie ich meine Gloria fand Von V i c t o r C o 1 1 a n i noch 14 Tage bis zum meines nächsten Films, t, wie man es nehmen will, irze oder lange Zeit und richtet sich ganz nach der Beschaffenheit des Geldbeutels; und LJV/>4 da bei mir der seltene Fall einV getreten war, von meinem letzten Filmen etwas erübrigt zu haben — wir Filmliebhaber können uns wirklich monatlich kein Auto ersparen — , so beschloß ich, da mir 50 Ateliertage bevorstanden, zur Erholung nach Uffing am Staffelsee zu fahren. Ich benutzte den Nachtschnellzug Berlin — München und rechnete mir aus, bei günstiger Anschlußmöglichkeit, am nächsten Mittag in Uffing zu sein. Wenn man so 16 Stunden hintereinander im Zuge sitzt, hat man die merkwürdigsten Gedanken, man kommt auf die ulkigsten Ideen und klammert sich an irgendeiner Sache fest, die man sonst gewöhnlich nur ganz flüchtig gestreift hätte. So auch ich. Mir fiel plötzlich ein Name ein, ein Name, den ich bisher nur aus Zeitungen oder Büchern kannte, Gloria. Ich hatte diesen Namen bisher eigentlich nur zweimal gehört oder gelesen. Einmal in einer Biographie Carusos, dessen Tochter Gloria heißt, und zweitens zuletzt in einem verfilmten Roman. Ich persönlich finde diesen Namen wundervoll, zugegeben, daß er natürlich nicht für jede Frau paßt, aber unter Gloria stelle ich mir das Ideal, mein Ideal von Frau vor. Jung, schön, klug, vor allem schöne Zähne und schöne Beine, dabei ganz Dame. Also Gloria! Der Name ging mir nicht aus dem Kopf. Meine Erholungsfahrt nach Uffing schien mir eine Jagd nach einem Phantom zu werden. Mittags um 1 Uhr traf ich in Uffing ein. Mit meinem Handköfferchen, die Gedanken stets an Gloria, ging ich ins Dorf. * Wer Uffing kennt, weiß wie idyllisch dieses Dorf gelegen ist. Umgeben von Bergen, am Ufer des eisenhaltigen Staffelsees, 150 Meter über dem Meeresspiegel. Vom Bahnhof hat man noch 10 Minuten in das Dorf zu laufen. Ich war nach der langen Reise sehr müde und hatte nur einen Wunsch: schnell einen Gasthof zu finden, um ein paar Stunden auszuruhen. Ich hatte aber Pech; von den drei Gasthöfen waren zwei schon besetzt, so blieb mir nur noch „Bierheini" übrig, der außerhalb des Dorfes lag. 72 „Bierheini" ist ein kleiner Gasthof, nach seinem Besitzer Heini benannt, der das gute bayerische Bier wirklich in lächerlichen Quantitäten vertragen konnte. Als ich bei „Bierheini" eintrat, war kein Mensch da, alles war auf der Alm bei den Kühen. Mein Blick fiel auf eine Tafel, die im Flur hing und anscheinend die Namen der Gäste trug. Ich blieb einen Moment fassungslos stehen, und meine große Müdigkeit war im Moment vollkommen vorüber. War es denn möglich?? Ja, gibt's denn so was? Die Tafel zeigte zwei Namen: Zimmer Nr. 1: Frau Hauptmann von Katte. Zimmer Nr. 2: Gloria von Wilhelmsthal. Ich faßte mich unwillkürlich an den Kopf. Muß man wirklich erst 16 Stunden von Berlin fahren und in ein Dorf von 200 Einwohnern kommen, um dort sein Ideal zu finden? Es kam mir wie ein Märchen vor — und doch, da stand es doch ganz deutlich, Gloria, — Gloria — Gloria! Mein Entschluß stand fest: ich bleibe hier. Da kam auch schon Bierheini. Ein Zimmer war gerade noch frei, schräg gegenüber von Gloria. Heini fragte mich nach meinem Namen, bat, ob er nicht auf die Tafel meinen Beruf mitaufschreiben dürfe, dann ärgere sich die Konkurrenz. Mir war alles egal, für mich gab es nur eins: Gloria! * Am anderen Morgen war ich schon um 6 Uhr auf den Beinen. Die Sehnsucht, Gloria kennenzulernen, ließ mir keine Ruhe. Wie ich hinunterkam, brachte Heini mir schon eine „Maß" Bier. Mir war schlecht bei dem Gedanken, früh um 6 Uhr Bier zu trinken. Na, Heini sah das denn auch ein und brachte mir nach einer Stunde Kaffee. In der Gaststube war sonst alles ruhig. Von der Frau Hauptman und von Gloria war nichts zu sehen. Da hörte ich Schritte. Mein Herz schlug lauter. Eine ältere vornehme Dame betrat das Frühstückszimmer, mich mit einem sehr höflichen „Guten Morgen" begrüßend. Zweifellos war sie Glorias Begleitung. Aber wo blieb nur Gloria? Heini kam zu Frau Hauptmann, die am Tisch gegenüber von mir Platz genommen hatte. ..Wie geht's der Gloria?" fragte Heini, der die 1 rau Hauptmann wohl seit längerer Zeit kennen mußte. „Danke," erwiderte Frau Hauptmann, „sie hat noch etwas Husten, aber es wird schon wieder werden!" Ich hatte mein Frühstück beendet und ging in mein Zimmer hinauf. Vielleicht triffst du