Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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HANNI WEISSE: „Nein, das kann ich wirklich nicht! Spielen Sie die Rolle selbst, Boese! Wo soll ich so^viel Anmut hernehmen?" (Phot.: K. Lindner) sein Lustspiel „Der Tänzer meiner Frau" inszeniert. Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht etwa um ein deutsches Sujet, — wie könnte das auch! Zwei Franzosen, deren Namen hier nicht genannt zu werden brauchen, weil sie doch nur irgendwelche Neuphilologen kennen würden, haben einmal ein Lustspiel „Le Danseur de Madame" geschrieben, und das wurde nunmehr von Regisseur Corda sozusagen für den Film erobert. Eingenommen. Adoptiert. Adaptiert. Okkupiert und: — natürlich auch besetzt. Maria Korda spielt die Hauptrolle. Wirklich: sie sieht allerliebst aus, diese hübsche Frau; vielmehr zu sehen war sonst allerdings nicht: Livio Pavanelli promenierte zwischen den Dekorationen. Corda warf mir von Zeit zu Zeit wegen der Störung einen bösen Blick zu, und schließlich drückte ich mich südwärts, weil dort Ossi Oswalda in anregendem Gespräch mit ihrem Regisseur begriffen war. Aber auch dort hatte man keine Verwendung für mich ... Es ist schwer, Focus zu heißen und danach zu leben. Wie ganz anders wirkt doch dies Zeichen auf mich ein: im Trianon-Atelier im Grunewald ruft Harry Piel: „Probe!" — Etliche Schauspieler proben, einmal geht es die Reihe um. Dann ruft Piel: „Licht! Aufnahme!", und schon drehen die beiden Opsrateure Muschner und Wolf, was die Kurbel hergeben und das Filmnegativ halten will. Es wird fleißig gedreht, es wird ununterbrochen gedreht, in einer halben S:unce werden vier E nstelljngen gedreht! Oh, Fritz Lang, lieber Fritz Lang: wie entsinne ich mich doch noch der Tage, da Sie Ihren Nibelungen-Film drehten und die Darsteller beinahe Tobsuchtsanfälle bekamen, weil vom Morgen bis zum Abend . . . nur geprobt, nicht aber aufgenommen wurde. Die Darsteller mußten sich ganz und gar in den gotischen Stil einleben, — aber, es ist ja richtig: was sollte Harry Piel mit einem gotischen Stil? Tempo! Tempo! — Das ist das, was er verlangt. Und außerdem steht Piel auf dem Standpunkt, daß allzuvieles Proben die Gefühlsintensität der Darsteller beeinträchtigt. Zweifellos müssen die Künstler auf die eine Arbeitsmethode genau so gut eingestellt, genau so gut gedrillt sein wie auf die andere. Da bleibt dann wenig Zeit, die letzten Schnurreu „vom Bau" zu erzählen, und wenn wirklich einmal eine Atempause eintritt, so langt sie nur zum allerkürzesten Witz, etwa zu diesem: Am Tage der Hindenburg-Vereidigung kommt Direktor Gustav Althoff erst in den späten Mittagsstunden in einen bekannten Zirkel, wo er schon erwartet wurde, lautes Hallo begrüßte ihn. „Du warst wohl bei Hindenburg zum Mittagessen?!" . . . „Hast du wenigstens Aussicht, daß du jetzt Minister wirst?" . . . schwirrte es um ihn herum. Und ein Vorwitziger fragte keck: „Was hat Hindenburg Ihnen denn gesagt?!" Gustav Althoff maß den Frager mit einem spöttischen Blick und lächelte vergnügt: „Was er gesagt hat? . . . Gustav, hat er gesagt . . . Aschermittwoch und und — — Tannenberg — — — das waren die feinsten Dinger, die wir gedreht haben!" . . . Sprachs und verschwand ins Eßzimmer. 77