Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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Sie trifft des Morgens nie verspätet im Atelier ein Sic lächelt einen freundlichen Gruß an alle Arbeiter, welche bei ihren Aufnahmen beschäftigt sind ■ — vom Regisseur bis zum Elektriker und Laufjungen. — Sie sitzt nicht müßig umher und raucht lange Zigaretten auf noch längeren Zigarettenspitzen. Ich habe sie eigentlich noch nie rauchen gesehen. Sie ist nicht übertrieben temperamentvoll. Wer sie ist? Sie ist Baclanova, früher Schauspielerin am Moskauer Künstlertheater und jetziger Flimmerstar in Hollywood. Baclanova ist fabelhaft interessant. Obwohl sie ihr Temperament ihren Mitarbeitern gegenüber im /^aum hält, vergleicht man die Russin häufig mit einem Vulkan, welcher einem Ausbruch nahe ist. Sic ist voll von nervöser Energie — dynamisch. Sie kann mit dem besten Willen nicht länger als einen Augenblick stillesitzen. Nur manchmal packt es sie. Dann sitzt sie stundenlang auf ein und demselben Fleck und hört kaum, was ihr gesagt wird, sondern starrt abwesend ins Weite. Doch diese Stimmungen kommen nur äußerst selten vor. Man findet Baclanova meistens lebendig, gespannt und sprungbereit, wie ein edles Vollblut, das auf das Fallen der Barriere wartet. Die Schranke fällt, wenn die Aufnahme beginnt. Sie stürzt sich, sich selbst vergessend, mit ungeheurem Feuer in ihre Rolle. Nach Beendigung ihrer Szene ist sie oft gänzlich erschöpft, aber ihre Kräfte, sich in kürzester Zeit wieder zu sammeln, sind ungeheuer. An seltenen Anlässen, wenn Baclanova grübelt, ist sie unergründlich. Sic selbst weiß nicht einmal, was sie sieht, wenn ihre blaugrauen Augen unbeweglich in die Ferne schweifen. Eine unglaublich große Schwermut scheint ihre Seele dann zu befallen — schwarz und undurchdringlich. Vielleicht ist es ein Erbe ihrer Vorfahren, die in den düsteren Steppen Nordrußlands einen zähen Kampf ums Dasein führten? . . . Nur eins kann Baclanovas schwarze Wolkenwand durchbrechen, und zwar das Wort des Regisseurs. Wenn Baclanova vor die Kamera gerufen wird, wirft sie ihre düsteren Gedanken gleich einem schwarzen Mantel von sich. Niemand und nichts anderes kann sie aus dieser schwermütigen Stimmung in die Wirklichkeit zurückrufen. Ein zerstreutes Lächeln und einsilbige Antworten sind ihre einzige Erwiderung. Baclanova ist aber niemals unhöflich, denn sie ist vor allem anderen ein sehr freundliches Menschenkind.