Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Florence Vidors neueste Rolle Für die eleganten Salonstücke, die halb Komödien, halb Schauspiele sind, jedenfalls in Leichtigkeit und Grazie vorüberfliegen, hat man in Amerika ebensowenig Darstellerinnen als anderswo. Die Swanson ist ein urwüchsiges Talent, aber ihr Hang zur Groteske macht sie vor allem zur Darstellung derber Typen geeignet. Ihre Saddie Tompson, ihre Madame Rccamier waren aus einem Guß, beides aber Geschöpfe, die nicht in der Atmosphäre des Salons groß geworden. Constance Talmadge ist unübertrefflich in heiteren Wirkungen, in schelmischer Grazie — aber auch sie kennt die ganz leinen Reize des leisen Spieles nicht. Sie ist nur Heiterkeit, während die auf gleichem Gebiete beheimatete Marie Prevost es sogar an Keßheit nicht fehlen läßt, wie ihre rüdige Bolle im ,, Gottlosen Mädchen" am besten bewies. So bleibt allein Florence Vidor, die alle überstrahlt durch die sanfte Schönheit ihrer Erscheinung und die schöne Sanftheit ihres Gemütes. Und ist sie zuerst als die kleine Eifersüchtige in der ,,Ehe im Kreise" bekannt geworden, eine Rolle, die man sich mit keiner anderen Schauspielerin der Welt besetzt denken könnte, weil keine andere an einer gewissen Weinerlichkeit vorübergegangen wäre, die im Bannkreis der Rolle Hegt. Die Vidor war ganz gelockert, ganz zart und verhalten. Man sah, wie sie einmal mit den Tränen kämpfte, aber dann lächelte und sich nicht aus der Ruhe bringen ließ. Die Vidor war rührend — und das ist sie immer. Florence Vidor stellt, wie man öfter behaupten hört, den Typ der großen amerikanischen Dame nicht dar. Nicht jener Kreise vielleicht, deren Vorfahren mit der Mayflower herüberkamen und deren Damen heute in Boston und Philadelphia ein strenges Regiment führen, eifersüchtig darauf achten, daß niemand, der nicht siebenmal gesiebt ist, in ihre Kreise tritt. Die Vidor ist modemer, gewiß auch die Dame der Oberen Vierhundert, aber mehr New York, Riverside Drive oder Park Avenue, vielleicht mit kalifornischem Einschlag: etwa Pasadena, wo Kaliforniens berühmteste Millionäre wohnen, die Buschs (Nachkommen deutscher Brauer), Leverhulmc, der Seifenkönig und der Rasierklingen-Erfinder Gillette. Dabei ist Florence Vidor nicht einmal gebürtige Amerikanerin, sondern eine Ungarin. Aus dieser Abstammung erklärt sich -v.^ Im manchmal ihr Pointieren einer Nuance, man denkt anCzardas und Paprikaspeck — aber beides natürlich auf Silber serviert. Sehr jung heiratete sie einen kleinen Schauspieler, King Vidor, mit dem sie ein Leben auf Gastspielen im amerikanischen Mittelwesten führte, wie es wohl keinem amerikanischen Schauspieler erspart bleibt. Da beide nichts besaßen, war es eine Liebesheirat, wie sie unter der jungen Welt in U. S. A. üblich ist, denn die Mitgift kommt dort nur bei sehr reichen Leuten in Frage, und die Zimmereinrichtung kauft immer der Mann. Es wird behauptet, daß die Vidors so arm waren, daß sie einen Teil des Weges, durch Steppen und Gebirge, zu Fuß zurücklegen mußten. Nun, sie langten schließlich an und mußten die Leiden aller Unbekannten in reichem Maße auskosten, King war anfänglich Manuskriptschreiber und Hilfsregisseur — Florence nichts.