Film-Magazin Vereinigt Mit Filmwelt (1929)

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ß-esäcAiel cßfco da HocUL VonunseremLondonerB. C. P. -Korrespondenten. Das Savoy-Hotel am Strand in London, der Treffpunkt der „Society" der englischen Metropole, ist nun das Hauptquartier Lya de Puttis, in dem sie ihre zahlreichen Verehrer und Bewunderer tagaus, tagein empfängt, so daß selbst der Vertreter des Kinematographen tagelang auf die Gelegenheit warten mußte, mit dem nach Europa zurückgekehrten Filmstar zu sprechen. Es ist ganz eigenartig, festzustellen, wie sehr die sonst doch so kühlen Anglosachsen aus ihrer Reserve heraustreten und der typischen Vertreterin des Vampyrtyps bewundernde Verehrung zollen. Es ist aber dabei zu bemerken, daß immerhin ein Unterschied zwischen ihr und den seinerzeit so berühmten anglosächsischen Vertreterinnen dieses Typus besteht. Theda Bara und Barbara la Marr, die seinerzeit die gefeiertsten Stars am dortigen Filmhimmel waren, hatten auch in ihrem Privatleben ganz und gar die Allüren des Vamps, der ihrem Wesen diesen Stempel aufgedrückt hatte. Lya de Putti, trotz äußerlicher Ähnlichkeit, ist aber eher das hübsche ,,enfant terrible" oder ,,Naughty child", wie sie es hier nennen, das alle in seinen Bann zieht. Und die Zahl ihrer Freunde steigt täglich. Nach längeren Versuchen erst gelang es Ihrem Korrespondenten, der Künstlerin in der Halle des Savoy-Hotels habhaft zu werden. Nach den üblichen Begrüßungsworten, wobei er feststellen konnte, daß Lya de Putti trotz ihres langen Aufenthaltes in Amerika noch immer nicht gut oder halbwegs gut englisch spricht und auch das Deutsche hart behandelt, erklärte sie, daß in den Vereinigten Staaten alle Ausländer enge Kreise bildeten, in denen man natürlicherweise sich niemals des Englischen als Konversationssprache bediene, so daß sie also fast immer ihre Muttersprache, Ungarisch, gesprochen habe. Die natürliche Faulheit und Geringschätzung dieses Umstandes bringe es dann so w^eit, daß man trotz langen Aufenthaltes niemals eine fremde Sprache im Lande selbst erlerne. ,,Aber in London hier," sagte Lya de Putti mit einem süßen Lächeln, „hier muß ich wohl schleunigst darangehen, englisch zu lernen. Ich habe nämlich einen sehr vorteilhaften Kontrakt mit der British International und habe jetzt die Hauptrolle in dem Film „The Informer", welcher sich mit den schrecklichen Konflikten in Irland befaßt. Ich habe hier die Rolle eines Mädchens aus dem Volke zu spielen und Gelegenheit, alle Register der Leidenschaften und meiner Darstellungskunst spielen zu lassen. Wie Sie wohl noch nicht wissen werden," sagte Lya de Putti dann weiter, „hätte Emil Jannings, mein Partner aus dem Film .Variete', auch hier die männliche Hauptrolle spielen sollen, konnte aber infolge anderweitiger Verpflichtungen \ \ri rlo Putti nicht annehmen. Es wäre eine Bombenrolle für ihn gewesen, und als ich das Manuskript gelesen hatte, konnte ich mir Emil so recht darin vorstellen." Hier gab uns dann Lya de Putti eine private Probe ihres Könnens, indem sie mit unglaublicher Treue verschiedene Gesten und Bewegungen, ja selbst die Mimik Emil Jannings' so verblüffend nachahmte, daß selbst Jannings, hätte er sie hier gesehen, ein bißchen überrascht von Lya de Puttis Imitations und Darstellergabe gewesen wäre. ,,Aber", so fuhr Lya de Putti dann nach dieser kleinen Unterbrechung fort, ,,mein derzeitiger Partner, Lars Hanson, ist ebenfalls ein hervorragender Schauspieler und der richtige Mann für die schwere Rolle." Über Elstree im Vergleich zu den deutschen und amerikanischen Ateliers befragt, meinte Lya de Putti, daß die englischen Ateliers in keiner Weise den übrigen europäischen Großateliers nachstünden und auch ruhig einen Vergleich mit Amerika aushielten, wenn man von der Größe absähe. ,, Haben Sie sich auch im Tonfilm versucht, Fräulein de Putti?" ,, Jawohl. Ich hatte einige Probeaufnahmen, und man erklärte mir, daß meine Stimme sich sehr gut mache. Aber, wie schon früher erwähnt, war meine Unkenntnis des Englischen ein großes Hindernis. Im allgemeinen bin ich ja nicht sehr traurig darüber, weil ich mich nicht allzusehr für diesen Zweig der Filmkunst interessiere. In Hollywood habe ich eine ganz andere Leidenschaft gehabt, die ich auch in kurzer Zeit meinen Freunden in Berlin vorführen werde. Ich habe nämlich fliegen gelernt. Es war nicht ganz leicht, und ich hatte lange damit zu tun, bis ich nach meinem ersten Alleinfluge, der über vierzehn Stunden dauerte, und mit einer glatten Landung auf schwerem Terrain endete, meinen Fliegerschein erhielt. Dann ließ ich mir auch einen Spezialaeroplan aus England kommen, mit dem ich in Amerika flog, und mit dem ich nach Beendigung meines I Films von hier nach Berlin fliegen werde. Ich willi eine Weile dort bleiben und dann für einen Monat zu meiner Familie nach Ungarn fahren. Vorläufig bitte ich Sie, durch den Kinematographen alle meine besten Grüße nach Deutschland zu bringen." Damit war die Unterredung mit der Frau zi Ende, die einen so seiter warmen Empfang durch Presse und Publikum ir England gefunden hatte, unc die sich rühmen kam, di« äußerliche Ruhe und Kühlt dieses ungewöhnlich erre gungslosen Volkes der An glosachsen verwirrt zu ha ben. Lya de Putti gehör zu den gefeiertsten Persrn lichkeiten des Beginns de heurigen „Season" in Lon den. Immerhin ein Er folg.