Der Kinematograph (January 1909)

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No. 107. Der Kinematograph — Disseldorf. hältnisse muss unsere Tätigkeit Strahlen in aller Herren Länder werfen können, und das ist eben erst dann möglich, wenn wir uns in sprachlicher Beziehung auch vom äussersten Osten unabhängig gemacht haben, das heisst, wenn wir in der Lage sind, mit dem Japaner und dem ( hinesen in seiner Sprache zu verhandeln. Je unabhängiger wir uns in dieser Beziehung zu machen verstehen, um so unab¬ hängiger werden wir auch überall sein, und das ist von der allergrössten Bedeutung. Es wird selbstredend niemand aus diesen Ausführungen schliessen wollen, dass um dieser Bestrebungen willen das europäische Geschäft vernachlässigt werden soll. Solange wir es haben können, sollen wir dieses vielmehr mit aller Hingabe pflegen. Aber es ist eine Tatsache, dass diejenigen Märkte, die sich am bequemsten erreichen lassen und auf denen der Handel am leichtesten ist, bald die stärkste Konkurrenz zeitigen, weil sich sozusagen alles zu ihnen drängt. Dagegen ist es auf den abseits liegenden Märkten, wo grössere Kenntnisse gefordert werden und wo «i.*r Zugang wesentlich unbequemer ist. vielfach die Erzielung besserer Preis«* möglich, denn da diese eben nicht von jedem Ver¬ käufer oder Käufer aufgesucht werden, ist die Konkurrenz eine geringere. (Jehen wir vom fernen Asien auf den nahen Osten zurück, so hal»en wir in der Türkei ein Land vor uns. das die alten F«*sseln abgestreift hat und mit Kraft der neuen Kultur zustrebt, die es in Europa schätzen gelernt hat. Was auch die Entwickelung dieses Landes bringen wird, soviel scheint sicher, dass je mehr sich dort neue Verhält¬ nisse einführen, je mehr Aussicht auf Absatz uns dort wie anderen erwachsen wird. Glücklicherweise hat es ja den Anschein, als seien wir dort nicht um jeden Einfluss ge¬ kommen. Die Zustände auf dem europäischen Festlance sind zu gut bekannt, als dass es möglich wäre, darüber etwas Neues zu saget.. Hoffen wir, dass es Deutschland gelingt, über die Fährnisse hinwegzukommen, die uns anscheinend be- schieden sind, und hoffen wir auch, dass das so schwer¬ geprüfte Italien in unserer innigen Teilnahme an seinem fürchterlichen Unglück einen schwachen Trost finden möchte. Der Wiederaufbau des Zerstörten wird dem Lande eine Fülle von Arbeit bringen. So sind denn die Aussichten ringsum so geartet, dass man sie als relativ gute anzusprcchen geneigt ist. Er¬ freulicherweise haben die letzten Wochen stellenweise auch unserer Industrie neue Aufträge und neue Anregung gebracht, und so können wir denn mit frischem Mute im neuen Jahre an die Arbeit gehen, in dem Vertrauen, dass deutsche Arbeit noch immer ihren Preis gefunden hat und dass sie ihn künftig desto leichter finden wird, je mehr wir bestrebt sind, in t«*chnischer wie künstlerischer Be¬ ziehung noch weiter zu kommen und je breiter die Grund¬ lage ist, auf die wir unser internationales Geschäft stellen. Der Ktno im Dienste der Volksbildung. Der ZentralausschussderGesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Vorführung vonKinematographenbildern in die Hand zu nehmen. Der Beschluss ist durch die Wahrnehmung ver¬ anlasst worden, dass der Kinematograph vielfach zur Vor¬ führung mind«*rwertiger, oft nicht einwandfreier Bilder auch in kleineren Orten missbraucht wird. Die hohe technische Vollendung, die die kinematographische Darstellung gegen¬ wärtig erlangt hat, und die Fülle vorzüglichster Bilder, die für kinematographische Vorführungen zur Verfügung stehen, gestatten aber eine weitgehende Ausnützung dieses modernsten Veranschaulichungsmittels zum Zwecke der V’ «j 1 k s- und J u g e n d b i 1- d u n g. Der Kinematograph scluifft den Minderbemittelten Gelegenheit, sich im lelienden Bilde an humorvollen fröh¬ lichen Szenen zu ergötzen, an den Werken menschlichen Geistes »ich zu erfreuen, sich über fremde Länder. Völker und Volksgebräuche zu unterrichten und an den aktuellen Ereigniss«*n des Tages mit Interesse Anteil zu nehmen. Der Kinematograph illustriert sozusagen die Tagesgeschichte, die von der Presse im Worte fixier, ist und wird lx*i weiterer Vervollkommnung der Auf nahm .‘technik und einer um¬ fassenden Organisation des optischen Berioht«*rstattungs- dienstes sich in absehbarer Zeit mit dieser in die Aufgabe teilen, dem Publikum von den Vorgängen in der Welt Kenntnis zu geben, es zu lielehren und zu unterhalten, sowie sein politisch«*» Interesse zu w«»cken und das Volk zur po¬ litischen Reife zu erziehen helfen. Seitdem sowohl die Fach- wie die Tagespresse in nachhaltigst«*r Weise in zahllosen Aufsätzen mit lieaehtens- werten Vorschlägen für die Verliesserung der kinemato- graphischen Vorstellungen eingetreten sind, ist eine merk¬ liche Wendung in den Programmen «1er meisten Lichtbild- Theater zu verzeichnen. Abweichend von den früher nur auf Sensation In*rechneten Bilderserien Ktossen wir neuestens auf Films, die ihrer ernsten Aufgabe, der Jugend und «len Erwachsenen als Bildungsnittel zu dienen, völlig gerecht werden. Wenn die Gew innung des Eisens vom Erzschurf bis zum Hothofenguss. die Entstehung einer Eisenbahnschiene vom Eisenbl«)ck bis zur Vollendung, die Verarbeitung der Seide vom (’oeon bis zum fertigen Stoff, die Herstellung des täglichen Brotes vom Saatkorn bis zum Backofen und zum verkaufsbereiten Gebäck gezeigt wird, so ist das praktische Ergebnis des Gezeigten mindestens so hoch anzuschlagen, wie die Lektüre einer »«»genannten populären Abhandlung Durch eine solche Programm-Zusammenstellung, die von vielen Kino-Theaterbesitzcm in den grösseren Provinz¬ städten bereits mit bestem Erfolge geübt wird, wird es auch möglich sein, die minderwertigen V«>rführungen zurück¬ zudrängen und unmöglich zu machen. Die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat einen l>ewährten Vor¬ tragenden für diese Veranstaltungen gewonnen Es sollen an «len Nachmittagen Kindervorstellung«*n mit kurzen Er¬ läuterungen der kinematographischen Bilder und an den Abenden Lichtbihlervorträge und im Anschluss daran ebenfalls die Vorführung von kinematographischen Bildern in Bildungsvereinen stattfinden. Durch ein planmässiges. schrittweises Vorgehen wird es dem gemeinnützigen Verein für Verbreitung von Volks¬ bildung. d«*ssen Bestrebungen durchaus der ernstesten Be¬ achtung wert sind, zweifell«»s gelingen das weite und er¬ giebige Gebiet der Kin«»-Vorstellungen zu veredeln und die einzelnen Theater zu einer Art V olks-ürania umzu- bilden. Zunächst sind die östlichen Provinzen für die Ver anstaltungcn in Aussicht genommen. Ludwig Brauner. Aus der Praxis. Neue Kino-Theater. Bornheim liei Frankfurt a. M. Kinematograph- und Lichtbild-Theater, Bornheim, Landstr. — In den Kino-Salons zu Zwickau (Wilhelmstr. 35) hatte der Schluss des Jahres und die vorhergehenden Feiertage einen wahren Ansturm des Publikums gebracht, wie ihn Kinematographentheater selten erleben. Ver¬ wunderlich ist das allerdings nicht, es erklärt sich schon allein durch die geschickte und dabei sehr vornehme und