Der Kinematograph (January 1909)

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^^nemalogi^ i zz^ s:==:== ^ Organ ^~^ ==== ^== == ^ 9 für die gesamte Projektionskunst Bezugspreis: I Anzeigenpreis: durch die Post bezogen uierteljährlich l ft . ... für die uiergespaltene Nonpareille-Zeile 20 Ptg. bei Franko-Zusendung Inland . . . • ' | Stellen-Anzeigen die Zeile. 10 » „ Ausland . . „ 2,75 | Bei Wiederholungen Rabatt. Schluss der Redaktion und Anzeigen-Annahme: Montag Abend. Zuschriften sind an den „Verleg des Kmemetogreph”, Düsseldorf, Postfach 7f, zu richten Alleinige Inseraten-Annahme für Frankreich, England und Belgien durch die Compagnie gdnirale de Publicity, John F. Jones & Cie. in Paris, 31 bis, rue du Faubourg-Montmartre. No. 109. Düsseldorf, 27. Januar 1909. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten. Der Kinematograph Im Dienste der Reklame. Von Ludwig Brauner. Die Reklame, die als wirksamstes Hilfsmittel für jeden Grossbetrieb, für jedes Fabrikat, ja für jeden Erfolg immer wieder auf der Suche nach neuen und originellen Ideen ist und vor deren notwendiger Aufdringlichkeit heute fast kein Objekt im modernen Grosstadt leben verschont bleibt, hat merkwürdigerweise bisher von der Existenz der Kine¬ matographie noch recht wenig oder gar keine Notiz gc nom¬ men. Und da die Höhe des Absatzes und damii die Lebens¬ fähigkeit gewisser Unternehmungen geradezu von der Entfaltung einer möglichst grosszügigen und planmässigen Reklame ahhängt, die Konkurrenz ferner immer wieder zu neuen Anstrengungen auf diesem Gebiete zwingt, ist heute alles nur Denkbare in ihren Dienst ges-ellt worden. In den grösseren Städten ist ihr jeder Dachgiebel, jede fensterlose Wand, jede lange Mauer, jeder Bretterzaun, jeder Hausflur, fast jede Strassenlaterne dienstbar ge¬ macht worden und in den Strassen- und Vorortbahnen drängt sie sich uns in tausenderlei Arten ebenso auf wie in den mehr oder weniger vornehmen Restaurants und Cafes Ueberall da. wo sie sicher ist, von Hunderten von Personen gesehen und beachtet zu werden, finden wir sie. oft zum Aerger empfindlicher Aestheten. Als es schliesslich speku¬ lativen Köpfen gelang, die alte uns von den Kindheitsjahren her vertraute Laterna magica in modern-technischer Ver¬ vollkommnung als sogenannte „Lichtbilder-Reklame" erst in den Varietes einzuführen, konnte es nicht ausbleiben. dass selbst unsere vornehmsten Kunststätten, die Theater, von dem goldenen Segen dieser Reklameabart profitieren wollten. Um so verwunderlicher muss es daher erscheinen, dass da so gefügige „lebende Bild“, das sich schon so viele Gebiete zu erobern vermochte und das heute nicht nur ein fast unentbehrliches Hilfsmittel in den meisten wissenschaftlichen Laboratorien und Studierstuben gewor¬ den ist, sondern auch der Volksunterhaltung und Volks¬ bildung so meisterhaft dient, von den Argusaugen der nach immer neuen, ihr dienstbar zu machenden Objekten aus- spähenden Reklame so lange unentdeckt und imverwertet bleiben konnte. Eine der Ursachen mag wohl darin liegen dass sich die moderne lUklanie heute nach bestimmten Grundsätzen entfaltet, als deren oberster der gilt, in einem kurzen, alles zusammenfassenden, alles mitteilenden Schlag- wort eine bestimmte Marke in bestimmter originaler Aufmachung dem hastenden Grosstädter so oft vor Augen zu führen, bis sie sich seinem Gedächtnis dauernd und unverwischbar eingeprägt hat. Diese prägnante Kürze die ihren vollendetsten Ausdruck in der rapid überhand nehmenden Dac. giebel-Reklame mit ihrer auf Sekunden aufleicht enden und wieder verschwindenden Flammen schrift findet, ist bei der Verwendung der Kinematographie für Reklamezwecke wohl ausgeschlossen, aber die Kino- Reklame hätte dafür andererseits Vorzüge aufzuweisen die diesen nicht erheblichen Nachteil völlig aufwiegen Einer Verwendung der beweglichen Bilder-Reklame nach Art der jetzigen Wand-, Daehgiebelr oder Projektions- Reklame auf Plätzen oder in Strassendurehgängen würden wohl ortspolizeiliche Bedenken gegenüberstehen weil eine derartige öffentliche Vorführung grosse Menschen ansammlungen zur Folge hätte, und Strassen, von denen aus man solchen Gratis-Vorstellungen beiwohnen könnte, für jeden Verkehr nahezu gesperrt wären. Aber für ge¬ schlossene Lokale, namentlich für Theater. Varietes, für den Circus und für die zahlreichen selbständigen Kino- Theatersäle wäre eine Reklame mit Verwendung guter Reklamebilder weit erspriesslicher und wirkungsvoller als das schönste und künstlerischste Lichtbild, das durch seine gleichmässig leblose Wiederkehr auf den Zuschauer schliess lieh ermüdend wirkt und den Auftraggeber um den erhofften Erfolg bringt. Das wenig wirkungsvolle Aufflamnien des Einzelnbildes, mit dem irgend ein Fabrikat für den Bruchteil einer Sekunde angepriesen werden soll, vollzieht sich in der eintönigsten Weise und dieselbe Bilderscrie die wenige Minuten vor Beginn der Vorstellung auf dem Zwischenvorhang erscheint, pflegt in den Pausen in der gleichen oder wenig veränderten Reihenfolge von neuem abgehaspelt zu werden, ohne jetzt sonderlich mehr zu interessieren. Wenn dann der aufgehende Vorhang das Publikum in die Welt der Illusion entrückt, so sind die eben noch geschauten bunten Bilder dem Gedächtnis entschwun¬ den. Gegen diese, vom Standpunkt des Geschäftsmannes aus höchst bedauerliche Schwäche des Gedächtnisses muss der Propagandachef mH immer neuen Mitteln an kämpfen.