Der Kinematograph (January 1909)

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No. 109 Der Klnematograph — Düsseldorf. Von den meisten Firmen, die mit einem grossen An- zeigen-Etat rechnen müssen, wird d'e Zeitungsannonce freilich und mit grosser Berechtigung als der sicherste Weg angesehen, das Geld richtig und möglichst nutzbrin- gind in Ankündigungen anzulegen. Den zahllosen Spezial¬ geschäften. die eine Folgeerscheinung der rapiden Ent¬ wicklung der modernen Technik sind, würde es als sinnlose Geldverschwendung angerechnet werden, wenn sie andere als in ihren Interessen kreisen gelesene Blätter zu Zeitungs¬ anzeigen lienutzen wollte. Aus dieser Erkenntnis heraus hat sieh denn auch eine Spezialisierung des Anzeigen¬ wesens gebildet. Das Bild, das uns der Inseratenteil einer Tageszeitung bietet, unterscheidet sich darum auch sehr wesentlich von der Annoncenbeilage einer Faehzeitung. Beiden gemeinsam ist lediglich das Bestreben, aus der Menge gleichartiger Annoncen durch irgend eine Eigen¬ tümlichkeit besonders aufzufallen und sc die Aufmerksam¬ keit auch des flüchtigsten Lesers zu fesseln. Von der alten Form der mit Worten und Aufzählung von Einzelnheiten überfüllten Anzeige sind die erfahrenen Inserenten schon längst abgekommen, viel weisser Raum und wenig Text oder ein auffallendes, raffiniert ausgeklügeltes Schlagwort sollen das Auge auf sich ziehen und den Leser zur Beachtung zwingen. Der geläuterte Geschmack des Zeitungslesers von heute, das ständig wachsende Verständnis für die Erzeugnisse der Kunst sowie die Vervollkommnung der Drucktechnik haben neuestens die illustrierte An¬ zeige in Aufnahme gebracht. Die sachlich illustrierte Anzeige zeig" auf den ersten Blick, was angeboten wird, und die künstlerische und humoristische Illustration will zunächst zur genaueren Betrachtung anregen und erzielt damit gewöhnlich, dass der meist kurze Text auch gelesen wird. -fi ü Für eine grosse Zahl von Gegenständen des täglichen Verbrauches, für neue Nahrungs- und Genussmittel, Ge¬ tränke aller Art, kosmetische Artikel, Putzmittel usw. reicht die alte und bewährte Zeitungsannonce oft nicht aus. Der Fabrikant solcher auf den Massenkonsum berech¬ neter Erzeugnisse hat nach neuen Mitteln und neuen Wegen gesucht. Das illustrierte Plakat hat er auf die Anschlag¬ säulen gebracht und das bunte Lichtbild überall dahin, wo sich eine dichtgedrängte Menschenmenge vor einem Podium versammelt, um die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden zu vergessen. Für solche Stätten müsste ein Ersatz ^der' t Jbisher üblichen Lichtbilder-Verführungen durch die „Lebende Bilder-Reklame“ von unvergleichlich grösserem Wert und nachhaltigerem Erfolg sein. Was das Lichtbild¬ plakat durch die mehrfache Wiederholung anstrebt : das annoncierte Fabrikat dem Gedächtnis des Publikums einzuprägen, würden geschickt arrangierte, möglichst hu¬ moristische und kurze Kino-Szenen weit besser und intensiver bewirken. Das projizierte Reklame¬ diapositiv. meist nach Entwürfen geübter Künstler her¬ gestellt, sieht fast durchweg von der blossen Wort- anpreisung ab; gewöhnlich ist ihr Grundmotiv irgend ein liebliches Genrebildchen oder noch häufiger ein humoristisches Sujet von oft drastischer Wirkung. So zeigen die allenthalben anzutreffenden Annoncen der diversen Schokoladefabrikanten meist ein vergnügtes Kindergesicht, oder Gruppen von Kindern, denen es ersichtlich grosses Vergnügen bereitet, im Besitz einer Tafel des angezeigten Fabrikates zu sein oder das daraus bereitete Getränk zu schlürfen. Würde es nicht wirkungsvoller sein, wenn uns das lebende Bild vor Augen führte, w i e sich das Kind über die j Schokolade freut oder wie eine hübsche Kindergruppe sich am Frühstückstisch das braune Getränk schmecken lässt ? In Hunderten von lieblichen und gern gesehenen Kinderszenen liesse sich eine solche Schokolade-Reklame variieren und immer könnte sie der grössten Beachtung sicher sein. Ebenso viel Ab¬ wechslung im Thema böte die Anpreisung eines kosmeti¬ schen Mittels. Einer Dame in Balltoilette, die verzweifelt vor ihrem Toilettespiegel steht, weil ihr Gesicht über Nacht einen Schönheitsfehler 1 «‘kommen hat. wird von ihrem Kavalier das anzupreisende Kosmetikum gebracht Sie probiert es und siehe da, ihr Teint erstrahlt in vollendeter Reinheit. Oder, ein eleganter Mann geht bei strömendem Regen spazieren. Seinen minderwertigen und undichten Gummischuhen entspringt, zu seinem sichtlichen Aerger ein schmutziger Regenwasserquell. In seiner Verzweiflung betritt er einen Laden, wo das gute Fabrikat geführt wird und man sieht im nächsten Augenblick denselben Mann mit neuen Gummischuhen zufrieden und vergnügt im Regen weiter stapfen. Für Seifenfabrikate. Auto-Pneumatiks. Nähmaschinen, (’hampagnersorten. Heilmittel und die vielfachen anderen der Reklame Itediirftigen Erzeugnisse lassen sich in der angedeuteten Weise Dutzende von ernsten oder humor¬ vollen lebenden Reklamebildem konstruieren. Vielen Fir¬ men wird es vielleicht erwünscht sein, einen Teil ihrer Etablissements kinematographisch vorzuführen, andere wie¬ derum werden die Gelegenheit ergreifen, im lebenden Bilde die Ueberleg«»nheit ihrer Fabrikate ül»er die Kon¬ kurrenz zu zeigen, manche werden auf ihren Bildern zur Darstellung bringen, welcher Beliebtheit sich ihre Marke erfreut und schliesslich kann jeder Unternehmer, der auf eine originelle Reklame Wert legt, sich die Kino- Reklame so einrichten, wie es seinem Geschmack und seinen Erfahrungen entspricht. Wie allen neuen Ideen, wird es auch dieser nicht an Gegnern fehlen, die ihrer praktischen Einführung mit allen nu»glichen Einwändcn entgegen treten werden. Die Kino- Reklame würde allerdings utwas kostspieliger sein und auch mehr Zeit in Anspruch nehmen, aber sie hätte den grossen Vorteil, dass sie im Gegensatz zu der bisherigen Reklameprojektion von dem gesamten Publikum mehr Beachtung fände und bei der Erinnerung an die gesehenen Szenen unwillkürlich auch das Fabrikat ins Gedächtnis riefe, das zu diesen Bildern die Veranlassung gab. Für die Kinematographen-Industrie würde sich mit der Pflege dieses neuen Zweiges ein weiteres erfolgreiches Gebiet erschliessen. dessen sich die deut¬ sche Kino-Industrie hoffentlich bemächtigt, ehe uns die Kino-Reklame vom Ausl ;nd als neue Sensation und als patentierte Erfindung importiert wird. Feuerschuh in englischen Kinematographen- Theatern. In der letzten Zeit wurden in England Vorschriften erörtert, die für die Kinematographentheater erlassen werden sollten. Auch die Vereinigung der Fabrikanten von Kine- matographenbedarf in Grossbritannien veröffentlichte kürz¬ lich einen Bericht über den Feuerschutz in Kinos, aus dem wir das Wesentlichste wiedergeben. Die Vereinigung weist darauf hin. dass sie es schon lange als ihreAufgabe ansah, für die Sicherheit des Publikums zu sorgen, dass sie dafür eintrat, dass die Kinematographenoperateure geprüft und mit einem Zeugnis ausgestattet werden. In Verbindung mit dem Northampton Polytechnie Institut in London werden diese Prüfungen seit längerer Zeit erfolgreich ab¬ gehalten. Als im vergangenen Herbst das London County Council, die oberste Londoner Verwaltungsbehörde, ge¬ setzliche Vorschriften für kinematographische Veranstal¬ tungen verlangte, machte die Vereinigung Vorschläge wegen dieser Angelegenheit. Diese sprachen aus, dass die Operateure in Kenntnis^ gesetzt werden sollen, welche Be-