Der Kinematograph (May 1909)

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Der Mncmaiograph Dusseldon. Xo. 125. Versammlung ungleich schwächer als bei der ersten Ver¬ sammlung am 29. vor. Monats, da diesmal nur ca. 100 Per¬ sonen erschienen waren * Vor Eröffnung der Versammlung kam es zu einem Zwischenfall, der unliedingt vermieden werden musste, zugleich al>er für die Stellungnahme des Verbands Ih-- zeichnend ist. Von der Firma P a t h e fre ros war der Vertreter derselben Herr Dürckel schon vor der an¬ gesetzten Zeit im Saal erschienen, er ersuchte den liereits vollzählig anwesenden Ausschuss, ihm vor Eintritt zur Tagesordnung zu einer Erklärung das Wort zu gestatten. Als die Versammlung endlich statt um 4 Uhr um 4*i Uhr eröffnet wurde, gab der als Vorsitzende des Aus¬ schusses funktionierende Herr Mirre (Mutascope Theater- Gesellschaft) die Erklärung ab, dass sieh der Ausschuss soeben schlüssig gemacht habe, von der Tagesordnung nicht abzuweichen, und daher aussertande sei ,.Sonderwünsche" berücksichtigen zu können. Er liegriisste die Erschienenen und erteilte Herrn Eckerich das Wort um namens des Ausschusses die Statutvorlage zu begründen. In diesem Moment erhob sich Herr Dürckel um an die Versammlung zu appellieren. wurde jedoch durch die Glocke des Präsidenten, sowie durch Zwischenrufe behindert sich Gehör zu verschaffen, worauf er unter Protest die Ver¬ sammlung verliess. Begreiflicher Weise verursachte dieser Vorgang um so mehr Erregung, als viele der Anwesenden es gar nicht wussten, dass sich Herr Dürckel vorher zum Worte gemeldet und den oben angeführten Wunsch ausgesprochen hatte. Nachdem sich die Versammlung beruhigt, wurde erst zur Aufnahme einer Präsenzliste geschritten, auf Grund welcher der Vorsitzende diejenigen Anwesenden die sich noch nicht als Mitglieder gemeldet, aufforderte, dies zu bewerkstelligen, damit dieselben an der Beratung der Statuten teilnehmen könnten. Hiergegen erhob sich Widerspruch, da verschiedene Herren erst aus der Statutenberatiuig ihre Entschließung ob sie dem Verband beitreten könnten, treffen wollten, wählend von anderer Seite davor gewarnt wurde, von der Geschäftsordnung abzuweichen, die streng innezuhalten soeben der Vorsitzende erklärt habe. Herr Mirre zieht hierauf seinen Vorschlag zurück. Herr Eckerich erstattete nun namens des Aus¬ schusses Bericht. Die in der letzten Versammlung Erwählten haben sich die grösste Mühe gegeben, dem Auftrag, ein Statut auszuarbeiten, stattzugeben und glaubt» dei Aus¬ schuss mit dem Entwurf allen Wünschen nachgekommen zu sein. Er bat die Anwesenden durch recht zahlreiche Be¬ teiligung an der De batte daran mitzuarbeiten, um wirklich zweckentsprechend zu schaffen. Herr Mirre stellt hierauf den ersten Absatz des Entwurfs zur Debatte. Derselbe stiess auf Widerspruch, weil er mit dem übrigen Teil des Statutenentwurfs nicht in direkter Verbindung stand, und doch gerade aus den Sta¬ tuten der Zweck des Verlumdes ersichtlich sein müsse. Nachdem die Herren Schacht. Wilne. Winter. Eckerich, Cohn. Laciimatui. Kühne, von Frankenstein und Berein hierzu gesprochen, wurde als § 1 des Statuts derselbe in nachstehender Fassung angenommen: Unter dem Namen: Zweckverband deutscher Kinemato- graphen-Interessenten (Vereinigung von Theaterliesitzern. Verleihern und Fabri¬ kanten) verfolgt der Verband den Zweck, unter un¬ bedingtem Ausschluss jeglicher religiöser und politischer Tendenz, wie aller Sonderinteressen, die Wahrung und Förderung der gemeinsamen Interessen und Ziele der Kinematographie zu erstreben. Sitz des Verbandes ist Berlin“. Der § 2 erhält diese Fassung: Mitglied des Verbandes kann jede selbständige Person oder Firma werden, die mit der Kinematographie berufsmässig in Verbindung steht ." Auch über diesen Paragraphen dehnte sich die Debatte ui.gemein aus. ohne dass eine bestimmte Klärung über ..selbständig und den Begriff ,,Firma“ erzielt wurde. Die Debatten wurden völlig formlos geführt, so dass die Ver- ltandlungen kaum vom Fleck kamen. Unendliche Geschäfts- ordnungsdeliatten waren erforderlich um die Verhandlungen überhaupt zu ermöglichen. Unaufhaltsam floss der Rede¬ strom. der wiedertun oftmals stockte, ohne dass der Vor¬ sitzende die Macht besass. den Geschäftsgang flotter zu gestalten Nach langer Debatte und nachdem verschiedene Anträge gestellt, wurde der § 2 des Entwurfs, a I s § .1 in nachstehendem Wortlaut angenommen: ..Der Vorstand, welcher für ein .lalir gewählt wird und wieder wählbar ist. besteht aus 11 Personen und zwar: einem ersten Vorsitzenden und zwei Stellvertretern, einem Schriftführer und dessen Stellvertreter, einem Schatzmeister und dessen Stellvertreter sowie vier Bei- sitzenden. Der erste Vorsitzende wird in einem be¬ sonderen Wahlgang durch Stimmzettel, ebenso die übrigen zehn Mitglieder gemeinsam durch einen Stimmzettel gewählt. die Gewählten verteilen die Amtsführungen unter sich." Noch schw ieriger gestaltet ui sich die Verhandlungen iilier § 4. d. h. über !> 3 des Ent wurfs. Es traten Meinungs¬ äusserungen hervor, die den Vi »»-stand zu einer Farce ge¬ stalten wollten. Hier war es Herr Kaufmann, der langjährige Vorsitzende des Sch» ustellerVereins in Hamburg dem die in Paragraph 3 des Entwurfs festgestellten Befug n'sse des Vorstandes noch zu eng begrenzt waten. Der Vorsitzende eines Vereins, wie der des in Gründung lie- findliehen. müsse weitgehende V olimachten erhalten, um rechtzeitig — es kommt mamhmal auf Stunden an — handeln zu können. Die gegenteiligen Meinungen gingen hierbei so auseinander, dass dem Vorsitzenden die Zügel vollständig aus den Händen fielen, und es nur des Eingreifens des Herrn Effing zu danken war. dass ülierhaupt weiter verhandelt werden konnte. Er stellte den Antrag, die Weiterberatung der Statuten zu vertagen, jetzt den Vor¬ stand zu wählen, und diesen damit zu betrauen, die Statuten einer neu einzuberufenen Versammlung zur Weiterberat ung zu unterbreiten. Dieser Vorschlag fand einstimmige Unter¬ stützung und — Annahme. Der Vorsitzende schlägt nun der ermüdeten Versamm¬ lung eine Pause vor. während derselben sollen noch rück¬ ständig«' Beiträge erhoben und dann die Vorstandswahlen stattfinden. Hiergegen erhebt, da der Vorsitzende erklärt, dass nur Mitglieder zu dieser im Saale anwesend bleiben dürfen. Herr ßaruch vom Kinematographenbund in Hamburg Widerspruch. Er sei mit einigen Herren nach hier gekommen um die Entwicklung und Konstituierung des V erbands aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Bis jetzt habe er noch keinen Entschluss fassen können, er wolle gern die Vorstandswahl abwarten. um aus deren Ergebnis weiter zu einer Entscheidung zu kommen Der Vorsitzende bleibt bei seiner Auffassung und Herr Baruch verlässt mit einer humoristischen Bemerkung, die die Heiterkeit der Versammlung hervorruft, den Saal. Nach der Pause legt der Ausschuss sein Amt nieder. Herr Mirre erklärt er werde auf ev. Wunsch der Ver¬ sammlung jetzt die Wahl des Vorsitzenden vornehmen und dann die Leitung in dessen Hände legen. Die Versammlung stimmt dem zu. Von den in Vorschlag gebrachten Personen erklären sich nur 3 der Herren bereit, eine Wahl annehmen zu wollen. Es sind dies die Theaterbesitzer Herren Busch. Fritzkow und Schacht. I>ie Wahl findet durch Stimmzettel statt, aus der Herr Schacht unter «fl ab¬ gegebenen Stimmen mit 30 Stimmen vom Vorsitzenden als erwählt proklamiert wird. Herr Busch erhielt 2H und