Der Kinematograph (December 1909)

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^"Aus dem Reiche der Töne^" Fachzeltuni für Kinematographie, Phonojraphle und Musik-Automaten. Bezugspreis: vierteljährlich Inland Mk. 2,10 I Anzeigenpreis: Nonpareille - Zeile 20 Plg Ausland ........ 2,75 | Stellen-Anzeigen die Zeile ... 10 . Alleinige Inseraten-Annahme für Frankreich, England und Belgien durch die Compagnie gdndrale de Publicity, John F. Jones £ Cie. in Paris, 31 bis, rue du Faubourg-Montmarfre. No. 153. Düsseldorf, 1. Dezember 1909. Erscheint jeden Mittwoch. Nachdruck des Inhalts, auch auszugsweise, verboten. Kinder im Kino. Pädagogen und solche, dieses sein wollen, sehen sich n<xh immer bisweilen gemässigt, die ihrer Erziehung anver¬ trauten Kinder vor dem Besuch von Kino-Theatern zu war¬ nen. Tatsächlich geschieht dies auch von Leuten, die man sonst als verständig und urteilsfähig kennen gelernt hat. und denen man gewiss Zutrauen möchte, dass sie ihr Urteil ■licht ohne reife Sachkenntnis abgeben. Ist solche Warnung l»erechtigt ? Wir glauben es nicht! Und es ist gewiss von Zeit zu Zeit wohl am Platze, wenn sich die Kinrleute einer I »egnerschaft erwehren, die vielleicht bei gerechter Er¬ wägung aller Verhältnisse das Schwert in d e Scheide stecken müsste. Oer Haupt vorwurf. der vielleicht mehr oder weniger laut geäussert wird, oder der vielleicht oft nur leise durch- dringt, ist der. dass die Kino-Vorsterungen unmoralisch wirkten. Glauben die Gegner wirklich, dass auf dem Kino- Theater unziemliche Bilder vorgeführt werden können ? Ist nicht die Polizei wie immer bereit, einem Kinobesitzer die nötigen Lehren zu geben, wenn er sich in dieser Be¬ ziehung versehen sollte 7 Weiss der Kinobesitzer nicht viel¬ mehr, dass es sein eigenes Geschäftsinteresse ist. wenn er etwas Schönes und Gutes bringt ? Kann ihm schliesslich an e'nem Publikum gc'egen sein, was nur Zoten ver’angt und was sich im K*no-Theater wahrscheinlich auch dem¬ gemäss benehmen wird ? Was man auf der Schaufläche dieser Theater zu sehen bekommt, ist jedenfa'ls nicht schlimmer als das. was das Leben in der Grosstadt dem Kinde auch ohneKino auf der Strasse. unterSchulkameraden. im Theater und wohl gar zu Hause vorführt Apropos Theater! Warum finden so wenige^ etwas Anstössiges darin, unreife Kinder ins Theater zu führen? Ist da nicht auch manches zu sehen, bei dem ängstliche Pädagogen eine* bedenkliche Miene machen könnten ? Man muss doch konsequent sein. Wer seine Kinder ins Theater führt, der kann sie ebenso gut eine gute Kino-Vorstellung l*esuchen lassen. Man darf jedenfalls auch nicht gellend machen, dass die Kino-Vorstellungen die Nachtruhe der Kinder ver¬ kürzten. Man kann sie ja bei guter Zeit hingehen lassen: die Vorstellungen fangen dtch gewöhnlich schon am späten Nachmittag an. Die Theater sind es, deren Besuch die Abende¬ lang macht. Sie schliessen vielleicht in der 11. Stund* dann wird noch ein kleiner Imbiss genossen und im Hand umdrehen ist Mitternacht da. Wenn man beobachtet wie Kinder von ihren Angehörigen in der Grosstadt oft noch bis nach Mitternacht durch (Gesellschaften und Lokal*- geschleppt werden, so kana man den betreffenden Er ziehem " nur raten, die Kinder lieber auf em Stündchen in den Kino zu schicken und sie dann rechtzeitig zu Bett zu bringen. iVnn der morgende Tag hat seihst für den kleinen Weltbürger seine Pflichten. Bietet die Schule nicht deren genug? Was soll der übernächtige Schüler auf der Schul¬ bank ? Die billigen Preise im Kino-Theater halten ohne Zweifel den Vorteil, dass diese Unterhaltung auch den Kindern zugänglich -st. deren Eltern nicht über Reichtümer ver¬ fügen. l>ie Räume pflegen gewöhnlich schön durchwärmt zu sein und wenn Mutter einen Nickel extra mitgiht. - • Itereitet ein Griff in den Automat noch eine besondere Freude Es scheint uns aber besonders wichtig, darauf hinzu weisen, dass gute Kino-Darstellungen unter Umständen eine ganz vorzügliche Belehrung bieten, die vielleicht mehr wert ist. als wenn man sich auf dem Theater ein paar fade Lieltesszenen ansieht. Was für eine Fülle geographischer Belehrung kann man da schöpfen! Die grossen Filmfabriken scheuen ja weder Mühe noch Kosten, um Aufnahmen auch in den entlegensten Ländern machen zu lassen Da führt uns die Darstellung nach Afrika: wir wandern in Spanten durch das herrliche Bauwerk der Alhambra: wir mac hen zu Schiff eine Reise nach fernen Gestaden. Leben und Treiben der Völker wird uns im Bild vorgeführt: wir sehen den Indianer über die Prärie jagen: wir folgen dem Eskimo auf die Seehundsjagd: wir erlegen mit dem Neger das Nil pferd: wir sehen die Tänze, die religiösen Gebräuche Handel und Wandel von Menschen, deren Lande wir wohl nie bereisen könnten. Man hat gegenwärtig ein so grosses Interesse an technischen Vorgängen. Wie schön kann sie das Kino-Theater vorführen' Wer Zeppelins stolzes Luft sehiff nicht seihst bewundern kann, wird in solchen bild¬ lichen Vorführungen einen willkommenen Krsatz finden Besondere Fabrikationsweisen. Gewinnung kulturell wich tiger Stoffe und dergleichen sind dankbare Vorwürfe. Auc h das Historische kommt zu seinem Recht : Festzüge. Gedet.k feiern, Paraden, Manöver und feierliche Einzüge — alles