Der Kinematograph (December 1910)

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No. 20« Der Klaematogriph — PiiMldort. lieh alle Films kaufen, die sie brauchen Hätten die’Fabri- kanten ihre Augen offen, und würden alle Verleih- \ristalten ehrlich so viele Films kaufen, als sie gebrauchen dir* Industrie würde blühen und gedeihen. Es hat «ich aber bei den [unab¬ hängigen Verleihern dieselbe Untugend eingeschlichen, wie hei den Mitgliedern des Trust: man kauft einen Original- Film zum Preis, den der Fabrikant'ver¬ langt und dann so viele Kopien, als man noch braucht von ..Düpes“, Nach¬ drucken, die hier noch immer von skrupellosen Menschen gemacht und von unanständigen V rleili- Anstalten gekauft werden. Die Film-Industrie hierzulande hat zuviele Auswürfe der Menschheit unter ihren Mitgliedern, Menschen, die längst hinausgeworfen werden sollten und solche, die man nie hätte auf nehmen sollen. Unter den Verleihern sind gescheiterte Existenzen, die im Film-Geschäft ihre dunklen Wege gehen, auf denen sie in anderen Unternehmungen zu Fall kamen. Natürlich ist es nur eine Frage der Zeit wann sie wieder erwischt werden. Inzwischen aber schädigen sie die Industrie und deren guten Namen. Es war längst schon offenes Geheimnis, dass zwei oder drei der Trust-Fabrikanten vom Trust ..entlassen“ würden. Man kennt deren Namen so gut. als di? Namen de- Tage in dei Woche. Es war sogar angezeigt worden, dass die Bet reffenden die sich nie an die Regeln des Anstands und um den Wert eines Unterzeichneten Dokumentes kümmerten, am ersten Juli an die Luft fliegen würden. Es geschah aller nicht und nun macht ein „allgemeines Schütteln des Kopfes” — wie Jops sagen würde — die Hunde in Filmkreisen. Dass aber Grosses in Trustkreisen vorgeht, beweisen die widersprechenden Berichte, die täglich auftauchen. Pathe Freres wollen austreten, sagt man. Mr. Berst der geniale Manager des französischen Fabrikanten, soll ent¬ lassen werden, hört man. Der Trust sei unzufrieden mit Kalem’s Produkt und wolle sieh des Fabrikanten entledigen, sagen die einen, während andere wissen wollen, dass der Trust hinter Luhin her sei und ihm mit Ausschluss gedroht habe, wenn er dies nicht tue und jenes nicht lasse. Natürlich sind die Herren so verschlossen, wie die Austern, aller wo Rauch ist, muss Feuer sein und über Nacht kann sich manches ereignen, von dem gewöhnliche Sterbliche sich nichts träumen Hessen Die Augen aufgehalten und wir werden sehen! » Die Reliance-Films. von den 1 'arlton Laboratories hergestellt, sind tatsächlich Produkte ler New York Motion Picture Company. Da diese Gesellschaft unter ihrem eigenen Namen dtei Reels pro Woche macht, ausserdem die Itala-und Ambrosio-Films vertritt, so bringt die N. Y. Motion Picture Company also sieben Reels pro Woche auf den Markt, mehr als Pathe, und bildet demnach einen kleinen Trust für sich selbst. Lebende Bilder gewinnen hierzulande immer weitere Anerkennung in massgebenden Kreisen. In vielen Städten sind lebende Bilder als Erziehungsmittel in Schulen ein geführt. Andere Städte und Staaten lienutzen lebende Bilde, um die Ressourcen des Staates im l>and e vorzuführen und Einwanderer zu bestimmen, sich in den betreffenden Staaten niederzulassen. The Revier Motion Picture Companj’ ward in Salt Lake City inkorporiert, um lebende BUder zu fabrizieren Die California Motion Picture Company of Los Angeles, Califor¬ nia, will auch mit der Fabrikation von lebenden Bildern beginnen. Dazu kommt noch die American Film Manu¬ facturing Company und die Liste neuer Fabrikanten für diese Woche ist komplett. Dr. B e r t h o 1 d A. B a e r, Philadelphia, Pa. Aus der Praxis Neue Kinotheater. Dresden. Freiberger Platz 20 wurde das Licht-Schauspii'l-Haus Colosseum eröffnet. Um. .Julius Erkmann bat Hirsehatr. 12 ein Lieht - u. Tonbild Mülhausen i. K. A. «leide hat Koke Lavoisier- und Theardstr. den „Stern”-Kineinatogra|iU eröffnet. Iserlohn. Wenn ngserstr. ‘2t* wurde ein Kinematographcn- tlieater eröffnet. Reliaii. I "ntcr dein Titel „Weisse Wand“ wurde in der Fahr k Darnistadt. Ernst-Luilwigstr. I wurde unter dem Namen Kesidenztlieater ein Lieht spiclliaus eröffnet. Dresden-\eustadt. Max Klinger hat Hauptstr. 34 das Welt¬ theater eröffnet. Rrenthere. I huizigerstr. Nr. 10 17 ein Central-Theater (Kino- Salon.) Leipzig. Wimmerstr. 77. Kinotheater „Weltkugel . Rastatt. Albert Hofmeister das Ka-tatt.-r Schloss-Kino- Theater. Riga. F. .1. Kuheseli. Alexanderstr. 37, einen „Kino-Salon". Um. O. I Hetze eröffnet« den Weltkinematograph mit erst klässigem Programm. Luben. Kin zweites ixincmatograplicntheater wird an der Haderstrasso neuerhaut. Seliwrinfil-t. Schlosser Gg. Kottmnnn hat die Allsieht, im Schömigscheii Saale ein Tonbikl-Thcater einznriehten. Gral /.eppelin Is-suchtc am Donnerstag abend mit Gemahlin den Kinetnatograph International in Stuttgart. Tühingerstrass« 13. wo gegenwärtig Bilder seiner arktischen Expedition mit Prinz Heinrich nach Spitzbergen vorgefiihrt werden. || |1 Zick - Zack | || Der Kineiioitafcraph im Dienste der Vnlkshyglene. In der Monatsschrift „Soziale Medizin und Hygiene” (Verlag von Loop. Voss in'Hamburg) schreibt der Hamburger Arzt Dr. Moritz Kürst: in die sieh gross und klein, arm und reich drängen, und die Buch im Umhermelien auf den Dörfern Unterlialtung und Belehrung bringen, für unsere Zwecke «uszumitzen und sie zu hygienischer Belehrung heranzuziehen. Wie ich mich in einer Unterlialtung mit zwei Herren vom Vorstand der hiesigen Vereinigung der Kinc- luatogmpheniiiteressenton überzeugt liabe. ist mein Plan auch gar nicht schwer auszufUhren, besonders deslialb. weil auch die Be¬ sitzer der Kinematographen-Theater von meinem Plane geschäft¬ lichen Nutzen und Verbesserung ihrer sozialen Stellung zu gewinnen hoffen. Ich hals- geraten, die Fabrikanten von Filius zu veranlassen. Aufnahmen und Veranstaltungen der Volkshygiene HerzusteUen. Natürlich müssen flies.« Bilder möglielist interessant gestaltet werden, um auch wirkliehe Anziehungspunkte zu bilden. Besonders geeignet scheint mir tlas Leben in den V'olkslicilstätten, in den Fürs«irgestellen, Waldschulen. Ferienkolonien. Seehospizen_ usw. zu sein. Auch das Hettungswesen. die Veranstaltungen zur Unfall¬ verhütung. der Krankentransport und dergleichen werden wirkungs¬ volle Films liefern. Die Hauptsa -he ist. dass zu jeder Bilderreihe von Aerzten festgelegte Erklärungen v< irgelesen werden, die aber so kurz abgefasst sein müssen, dass sie die hygienische Unterlage des i «egenstandes dem Zuhörer derart einprägen. das.- er an der Hand der Bilder auch ihren praktischen Jnlialt nicht vergisst. Nun ist mir von Fachleuten tler kineiuatograpliisehen Braucht mitgeteilt worden, dass nieht überall derartige vorgelesene Erklärungen am Platze seien, da die Besucher der Theater sie ausdrücklich abgelelmt hätten, ln diesem Falle müsste man zu dem Aushilfemittel greifen, auf den Programmen entsprechende hygienische Auseinandersetzungen in kürzester Form zu geben. Auch könnte man die Merkblätter. die das Keichsgesundheitsamt und die verschiedenen hygienischen Gesellschaften berausgegeben halten. bei dieser Gelegenheit mit der Aussicht auf Wirkung gratis verteilen. Im allgemeinen wird es. sich wohl praktisch erweisen, diesen kinematfigrapliisehen Hygiene kurstis in refracta dosi zu erteilen, also in der Weise, dass möglichst bei jeder Vorstellung der eine oder andere Gegenstand, der für unsere Zwecke passt, in das gewöhnliche Programm eingeschoben wird. Gelegentlich wird man die Sache aber auch in ein System bringen und die verschiedenatm Gegenstände zu einer populär-wissenschaft lieben Vorstellung zusanunenfaaaen können. Welcher Modus der praktischste ist. dos muss die Praxis lehren. Mir ist von verschiedenen Herren der Kineinatographenbranclie gesagt worden, dass Bilder medizinisch-naturwissenschaftlichen Inhalts (z. B. der Blutkreislauf. Darstellungen aus dem Gebiete der Bakteriologie) bei den Zu- scliauern der verschiedensten Stände sehr viel Interesse gefunden haben. Das bestärkt mich üi der Ansicht, dass auch die kinemato- graphischen Darstellungen der praktischen Sozialhygiene ihr«' Wirkung nicht verfehlen werden.“