Der Kinematograph (December 1910)

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No. 208 . Typus und Muster für all«- die körperlichen Ausdrucks- möglichkeiten dienen, die zu kenne t. zu verwerten und sieh einzuprägen nicht nur dem Kür s* ler und Psychologen, sondern auch dem Kriminalisten so unentbehrlich sind. Wenn nun auch die physionomiscle-n Hilfsbücher von der Voraussetzung ausgehen, dass alle Gebärden und stummen Ausdrücke von Gemütsbewegungen natürlich sind, der Notar abgelauscht sein müssen und bei allen Völkern uleich sind, so hegt der Fehler eien in dieser Annahme. Denn gerade für den Kriminalisten, wie auch für den Psychologen ist es wichtig, die unnatürlichen Gebärden studieren zu können Dein Künstler mag ein Schema an Hand von toten Photographien genügen Aber schon der Darsteller, der auf dar Bühne nicht stets den gleichen Charakter verkörpert, wie der Typus des Lehr¬ buches, ein Geck, ein Intriguant z. B., hat eine ganz andere, wenn auch unnatürliche Sprache de« Körpers, als der muster¬ gültige und photographierte Typus, md hier kann nur das Lichtbild Rat schaffen. Und nun zur Pantomime selbst Jedesmal, wenn die Bühne dem P a t h o s der Kede mehr Recht einzuräumen >>egann. ab dem Inhalte der Rede, kam die Pantomime und mit ihr naturgeinäss die Sprache de« Körpers zu neuer Blüte und Pflege. Dass diesmal gerade 1(M) Jahre her sind, ist weniger interessant ab der Umstand dass die Kinematographie an Stelle von dicken Büchern in Zukunft Zeugnis ablegen wird von der pantomimischen Kunst unserer Tage und dass sie sowohl dem Historiker, ab auch dem Seelenforscher zum einzigen Behelfe geworden ist. Was nun die Schaubühne mit ihrem einerseits so sehr lietonten Realismus und dem überwuchernden Pathos andererseits betrifft, so mögen die Worte des Freiherrn von Lewetzov den Wert des dramatischen Lichtbildes gegenüber dem Drama der Sprechbühne am deutlichsten illustrieren, ln seiner Vorbemerkung zum Bunten Theater sagt er: ..Durch die grossen Erfindungen und geistigen wie technischen Umwälzungen des vergangenen Jahrliun- d?rts ist das Tempo des Weltpubes wieder einmal lieschleunigt worden. Wir haben keine Zeit mehr! Und daher wollen wir Kürze und Präzision überall. Im offenbaren Gegensätze zum Symptom aller Deka¬ denz, dem Ausfliessen in die Breite und dem Ueber- wuchern der Detailausführung, wollen wir wieder Kürze. Tiefe und Grosszügigkeit. Es ist auch nicht wahr dass wir keinen Emst vertragen können. Aber wir wollen ihn ohne Phrase; denn wir haben uns genügend über uns selbst erhoben um zu wissen, dass in fünf Strophen ebensoviel Welt¬ durchblick sein kann, wie in fünf Akten, besonders wenn die fünf Strophen gut und die fünf Akte mittelmässig sind. . . Wir wollen Extrakte, weil wir sie vertragen können.“ Wer würde besonders angesichts der Kürze, der packen¬ den Realistik, der vollkommenen Darstellungsweise des Lichtbildes daran zweifeln, dass dieses ein Abbild drs Lebens auch ohne Langatmigkeit, aber durch wuchtige Tragik zu geben vermag? [(Schluss folgt.) Photometrische Masse und ihre Beziehungen. Der rauchende Kienspahn und die flackernde Lampe alter Zeiten — mochte sie auch griechischer Schönheitssinn noch so sehr zu einem schmucken Hausgerät ausgestaltet haben — waren weder geeignet noch berufen, die Wissen¬ schaft der Photogrammetrie zu gründen oder zu fördern. Es wäre vielleicht auch recht schwierig gewesen, da Mess¬ ungen anzustellen, wo die Unregelmässigkeit des Brennens überhaupt höchstens allgemeine Durchschnittswerte hätte gelten gelassen. Zudem mochte ein derartig primitives Gerät heute so und morgen wieder ganz anders leuchten, sodass auch sorgfältige Arbeit nicht zu sicheren Resultaten geführt haben würden Man sucht ja auch nicht nach dem. was man nicht entbehrt, und so lag in jenen glücklichen Zeiten, w'o alle Kulturvcrhältnisse einfacher waren, kaum ein Bedürfnis vor, Lichtmessungen zu unternehmen Wem hätten sie auch dienen können? Man war zufrieden, wenn das Licht des Tagesgestirnes während der Dunkelheit einigermassen durch künstliche Mittel ersetzt wurde und man grübelte nicht nach, wie stark und reich die Gälte sei welche Spahn und Lampe spendeten. Die fortschreitenden Verhältnisse haben nun darin vollständig Wandel geschaffen ; heute spielt die Licht- messung eine bedeutsame Rolle, und ihre Arbeit erscheint völlig unentbehrlich. Wodurch ist dieser Umschwung her¬ vorgerufen worden? Es sind da verschiedene Faktoren ins Feld zu führen. Die Verlagerung unserer Lampen hat uns zuerst regelmässig strahlende Lichtquellen verschafft, wie man sie früher überhaupt nicht kannte. So ist es möglich. Lichtstärken und dergleichen zu bestimmen, und so alle Verhältnisse zahlenntässig klar zu stellen. Aber die Möglich¬ keit allein würde nicht genügt halten, um die Photogram metrie ins Leben zu rufen, wenn nicht andererseits das Bedürfnis das entscheidende Wort, gesprochen hätte Die Hygiene erhebt ihre Stimme und stellt ihre Forde¬ rungen. Sie ermittelt, wieviel Licht auf den Arbeitstisch strahlen, auf das Buch des Schülers fallen, im Zimmer ver¬ breitet sein muss, wenn das Auge sieh wohl befinden soll, und wenn den Forderungen der Gesundheit Genüge ge¬ schieht. Und dann kommen wirtschaftliche Fragen in lt-- trächt. Wer sich (Jas- oder elektrisches Licht anlegt, der will sich doch dariilier klar werden, wieviel Licht er für sein Geld erhält, und andererseits muss der Produzent wissen, was die Lampen leisten, die er in den Handel bringt. Wir brauchen gegenwärtig überhaupt viel mehr Licht, als das bei unseren Vorfahren der Fall gewesen ist. Arbeitslast und Arbeitsnot wendigkeit sind mit dem Kumpfe ums Dasein gestiegen, und ein grosser Teil der Arlieit w ird heute in den Zeiten des Tages ausgeführt, wo bereits auf Sonnenlicht nicht mehr gerechnet werden darf. Dem Beleuchtung« wesen musste daher in jeder Beziehung erhöhte Fürsorge zugewendet werden. Man hat ganz mit Recht gesagt, dass die wissenschaftliche Behandlung einer Angelegenheit erst möglich wäre, wenn alle ihre Verhältnisse auf Formeln und Zahlen gebracht worden wären. Und darum musste auch die Disziplin der Photogram metrie ausgebildet werden. Dis folgenden Zeilen wollen diesem Gebiete ein wenig näher treten. Sir werden die photometrischen Masse vor¬ führen und ihre mannigfachen Beziehungei darzulegen suchen. Es sei dabei bemerkt, dass es sic* oei Punkt 1, 2 und 4 um punktförmige Lichtquellen haidclt. Praktisch können solche allerdings nicht existieren, und wir haben es daruhi mit einer Abstraktion zu tun. Immerhin ist die punktförmige Lichtquelle wenigstens vorstellbar, und es wird auch erkennbar sein, dass sie in den bezeichneten Ab¬ schnitten angenommen werden musste Der mathematische Punkt ist als solcher ja überhaupt nicht ausgedehnt, und er würde daher nach keiner Seite hin eine leuchtende Fläche kehren können, also auch keine Strahlen aussenden. 1. Lichtstärke. Bezeichnung: J (Intensität). Einheit: Die Hefnerkerze (HK). Als Einheit galt früher die sogenannte Normalker/.' (NK). Sie wurde aus möglichst reinem Paraffin hergestellt und es gingen zwölf Normalkerzen auf das Kilogramm Natürlich war es nicht möglich, Kerzen immer wieder mi' genau denselben Eigenschaften herzustellcn, und so war da- Mass an sich ziemlich unsicher und gab durchaus keine feste ..Norm“. Später hat sich dann von Hefner-Alteneck da¬ durch verdient gemacht, dass er die nach ihm benannt 1 ' Hefnerkerze einführte, welche den Anforderungen weit