0018 Alfred Ingemar Berndt, Gebt Mir Vier Jahre Zeit (1938)

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3. Los von Versailles! Versailles, 28. J uni. Die Zeremonie der Unterzeichnung im Spiegelsaale zu Versailles begann heute nachmittag 3 Uhr. Nachdem sämtliche Delegierte der alliierten und assoziierten Mächte ihre Plätze eingenommen hatten, wurden die deutschen Delegierten in den Saal geleitet und zu den für sie bestimmten Plätzen geführt. Der Vorsitzende der Friedenskonferenz Clemenceau erhob sich und erklärte, nachdem die Bedingungen der allierten und assoziierten Mächte von den Deutschen angenommen seien, ersuche er die deutschen Bevollmächtigten das Friedensdokument zu unterzeichnen. Er hob hervor, die Unterzeichnung des Friedensvertrages bedeute, daß die Bedingungen in loyaler Weise eingehalten werden müßten. Um 3 Uhr 12 Minuten unterschrieben die Reichsminister Hermann Müller und Dr. Bell als erste den Friedensvertrag. Hierauf unterschrieben der Reihe nach die Delegierten der alliierten und assoziierten Mächte. Kurz vor 4 Uhr war der Akt beendet. Clemenceau hob die Sitzung mit der Erklärung auf, der Friede sei geschlossen. Er ersuche die Delegierten der alliierten und assoziierten Mächte zu warten, bis die deutschen Bevollmächtigten sich entfernt hätten. Die Militärmission werde die deutsche Delegation in das Hotel des Reservoirs zurückleiten. Die deutschen Bevollmächtigten verließen hierauf als erste den Saal und begaben sich auf demselben Wege, auf dem sie gekommen waren, sofort in das Hotel des Reservoirs zurück. So begann Versailles. Die Männer, die damals ihre Unterschrift unter das Dokument setzten, führten nur zu Ende, was ihre Genossen angefangen hatten. "Die Sitzredakteure der Weltgeschichte", so hat man Hermann Müller und Dr. Bell damals mit Recht benannt. Bezeichnend ist aus jenen Tagen der tiefsten deutschen Schmach die Erkenntnis, daß jene Männer, die die Novemberrevolte herbeigeführt hatten, die später sich in all den Jahren als Helden der Revolution feiern ließen, zu feige und zu jämmerlich waren, zu Ende zu führen und damit vor dem Volke zu verantworten, was sie am 9. November 1918 begonnen hatten. So trat vor der entscheidenden Abstimmung der Weimarer Nationalversammlung Philipp Scheidemann zurück, sprach davon, daß die Hand verdorren möge, die diesen Vertrag unterzeichnen werde, und schickte dann seinen Genossen und Revolutionskollegen Hermann Müller vor und beschwor auf ihn den alttestamentarischen Fluch herab, den er großsprecherisch vorher in die Massen geschleudert hatte. Dem Abgeordneten Haase von der USPD. blieb es Vorbehalten, den Büttel für die Entente zu machen und in der Nationalversammlung eine große Tirade für die Unterzeichnung des Versailler Vertrages loszulassen, nach dem Zentrum und SPD. mit vielen Vorbehalten wie immer nur der Gewalt wichen und sich zur Unterzeichnung des Vertrages bereit erklärt hatten. Dieser Genosse Haase bekam es weiter fertig, folgendes zu erklären: "Wir haben die volle Zuversicht und sind durch die lebhafte soziale Bewegung in den genannten Staaten in dieser Zuversicht gestärkt worden, daß der Friedensvertrag schließlich durch die Solidarität des internationalen Proletariats, das überall zur Herrschaft kommen wird, abgeändert werden wird. Dem Ententekapitalismus können wir mit Fug und Recht zurufen: I hr hemmt uns, doch ihr zwingt uns nicht!" Das Charakterbild der Parlamentarier der November-Revolution ist so geblieben bis zum letzten Tag ihres Bestehens. Sie haben immer sich jedem Druck gefügt, waren nach innen großsprecherisch, nach außen feige und - bildlich gesprochen - an Prügel gewöhnt, sahen immer nur die nach ihrer Meinung rosige Seite aller Dinge und schwärmten für Silberstreifen und Weltrevolution. Sie waren zum Teil harmlose Ideologen aus Wölkenkuckucksheim, noch dümmer, als die Polizei es erlaubte, glaubten alles und fielen auf alles herein, zum anderen Teil gerissene und geriebene Geschäftsmänner, die in jeder