0018 Alfred Ingemar Berndt, Gebt Mir Vier Jahre Zeit (1938)

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können, das sie schließlich erreichte, weil eine unfähige und unentschlossene Regierung es versäumte, rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu treffen, um nach den Fehlern der J ahre vorher wenigstens im letzten Augenblick die Katastrophe abzuwenden. So beginnt der J uni 1931: Drei J ahre wirtschaftlicher Scheinblüte waren fast ausschließlich mit ausländischen Krediten ohne eine solide innere Basis herbeigeführt worden. Im Jahre 1930 hat die schwächliche deutsche Außenpolitik eine weitere Ansehensminderung des Deutschen Reiches zur Folge. Das Vertrauen zu Deutschland und zur deutschen Wirtschaft sinkt immer mehr ab und mit dem Absinken des Vertrauens fließt Monat um Monat ein großer Teil jener Kredite ins Ausland zurück, denen allein die deutsche Wirtschaft ihre dreijährige Scheinblüte verdankt. Dieses Abfließen der Auslandskredite, auf denen sich das ganze Kartenhaus der Wirtschaftskonjunktur aufbaut, nimmt 1931 beängstigenden Umfang an. Von Juli 1930 bis Mai 1931 sind es 1,25 Milliarden Mark, die so der deutschen Wirtschaft wieder verlorengehen. Bis Ende J uli des gleichen J ahres, zwei Wochen nach dem Tage der Krise, beträgt die Summe der abgewanderten Auslandskredite 4 Milliarden Mark. Damit ist das Schicksal zahlreicher deutscher Betriebe besiegelt. Am 10. Juni 1931 werden die schweren Verluste beim Norddeutschen Wollkonzern (Lahusen) in Bremen bekannt. Drei Tage später muß der Diskontsatz der Reichsbank um 2 Prozent erhöht werden, weil der Abfluß an Gold und Devisen durch den Abzug der Auslandskredite bei der Reichsbank derartige Formen angenommen hat, daß an einem einzigen Tag 200 Millionen Mark an Devisen verlorengehen. Die in diese Krisenzeit fallende Verkündung des Reparationsfeierjahres durch den Präsidenten Hoover der Vereinigten Staaten von Amerika, der der Wirtschaft der Welt Zeit geben will, sich erst einmal zu erholen, bringt nur eine teilweise Erleichterung für Deutschland. Neben dem Abfluß der ausländischen Kapitalien beginnt dann auch die Kapitalflucht des Inlandes. Die Inhaber größerer Vermögen schaffen wesentliche Vermögenswerte ins Ausland, weil sie kein Vertrauen mehr in die Währung haben. Die ungeheuren Verluste, die die Darmstädter und Nationalbank beim Zusammenbruch des Norddeutschen Wollkonzerns in Bremen infolge der waghalsigen Spekulationen des J uden J akob Goldschmidt erlitten hat, machen eine Stützungsaktion notwendig. Die Reichsbank ist außerstande, sich an dieser Stützungsaktion zu beteiligen, die übrigen Banken sehen ebenfalls keine Möglichkeit, dem Unternehmen wirklich grundlegend zu helfen. Am 11. J uli schlagen die Banken die Verhängung von Bankfeiertagen vor unter rechtzeitiger vorheriger Unterrichtung der Öffentlichkeit. Nach langem Zögern greift schließlich die Reichsregierung - viel zu spät und ohne vorherige Unterrichtung der Öffentlichkeit - auf dieses Mittel zurück und gibt damit dem gesunkenen Vertrauen zum deutschen Bank- und Kreditwesen den letzten entscheidenden Stoß. Mangels genügender Aufklärung ist der Gerüchtebildung Tür und Tor geöffnet. Es setzt ein Sturm auf die Banken an. Gleichzeitig teilt die Darmstädter und Nationalbank die endgültige Schließung ihrer Schalter mit. Zwar übernimmt das Reich die Garantie für die Einlagen, aber erst nach langer Zeit können die Inhaber der Konten wieder beschränkt über ihren Besitz verfügen. Die Zwischenzeit hat jedoch ausgereicht, zahlreichen Betrieben den Gnadenstoß zu geben. Zur Herstellung einer Beruhigung und zur Verhinderung einer Verschleuderung aller deutschen Wertpapiere müssen die Börsen auf eine Reihe von Wochen geschlossen werden. Erst nach 2 Monaten ist es so weit, daß sie ihren Betrieb mit gewissen Einschränkungen wieder aufnehmen können. Und was hätte nun eine energische Reichsregierung in diesen Wochen der Krise tun können? Dr. Schacht, damals Reichsbankpräsident a.D., hat es immer wieder gesagt: Man hätte einmal ein Transfermoratorium aussprechen müssen, d.h. Einstellung der Überweisung in Deutschland angelegter Kapitalien ins Ausland, zum anderen den