0018 Alfred Ingemar Berndt, Gebt Mir Vier Jahre Zeit (1938)

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Erstens: "Die Eingeborenen wollten nicht bei Deutschland sein." Wer hat sie gefragt, ob sie bei jemand anderem sein wollen, und wann sind überhaupt die kolonialen Völker befragt worden, ob sie bei den früheren Kolonialmächten zu sein Lust und Liebe besäßen? Zweitens: "Die deutschen Kolonien sind von den Deutschen gar nicht richtig verwaltet worden." Deutschland hat diese Kolonien erst wenige J ahrzehnte vorher erhalten. Sie wurden mit großen Opfern aufgebaut und waren in der Entwicklung begriffen, die heute zu ganz anderen Resultaten geführt haben würden, wie etwa im J ahre 1914. Aber immerhin waren die Kolonien durch uns doch so entwickelt, daß man sie für wert genug hielt, um uns in blutigen Kämpfen entrissen zu werden. Drittens heißt es: "Diese Kolonien besäßen gar keinen wirklichen Wert." Wenn dies der Fall ist, dann wird diese Wertlosigkeit ja auch für die anderen Staaten zutreffen, und es ist nicht einzusehen, weshalb man sie uns dann erst recht vorenthalten will. Im übrigen: Deutschland hat niemals Kolonien gefordert zu militärischen Zwecken, sondern ausschließlich zu wirtschaftlichen. Es ist klar, daß in Zeiten einer allgemeinen Prosperität der Wert eines bestimmten Gebietes sinken mag, es ist aber auch ebenso klar, daß in Zeiten der Not eine solche Bewertung eine sofortige Änderung erfährt. Und Deutschland lebt heute in Zeiten eines schweren Kampfes um Lebensmittel und Rohstoffe. Ein genügender Einkauf wäre nur denkbar bei einer fortgesetzten und dauernden Steigerung unserer Ausfuhr. Also wird die Forderung nach Kolonien in unserem so dicht besiedelten Land als eine selbstverständliche sich immer wieder erheben. Ich möchte aber abschließend nun zu diesen Erklärungen noch in wenigen Punkten eine Auffassung äußern über die möglichen Wege, die zu einer wirklichen Befriedung nicht nur Europas, sondern darüber hinaus zu führen vermögen: 1. Es liegt im Interesse aller Nationen, daß die einzelnen Staaten im Innern stabile und geordnete politische und wirtschaftliche Verhältnisse besitzen. Sie sind die wichtigsten Voraussetzungen für die Anbahnung dauerhafter und solider wirtschaftlicher und politischer Beziehungen der Völker untereinander. 2 . Es ist notwendig, daß die Lebenserfordernisse der einzelnen Völker offen gesehen und auch freimütig zugegeben werden. Nur der gegenseitige Respekt vor diesen Lebensbedingungen kann Wege finden lassen zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse aller. 3 . Der Völkerbund wird - wenn er seiner Mission gerecht werden will - sich zu einem Organ evolutionärer Vernunft und nicht reaktionärer Trägheit umgestalten müssen. 4 . Die Beziehungen der Völker untereinander können nur dann eine glückliche Regelung und Lösung finden, wenn sie auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung und damit absoluter Gleichberechtigung geordnet werden. 5 . Es ist unmöglich, für Rüstungssteigerung oder Rüstungsbegrenzung nach Belieben bald die eine oder die andere Nation haftbar zu machen, sondern es ist notwendig, auch diese Probleme in jenem gesamten Rahmen zu sehen, der ihre Voraussetzungen schafft und sie damit auch wirklich bestimmt.