Hellmut Diwald: Sein Vermächtnis für Deutschland (1994)

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Alfred Schickel militärische Entscheidungen beeinflußte - und wie von der Größe der Marine auch die Macht- und Weltgeltung eines Staates abhing. So sind die Vereinigten Staaten von Amerika nicht nur über ihr siegreiches Eingreifen in den Ersten Weltkrief zu einer respektablen Großmacht aufgestiegen, sondern haben mit ihrer Führungsrolle innerhalb der Alliierten zugleich auch die Briten als bis dahin erste Seemacht der Welt abgelöst. Wie der gleichermaßen in Epochen denkende und um folgenreiche Einzel¬ heiten gut Bescheid wissende Historiker Diwald feststellte, halfen die Englän¬ der pikanterweise dieser für sie nicht sonderlich erfreulichen Entwicklung auch noch nach - und zwar just auf dem Gebiet des Seewesens, als sie die Amerikaner durch eine ebenso berechnete wie provozierte Versenkung der »Lusitania« gleichsam in den Krieg hineintorpedieren ließen und damit zu entscheidenden Kriegspartnern machten. Hellmut Diwald wies aber nicht nur auf diese merkwürdige Fügung hin, sondern registrierte auch mit sensiblem Gespür die oft wunderlichen Vorgän¬ ge und Entwicklungen im Bereich des See- und Marinewesens. Das fängt in seiner Darstellung bei kleinen menschlichen Eigenheiten berühmter Kapitäne und Admirale und ihren oft gar nicht so geringen Folgen an und hört bei der Feststellung, daß der Jahrhunderte hindurch »tapsige russische Bär« auf einmal ein imposanter »sowjetischer Walfisch« geworden war, auf. Und mit diesem Vermerk wurde dem Leser auch schlagartig deutlich, daß die modernen Erben Poseidons beileibe keine nostalgischen Windjammer- Staaten waren, sondern die beiden, nachmalig weltbeherrschenden Super¬ mächte: USA und Sowjetunion, auffallenderweise beide nach Weltkriegen in diesen Rang gekommen, wie Hellmut Diwald deutlich machte. Im übrigen wußte er zu Vorgeschichte und Verlauf dieser beiden großen Kriege immer noch Aufschlußreiches oder bislang Unbekanntes beizusteuem, so im Kapitel über Japan, den »zweiten Sieger des Ersten Weltkriegs«, wo er das heimliche Einverständnis zwischen Tokio und London über die Aneignung der deut¬ schen Schutzgebiete (Kolonien) in China durch das fernöstliche Inselreich enthüllte. Ein anderes Beispiel ist der Abschnitt über 1941, in welchem Diwald die zielstrebige Hilfspolitik US-Präsident Roosevelts gegenüber England anhand mittlerweile gewonnener Erkenntnisse und zugänglicher Akten beschrieb und dabei auch den geschichtlichen Hintergrund des japanischen Angriffs auf die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor ausleuchtete. Mit seinen unbefangenen Feststellungen über Roosevelt und dessen zielstrebigen Inter¬ ventionskurs riskierte Diwald abermals, in das beflissene Kreuzfeuer der notorischen »Vergangenheitsbewältiger« zu geraten und zu einem mittelba¬ ren »Entschuldiger der Kriegspolitik der Achsenmächte« erklärt zu werden. Denn mit seinem kritischen Blick auf den damaligen amerikanischen Staats¬ chef beschädigte Hellmut Diwald in den Augen seiner volkspädagogischen Zensoren eine schier sakrosankte Lichtgestalt der einstigen Kriegsgegner 45