Hellmut Diwald: Sein Vermächtnis für Deutschland (1994)

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Hellmut Diwald und die deutsche Geschichtsschreibung die Vielschichtigkeit der geschichtlichen Personen und Ereignisse vermittel¬ ten, sollten sich im Disput auch Autor und Rezensent begegnen. Da hätten sich in Diwalds Augen manche Vorurteile und Unterstellungen beizeiten abbauen und aufgetretene Mißverständnisse rechtzeitig klären las¬ sen, und dies bis hin zu Einzelheiten der Geschichtsdarstellung und Buchge¬ staltung, etwa bei der Frage, ob eine Arbeit wie jene über die Seemachtpolitik im 20. Jahrhundert mit wörtlichen Zitaten und wiedergegebenen Redeaus¬ schnitten durch Hinweise auf die Fundstellen abgestützt werden sollte oder nicht. Hellmut Diwald hat sich in diesem Falle für den Verzicht auf Fußnoten und einen wissenschaftlichen Apparat entschieden und dem Leser statt ihrer ein mehrseitiges Literaturverzeichnis sowie ein abschließendes Personen-und Sachregister an die Hand gegeben. Während der sogenannte »Durchschnitts¬ leser« und Geschichtsinteressent für gewöhnlich die fehlenden Anmerkungen kaum vermißt und einen fußnotenlosen Text sogar als flüssiger und eingän¬ giger empfindet, zieht sich der sogenannte Fachkollege gern von der Annah¬ me der Darstellung hinter mißtrauische Vorbehalte zurück oder spricht dem Autor gar Seriosität und Wissenschaftlichkeit ab. Hellmut Diwalds Feinde wählten wechselweise den einen oder den ande¬ ren Einwand und suchten ihn als »schriftstellemden Historiker« beziehungs¬ weise »Sachbuch-Autor« aus dem Bereich der »ernsthaften Historiographie« auszugrenzen. Für sie hatte offensichtlich die Fußnote einen größeren Stellen¬ wert als die Wahrheit der Aussage. Wer sich die Mühe machte, den von Diwald angeführten Textstellen nachzugehen, stellte nämlich fest, daß sie vorliegen und vom Autor auch korrekt zitiert wurden. In der Berichterstattung über die Vergangenheit leistete sich Hellmut Diwald keine »dichterische Freiheit«, sondern nur in der Auswahl der Worte und Formulierungen, deren Treffsicherheit und Eleganz kaum von einem anderen »schriftstellemden Historiker« übertroffen wurde. Das dürfte auch jener Zeitgenosse und Kollege erfahren haben, der sich im Streit um die Geschichte der Deutschen besonders polemisch über Hellmut Diwald ausließ und mit ihm in der Beschreibung Wallensteins im Wettstreit um die Gunst der Leser stand. Das war kein Grund für Diwald, in seinem Buch Die Erben Poseidons. Seemachtpolitik im 20. Jahrhundert nicht aus der Deutschen Ansprache des Vaters seines Kritikers und Konkurrenten zu zitieren. Dieser gelassenen Großzügig¬ keit verdankt der Leser schließlich die Kenntnis einer Aussage Thomas Manns, die man diesem Schriftsteller und Literaten nicht so ohne weiteres zugetraut hätte und die ein teilweise anderes Bild vom Verfasser der weltbe¬ rühmten Buddenbrooks vermittelt. Wie die von Hellmut Diwald zitierten Sätze aus der Deutschen Ansprache Thomas Manns aus dem Jahre 1930 korrekt wiedergegeben sind, erweisen sich auch die vom Autor angeführten Stimmen über Roosevelts zielstrebige Interventionspolitik gegen Japan und Deutschland als fundierte Belege, wel- 48