Hellmut Diwald: Sein Vermächtnis für Deutschland (1994)

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Freund Hellmut Diwald seinem schönen Nachruf 1 aus seiner intimen Kenntnis erwähnt. »In einem vertraulichen Gespräch mit einem hochrangigen Abgesandten der seinerzei¬ tigen Moskauer Akademie der Wissenschaften, der ihn nach den wünschens¬ werten Grenzen eines wiedervereinigten Deutschlands fragte, beschrieb Hell¬ mut Diwald im Sommer 1987 seine Vorstellung von einem vereinten Deutschland und war erstaunt, daß er auch über den künftigen Verbleib des Sudetenlandes etwas sagen sollte. Für seinen sowjetischen Besucher war dieses Gebiet Jahrhunderte altes deutsches Land<, über welches »infolge Fehlens eines Friedensvertrages noch nicht das letzte Wort gesprochen< sei.« Mitleid ist billig zu haben, Näd muß man sich verdienen Solange Hellmut Diwald über zurückliegende, also ideologisch unverfängli¬ che Themen schrieb, haben ihm so gut wie alle Fachgenossen Anerkennung gezollt. Wilhelm Dilthey, Freiheit und Toleranz in der abendländischen Geschichte, Wallenstein, Politik der preußischen Hochkonservativen 1848 bis 1866, insbesondere der Band Anspruch auf Mündigkeit in der Propyläen- Weltgeschichte für die Zeit von 1400 bis 1555 - das waren Gegenstände, die seine Kompetenz nicht in Frage stellten. Die einschneidende Wende in der Bewertung Diwalds durch die domesti¬ zierte Historikerzunft kam mit der Herausgabe der Geschichte der Deutschen. Der Verfasser hatte eine Gegenchronologie für die Erzählweise gewählt aus der Erkenntnis, daß die junge Generation unserer Tage an Aktuellem mehr Geschmack finden würde als am üblichen Beginnen in grauer Frühzeit. Ich habe im Gespräch aus meinen Bedenken kein Hehl gemacht - konnte ja dieses Prinzip ganz naturgemäß nicht folgerichtig eingehalten werden, der Stoff mußte in Abschnitte unterteilt, und innerhalb dieser mußte in gewohnter Abfolge berichtet werden. An dieser Form bissen sich Kritiker fest. Boshafter waren jene, die mit dem Schlagwort »Verharmlosung« gegen den Autor vorgingen, ihn verleumderisch in eine extremistische Ecke zu stellen trachteten. Wie leider in unseren Tagen so oft, waren auch in diesem Falle Kollegen im Ausland gerechter als gewisse Fachgenossen hier, die ihre Dogmen mit Zähnen und Klauen, das heißt auch mit unlauteren Mitteln, verteidigen. Über das Grab hinaus Sollte der Leser Zweifel an der Berechtigung meiner Vorwürfe haben - was Hellmut Diwald nach seinem Tode in der wohl einflußreichsten Tageszeitung nachgerufen wurde, war schmachvoll für den Schreiber. Aus naheliegenden Gründen war die Verbindung mit dem Todkranken in den letzten Wochen schwierig. Die Stunde zu erraten, in der die Behandlungs¬ maßnahmen ein Gespräch zuließen und für den Patienten erwünscht mach- 88