Hellmut Diwald: Sein Vermächtnis für Deutschland (1994)

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Wigbert Grabert Schon schwer erkrankt, widmete er sich noch in den Monaten seines Leidens dieser Aufgabe, pflichtbewußt bis zum letzten Augenblick. Trotz seiner Qualen und des sicheren Wissens um sein Schicksal setzte er sich genau so wie vorher bei der Herausgabe der im selben Verlag erscheinenden Festschrift für seinen Freund Richard W. Eichler Warum so bedrückt? Deutsch¬ land hat Zukunft!, die zu mehr Lebensmut und Zukunftsbejahung der Deut¬ schen aufrufen sollte, ein. Für Eichler hatte er auch schon vorher für dessen Werk Wiederkehr des Schönen, 1984 im Grabert-Verlag erschienen, das Vorwort geschrieben. Als Historiker hat Hellmut Diwald auch wesentlich zum Revisionismus in der Zeitgeschichte beigetragen, insbesondere in seiner Geschichte der Deutschen und seinen letzten Werken wie Mut zur Geschichte und Deutschland einig Vaterland. Aufmerksam verfolgte er die Veröffentlichungen in- und ausländi¬ scher Revisionisten und litt sehr unter der Tatsache, daß in Deutschland die Freiheit der Forschung in der Zeitgeschichte praktisch aufgehoben war, daß die öffentliche Diskussion zu diesem Thema zunehmend unterbunden und die freie Meinungsäußerung zu den zentralen Fragen dieses Bereiches trotz Grundgesetzgarantie kriminalisiert wurde. In manchen Gesprächen bestärkte er mich, auf dieser Linie wissenschaftlich sauber abgesicherter Literatur zu bleiben und weiter zu veröffentlichen, auch wenn das Anfeindungen, Diffa¬ mierungen, Hausdurchsuchungen, Indizierungen und Angriffe bis hin zu einem Brandanschlag auf den Verlag nach sich zog. Entschieden trat er immer für die Wahrheit auch in der Zeitgeschichte und die Historisierung der Zeit des Dritten Reiches ein, was wissenschaftsfeindli¬ che Kräfte noch im »Historikerstreit« ab 1986 zu verhindern versuchten, und litt sehr darunter, daß die meisten seiner Fachkollegen sich neutral verhielten und den Opportunisten trotz besseren Wissens das Feld überließen. Dieser Kampf gegen eine noch mächtige ideologische, das wissenschaftli¬ che Ethos verratende Vorherrschaft in Fachkreisen wie in den Massenmedien hat ihn große Kraft gefordert und sicher auch nicht unwesentlich zu seiner tückischen Krankheit beigetragen. In seinem Bemühen, doch endlich einen Durchbruch gegen den geschichtsverfälschenden Zeitgeist zu erzielen, ver¬ zehrte er sich. Die glückliche Wiedervereinigung von West- und Mittel¬ deutschland durfte er noch erleben und sich damit als früherer einsamer Rufer in der Wüste vor der Geschichte voll bestätigt sehen. Sein Werk und sein Schaffen gerade der letzten Lebensjahre wirken weithin im Volk und tragen vielfältige Frucht. Eine spätere Zeit wird Hellmut Diwald als einen der wenigen aufrichtigen und mutigen Männer an unseren hohen Schulen in einer dunklen Zeit unseres Volkes anerkennen, in der die meisten Berufenen als Opportunisten schwiegen oder sich den volksfeindlichen Geboten der Umer¬ ziehung unterworfen hatten. 537