(1928)

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23. ©epferober 1914 (im.(Sifenbahn$ug nordwärts)". ... 21ug«nblicflich ft§en wir im ©ifenbahngng, wohin, ifi und nicht ge* fagt worben, aber es wirb angenommen, baß es nach Belgien ginge. Slngeblich Raffen wir breißig (Stunden ©ifenbafrafahrt. 3 e # f fa ö ro * r ttörblich t>on Srier, ich benfe in ber (§:ifel, in einer wunberfchönen ©e= genb. Dagu fcheint bie ©onne, und alles ftehf fo friedlich aus. Der ©egenfa£ gu bem öerwahrlofien Söflingen mit ad ben Eriegerifchen Bilbern nnb bem ununterbrochenen Dtegen ifi unglaublich« ©0 gang Eommt einem ber (Srnfi bes Krieges aber boch noch nicht gum Bewußt* fein, ich ertappe mich immer wieder barauf, wie ich einfach bie oielen neuen (Sinbrücfe genieße. Du fannfl Dir gar nicht benEen, welch fabel* haften Dteig rein malerifcfj biefes flänbig bewegte, ungewohnte Bild hat. ©eflern abend bas treiben um b«n großen Sifd? in ber Diele eines lothringifchen Bauernhaufes: Dlingsherum mild burcheinanber 3 ns fanterie und 3lrfiüerie, ber eine im ipelm, ber andere bie 9Itü£e weif hinten auf bem Kopf ober mitten im ©ejrcht, ade mit mehr ober weniger unordentlichen Barten, rauchend, effenb, fchlafend. 2In b«n 2K5änben noch einer ober ber andere, ber herumfiehf ober feine 'pfeife raucht, an= fcere, bie am Boden fifjen unb fchlafen. Und greifchen bem allen wirf* fchaften gwei alte Bauernfrauen tyemm, eifrig im lochen oon ein bißchen ©uppe unb Kaffee, arm unb befcheiben unb glücHich mit ben paar Pfennigen, bie fte nachher öon ben ©olbafen für all ihre DIfrihe bekommen. 3$ terne hier mehr oora 'XSolt, als in all ben Unterrichte Eurfen unb 2S5and*rbühnen •.. 3m (Sifenbahngug, 24. (September 1914. 9Heine lieb«, gute, teure Stftama, ich glaube unb hoffe ja beflimmf, baß ich aus bem Kriege gurücEEehren werbe; aber für ben fall, baß ich bas nicht tue, will ich l e P einen 2lbfchiebsbrief fchreiben. Du folflfi wiffen, baß ich, wenn je$f fierbe, gern unb gufrieben aus bem fieben gehe. DICein £eben war fo fchön, baß ich mir nichts barm anders wünfehe. Unb b a ß es fo fd)ön war, öerbanfe ich oor allem Dir, mein« liebe, gute, bejle Stttama. Und für all Deine Siebe, für alles, was Du für mich getan fjafi, für alles, alles möchte ich Dir banfen, banfen. — 3S5irflich, Du weißt gar nicht, wie fehr ich gerabe in ber legten j$eit eingefehen habe, wie manches in Deiner (Srgiehung, don bem ich früher 20 m'chf gang übergeugf war, baß es richtig fei (3. B. Deine Betonung ber Eörperlichen 2Iusbübung) ooIlEororaen richtig unb gut war. 2lber nicht nur für bie (Srgiehung, für alles, alles möchte ich Dir banEen, für bas £eben, bas Du mir gabfi, t>or aQem aber bafür, baß Du f 0 biß, wie Du bift. 2tch, Du weißt aber auch »hae biefen Brief, unb öiel beffer als ich cö fchreiben Eann, wie ich fä^Ie. STfun möchte ich "^ cr c i nc ^ fchreiben, bas Du Dir nach einigen ©teilen in Deinen legten Briefen »ieUeichf anbers benffl: 2S5arum ich mi ch als Kriegsfreiwilliger Qemelbtt habe? DTfcafürlich nicht aus allgemeiner Begeiflerung für ben Krieg, auch nicht, weil ich es für eine befonbers große Sat fyalu, fehr t>iele DKenfchen fotgufchießra ober jtch fonfi im Kriege ausgugeichnen. 3 m ©egenteil, ich fintof ben Krieg etwas fehr, fehr ©chlimmes unb glaube auch, baß bei einer gefchttf* teren Diplomatie es auch diesmal hätte gelingen mü(fen, ihn gu i>er-- meiben. Jllber je|f, wo er einmal erflärf ifi, finbe ich es einfach felbfl* fcerftänblich, baß man fleh foweit als ©lieb bes 23o[fsgansen fühlt, um fein ©chicffal mögliche eng mit bem bes ©angen gtt oerbinben. Unb auch, wenn ich übergeugt bin, baß ich * OT frieden für bas 23aterlanb unb bas 23olE mehr tun fann als im Krieg, fo finde ich « ebenfo t>er* Eehrt unb unmöglich, folche abwägenden, fafi rechnenben Befrach* tungen fe|f angufleüen, wie etwa für einen 3Itann, ber, beoor er einem Srtrinfenben fylft, fleh felbfi überlegen wollte, wer ber ©rtrinfenbe wäre unb ob er nicht oielleichf wertooller fei als biefer. — Denn bas (Snffcheibenbe if! boch immer bieöpferbereitfchaff, nicht bas, wofür bas (Opfer gebracht wird. 3ch finde ben Krieg, nach allem, was ich baöon gehört habe, etwas fo fürchterliches, 9Itenfchenunwürbiges, törichtes, Überlebtes, in feber 233eife Q3erberbliches, baß ich wir fefi »orgenommen habe, wenn ich aus bem Kriege heimkehre, mit aller Kraft aües gu tun, was ich fann, bamif es in Qutunft fo etwas nicht mehr geben fann ... 14. ÖEfober 1914 (in Jlorbfranfreich). ... (Sines brüeft mich oon Sag gu Sag mehr, ich fürchte mich f° 6 °r ber inneren Verrohung. 3S5enn Du mir ein Eugelflcheres iRe| wünfehfi, fo ifi bas fehr lieb öon Dir, aber merfwürbigerweife hab' ich S fl r feine, aber auch gar feine 2lngfi öor aUen Kugeln und (Bzanaten, fonbern 21