(2017-03-14)

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Mein Vertrauen in den Rechtsstaat bekam einen Knacks. Heinrich Böll sprach in jener Zeit von der Zwei-Groschen-Gesellschaft. Er meinte damit, daß der Staat dazu auffordere, anonym anzuzeigen. Zwei Groschen in den Telefonautomaten und schon konnte die Anzeige oder die Denunziation anonymbeginnen. Was noch zu meiner Ausbildungszeit verpönt war, dazu forderte der Fahndungsapparat jetzt auf. Hatte es noch Anfang der 60er Jahre geheißen, anonymen Anzeigen werde grundsätzlich, außer in begründeten Ausnahmefällen, nicht nachgegangen, so war es jetzt erwünscht, auch anonym anzuzeigen. — Wer nach der Fernsehsendung „AktenzeichenXY ...ungelöst’' erlebt hat, welche Hinweise nach den dargestellten Fällen bei der Polizei eingehen, der kann sich ein Bild machen, welchen ‚‚Wert’’ anonyme Anzeigen haben. An diesen Freitagabenden, an denen die Sendung über das ZDF läuft, geschieht in unserem Land eine unsägliche Hetzjagd auf alle möglichen und unmöglichen Täter. Die Fahndungserfolge stehen dabei häufig in keinem Verhältnis zu den Verfolgungen und Überprüfungen Unbeteiligter. Es erhebt sich überhaupt die Frage, welche Kultur ein Volk hat, das mit dem Schicksal von Opfern und Tätern Unterhaltung betreibt. Das Vertrauen in führende Politiker dieses Staates sollte aber noch vor eine weitere Bewährungsprobe gestellt werden/ Der „Anschlag’’ auf die Haftanstalt in Celle hat nicht nur ein Loch in die Mauer der Justizvollzugsanstalt gerissen. Er hat auch mein Vertrauen in das rechtmäßige Handeln der Inhaber des Gewaltmonopols auf eine erneute Bewährungsprobe gestellt, wenn nicht sogar auch ein Loch in die| ses Vertrauen gerissen. |Wie können staatliche Vollzugsorgane_| noch uneingeschränktes Vertrauen genießen, wenn sie sich 13