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: Es will keine Gangster-Filme mehr drehen!
Zumindest will es sie nicht mehr. nach Europa
schicken. Der gute Ruf Amerikas stehe auf dem Spiel,
heißt es in einer kürzlichen Verlautbarung der Film
gewaltigen. Wer aber nun etwa erwarten (oder befürchten) möchte, der amerikanische Film würde moralischer (und langweiliger) werden, irrt sich abermals, denn an Stelle von Gangsterfilmen schickt Amerika nun Seeräuberfilme nach Europa, die Al Capone und Dillinger werden von Robin Hood
Mädchenhändler, Gangster und Korsar
Wandlungen des Schurken in der Filmgeschichte
und verwegenen Korsarenhäuptlingen abgelöst. Dies scheint die jüngste, jedenfalls aktuellste Wandlung des Filmkelden jenseits des bürgerlichen Geseßes
zu sein, und wenn man die Hartnäckigkeit festgestellt.
hat, mit der diese ‚‚mauvais 'garcons“ sich in allen
Epochen der Filmentwiclung behauptet haben, möchte
man annehmen, daß der Film auf sie nicht verzichten kann. Das Böse ist das Salz jeder Spannungskunst. Und es. ist schon deshalb notwendig, damit es vom Guten besiegt werden kann. |
Die Verbrecher aus der frühesten Zeit des Kinos hatten alle etwas ungewollt Komisches. Es waren finstere Schurken mit mordlüsternen Augen, die das Mal des Satans auf der Stirn trugen, hundertprozentige Schurken ezwissermaßen, wie Hedwig Courths-Mahler sie geschildert hätte, hätte sie Kriminalromane geschrieben. "Wenn man wollte, brauchte man sie nicht ernst nehmen, so wenig wie den ganzen Film. Das änderte sich "dann mit dem ersten Weltkrieg. Das Töten war nach Ablauf von viereinhalb Jahren Menschheitswahnsian etwas langweilig geworden. Der Film entdeckte einen neuen Negativ-Helden, der zu verabscheuen war: den Verführer und die Mädchenhändler. | Was in den Filmen der unmittelbaren Nachkriegsjahren an verfolgter (und blonder) Unschuld von teils ‚zärtlichen, teils brutalen, jedenfalls aber immer gewissenlosen Verführern entehrt wurde, konnte von keiner
späteren Epoche je wieder erreicht werden, und was
daneben noch von pseudoeleganten dunkelhaarigen Herren exotischen Charakters in die Freudenhäuser nach Südamerika verschleppt wurde, hätte in Wirklich‚keit. (infolge Überangebots) Preissturz ausgelöst. | ‚Man atmete geradezu auf, als Amerika dann einen
neuen Typ. zum Siege führte: den Gangster. Der
Gangster ist eine Erfindung Amerikas und der Prohibition, Der Film hat in ihm und in seinem Kampf gegen das Geseg ein unerschöpfliches Thema gefunden,
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GUSTAVBRAENDLE, Theodor Fahrner Nachf. Pforzheim
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das sich Jahr um Jahr abwandeln ließ. Denn der Gangster aus Chicago stellte schließlih in sichtlicher Aufwärtsentwicklung die höchste Vollendung des Ver. brechers dar. Es ist die Entwicklung vom Dolch des Meuchel
Herren
Bandenkonzern mit Chef und Unterchefs, mit Adjutanten und ' Revolvermännern vom Dienst
einen ° katastrophalen
';Oben: Viele Jahre lang hielten die kaltblütigen Leinwand
derbewährte Kalbensichtfüller Ay mitgroßen Zr *intenraum
C.JOSEF LAMY GMBH + HEIDELBERG
mörders zur Maschinenpistole des Gunman und zum blit
schnellen Pistolenshuß durch
die Manteltasche, es ist die Entwicklung vom Einzelgänger zum
bis herab zur niederen Truppe. Der Gangstertyp war international, allerdings mit geringen nationalen Verschiedenkeiten. ; Während zum Beispiel die Gangster des amerikanischen
Films mit Vorliebe in eleganten Hotels residierten und
in großen schweren Limousinen durch die Straßen rasten, verblieben ihre Kollegen des europäischen Films in ihren gewohnten dunklen Kaschemmen, das Licht der Öffentlichkeit und die Eifersuchtsszenen ihrer leichten und verwegenen Mädchen scheuend. Immerhin zeigte sich schließlich nach jahrelanger Strapazierung, daß selbst dieser ergiebige Gangstertyp einer solchen Dauerbeanspruchung durch den Film nicht ganz gewachsen war. Einige Versuche, dem Gangstermilieu mit
Humor und Ironie beizukommen, müssen als erste Ver
fallserscheinungen gewertet werden, denn Helden mit
‚Ironie gesehen, sind keine Helden mehr. Das Publikum ‚; macht da nicht mit.
Zum Glück (für das notwendige Prinzip
rückte in diesem Augenblick die Politik ins Blickfeld des allgemeinen Interesses, Die (im Film) absterbenden . Gangster erhielten plößlich eine unliebsame Konkur
renz durch die Gewaltregime der Diktatoren, und als
Gangster die Kinobesucher Abend für Abend in Atem.
Links: Eine Szene aus einem amerikanischen Verbrecherfilm des Jahres 1912. Die grimmigen Schurken von damals
können uns heute nur noch ein Lächeln abgewinnen.
Rechts: Kurz nach dem ersten Weltkrieg trieb ein ganz gefährlicher Bursche ar der Leinwand sein Unwesen : der 'Mädchenräuber.
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SIE MIER
Von Hollywood aus schwimmen jetzt auf alten Segelschiffen neue Filmhelden zu uns herüber : Verwegene Korsaren und Seehelden. Eine Szene aus ‚In Ket
des Bösen).
‚am Bösen ist niemals Mangel.
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" ten um Kap Horn“
erst der Krieg ausbrach, erfuhren sie: eine endgültige Ablösung durch das Heer der Spione, der Geheimagenten, der Sahboteure, der Verräter und all jener Elemente, die jeden Krieg dem Bereich des Kriminellen naherücken. |
Der Krieg ist zu Ende. Seit drei Jahren. Die leidige Politik ist geblieben, mit gewissen Veränderungen allerdings. Es ist zu erwarten, daß sie bis auf weiteres auch noch einige Filmschurken abgibt. Allerdings ist schon zu erkennen, daß sich der Film ihrer nur nocı mit halber Kraft hedient. Neue Helden sind im Kommen. Von Hollywood aus schwimmen sie in verwege
nen Korsareusciffen über den Atlantik, mit Enter-haken, -Beilen, Messern und Mannesmut, reiche Handelsschiffe und das europäische Filmpublikum kapernd. Sie heißen „Der Herr der sieben Meere“, „Kapitän -Brih-den-Hals“, „Der schwarze Schwan“, „Piraten der
Südsee“, „Seeadler“, kurz, eine Invasion aller Seeräu
ber aller Jahrhunderte. Die Abkehr von der Atombombe zur Romantik. Wenigstens das hat der Krieg erreicht. ‘Das Geknatter der Maschinenpistole ist den Menschen zu legal und zu gewöhnlich geworden. Jett ist wieder ' Degengeklirr um die Helden. |
Der europäische Film freilich wird es schwer haben, sich anzupassen, ganz zu schweigen vom deutschen Film.
"Dafür aber hat er neue Möglichkeiten und auch ak
tuellere: die Gangster des schwarzen Markts. Man sieht, —uck Fotos: MPEA/Paramount (1), Archiv (3)
Hansaplast wirkt „hochbakterizid“ asieren =
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