Film Revue (1948 Issue 12)

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ILLY BIRGEL ist im persönlichen Ge spräch keine „Überraschung“. Er gehört nicht zu den komödiantischen Naturen, von denen festgestellt wird, daß sie im Leben „so ganz anders“ sind. Man begegnet denı ‚gleichen, etwas zurückhaltenden Persönlichkeitsbewußtsein und der feinen Kultiviertheit;, die man von der Bühne oder von der Filmleinwand her kennt, der gleichen männlichen Gelassenheit und die-" ser warmen dunklen Stimme, die etwas von verborgener Herzlichkeit verrät. Und man begegnet einer erfreulichen Achtsamkeit im Gespräh, die die Worte genau wertet und sich nicht in konventionellen Interview-Unterhaltungen erschöpft. Und so wird auch die Frage, warum es bisher bei einem einzigen Nachkriegsfilm geblieben ist, sehr präzise beantwortet, daß es dem deutschen Film an guten Stoffen fehlt. Ein Mangel übrigens, der sich überall in der Welt in den Produktionsstätten bemerkbar macht, im Nachkriegsdeutschland indessen den neuen Filmanfang besonders erschwert. Schauspieler wie Willy Birgel nehmen es sehr ernst mit der künstlerischen Verantwortung. Seine Mitwirkung in „Zwischen gestern und morgen” war gewissermaßen der Ausdruck des guten Willens. Es ging darum, dem deutschen Nachkriegsfilm auf die Beine zu helfen. Inzwischen hat Willy Birgel in zahlreichen Gast‚spielen als des Teufels General Harras seinen Namen für das bedeutsamste Theaterereignis der drei Westzonen in den zurückliegenden beiden Jahren eingesetzt und gastiert augenblicklich in der ungarischen Komödie „Das letzte Abenteuer‘ im Hamburger Thalia-Theater. & 512. yundıe n achtet" Man ist leicht versucht, Willy Birgel den kultivierten Weltmann des deutschen Films zu nennen. Aber.genau besehen hat er sich niemals festlegen lassen und in mehr als 30 Filmen seine künstlerische Spannweite erprobt. Da ist (ganz zu Anfang) sein Diener in „Fürst Woronzeff’‘, unvergeßlich in der Dämonie seiner Maske, da ist ‘die eisige Luft um seinen Gouverneur in „Schwarze. Rosen“, die versnobte Leichtlebigkeit seines Dandy in „Zu neuen Ufern‘, die! Arroganz einer: Spielernatur in: „Barcarole“, da ist seine bezaubernde Auf gelockertheit in „‚Blaufuchs”, die »düstere Leidenschaft und Menschenverachtung seines Bothwell in ‚Maria Stuart‘ und seine sympathische Männlichkeit in „Ich brauche Dich“. Diese Rollenliste wäre noh um viele Nuancen zu vervollständigen. Birgel hat Verräter gespielt und Verführer, Diplomaten, Staatsmänner und Abenteurer, Intriganten und Liebhaber, beharrlich Schaffende und elegante Müßiggänger, aber immer Menschen. Jeder Rolle hat er etwas von seiner inneren Wesenheit mitgegeben, die von selbstverständlicher Vornehmheit und gepflegter Geistigkeit bestimnft wird. Über seine Absichten in der Zukunft sagte Herr Birgel: „Ich habe drei Filmstoffe in Planung und ich hoffe, die Entwicklung der deutschen Produktion geht dahin, daß ich diese Vorhaben im kommenden Jahr verwirklichen kann.‘ Bis dahin wird Birgel der Bühne gehören. Und dazwischen seiner Familie in dem kleinen Landhaus in Oberbayern, das ihm nach der Kriegskatastrophe in Berlin geblieben ist und in das er auch seine berühmte Maskensammlung gerettet hat. dck Sultan und seine blonde Herrin sind überaus filmfreundlich. Man sieht, die Sympathie ist beiderseitig. tund> l nr ist cht. rgel Aufnahmen: Erich Bauer