Film Revue (1948 Issue 3)

EDWIN ADOLPHSON und WANDA ROTHGARDT in einer Szene des Films „Galgmannen“ Die reizvolle INCA TIDBLAD und der EROHE in aSBREe in’ »Bangajaht" 2 am. . an vielen ı Filmen in 1 Deuts: hland ee, . — FILMSCHAFFEN enge Jahre hatten wir keine Gelegenheit 'schwedische Filme zu sehen, und dabei stellt Schweden jährlich 40 bis 45 Filme her, die in vielen Ländern sehr geschäßt sind, so wie es früher auch bei uns der Fall war, als nach dem ersten Weltkrieg „Erotikon‘‘ und „Gösta Berling“ (beide von Maurig Stiller inszeniert) den schwedischen Film richtungweisend für das ganze europäische Filmschaffen werden ließen. Stiller 'entdeckte Greta Garbo und ging mit ihr später nach Amerika. Ein Ebenbürtiger Stillers ist noch heute der. Regisseur und Schauspieler Victor Sjöström. Auch er versuchte sein Glück in Amerika, kehrte aber bald wieder nach Schweden zurück. In „Erotikon‘ spielte Lars Hanson die männliche Hauptrolle, den. man später in vielen Filmen in Deutschland sah. Während sich in Schweden Namen wie Inga Tidblad, Edwin Adolphson, Edwin Persson, Jenny Hasselgvist, Karin Molander, Gösta Ekman durchsetten, die in der Stummfilmzeit in Deutschland auch schon einen guten Klang hatten, ging mit dem Beginn des Tonfilms der Ruf des schwedischen Films zurück. Erst 1934/35 werden schwedische Filme wieder auf dem Weltmarkt gezeigt und es seite wieder ein schneller Aufstieg ein. Inzwischen aber hatte Schweden einige Stars in die Welt geschickt: Zarah Leander, Ingrid Bergman, Signe Hasso und neuerdings Viveca Lindfors; und im Land wuchs eine neue Filmgeneration heran: Stig Jarrel, Karin Ekelund, Vibece.Falk, Mai Zetterling, Gun Wall. gren, Holger Löwenadler, Sture Lagerwall, Alj Kell Wanda Rothgardt u.a.. Hoffen wir, daß Deutschland auch bald Gelegenheit haben wird, diese Schauspieler in Filmen zu sehen, die vielfach in der Welt Aufsehen erregten. | Fotos: Svensk Filmindıustri VIBECE FALK und LAURITZ FALK in „Klockan pa Rönneberge“ ar me Der Senior der schwedischen Filmschaffenden VICTOR SJÖSTRÖM in dem Film „Das Wort“ N arg, EL 9 En ‚raue LI SE GUNN WALL GREN und HOLGER LÖWENADLER „Resan Bort“ KARIN EKEL UND, die „eleganteste Dame“ des schwedischen Films mit ALLAN BOHLIN in „Oss tjuvar emellan“ MAI ZETTERLING, die nach ihrer Entdeckung schnell bekannt wurde, in „Heits“ Meine Wochenschau A Hollywood kommt selisame Kunde: Max Factor, der bekannte Make-up-Fachmann Hollywoods, soll erklärı haben, daß das Lebensmittelsparprogramm Trumans der schlanken Linie der Filmschauspielerinnen nur nüglich sein könne, da die Stars seit einiger Zeit zur Molligkeit neigien... Und eine DRP-Meldung besagt, daß der ungewöhnlich umfangreiche Busen Jane Russells zum Verbot des amerikanischen Films „The Outlaw“ geführt habe... Die geneigten Leserinnen mögendem Chronisten verzeihen, aber in der Begründung heißt es: „Ihr Busen hing über dem Film wie ein Sommergewitier über einer Landschaft.“ Soweit die Herren Experten. Jene Millionen auf dem Erdenrund aber, die die Filmschauspielerinnen im wahrsten Sinne des Wortes in Nahrung seßen, werden nicht gefragt, ‚obwohl sie ein Recht darauf haben, ihre Meinung zu äußern, wie: sie ihre Lieblinge sehen wollen! Was also treibt den Meister des make up, und den Beschwörer sommerlicher Gewitter dazu, in unsere Meinung mit ungalanter Hand einzugreifen? ‚Bläilern wir Bad in einigen Amouren der W. eltgeschichie, um zu sehen, welche Frauen sich des Vorzugs erfreuten, von den Männern beachtet zu werden. Penelope, die erwiesenermaßen eine ganze Reihe von Kavalieren hatte, war zweifelsohne bei guter Gestalt; auch Helena, wie ihre Schwester Iphigenie, waren keinesfalls überschlank. Selbst der weise König Salomo preist in seinem Hohenlied die plastischen Reize seiner Schönen, deren Schenkel waren wie die Zedern auf dem Libanon — von den anderen Vor zügen nicht zu sprechen... Und die Minnesänger, die großen Vaganten aller Zeiten und Länder, ihnen voran Herr Walther von der Vogelweide, aber auch Francois Villon, Jean Arthur Rimbaud, Li T’ai Po und wie sie alle heißen, sie besangen in unzähligen Liedern die jeweilige Dame ihres Herzens und machten kein Hehl daraus, daß diese recht wohlgejällige Proportionen hatte. Und die Venus von Milo? Zeigt nicht gerade sie Körpermaße, die alles andere nur nicht vollschlank’ genannt werden können? Und schauen wir auf Dürers „Eva“, erinnern wir uns an die anderen großen Damen oder Freundinnen großer Männer, etwa an Maria von Medici, an die Burgschauspielerin Charlotte Wolter, an Maria Theresia, an die Kameliendame oder auch an Paula Borghese, Ma dame Recamier, an die Pompadour, an Madame de * Stael — wir können nicht umhin zu erklären, daß sämitliche Damen recht ansehnliche Formen besaßen und auch zuweilen einen Busen — mit allem Respekt sei es vermeldet —, der zumindest einem gelinden Gewitterwölkchen gleichkam. Nicht zu sprechen von Tizians „Ruhender Venus“, die — Verzeihung — einen direkt himmlischsüßen Puddingbauch hat... Wie dem aber nun auch sei — diese Beweise mögen genügen, den Damen aus Hollywood wieder etwas Mut zu machen. Auch wollen wir sie darauf verweisen, daß schon. der alte lateinische Schriftsteller Avesta schrieb, daß nur der, der viel ißt, etwas Besonderes leisten kann. Warum also der ganze Aufwand des Herrn Factor und jenes Herrn, der sich nicht an sommerlichen Gewitterwolken erfreuen wollte?" Beide können es getrost den Frauen selbst überlassen, wie sie im Film erscheinen wol: len, denn sie wissen am besten, was ihnen steht. Wie wir Ebbe und Flut, Tag und Nacht, Zephirwölkchen und Gewitterwolken in steiigem Wechsel: notwendig haben, so laßt “uns auch mit der gleichen Gelassenheit Dünne und Dicke, Starke und Schlanke mit all ihren reizvollen Freuden hinnehmen. Wie uns im Film das Herz geöffnet wird — darau] kommt es an...] Ursus 1 03