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hne vieles Fragen, ohne Staunen hat das Filmpublikum vor einigen Jahren das plößliche Verschwinden des beliebten Schauspielers Joachim Gottschalk hingenommen, Ich möchte meinen bescheidenen Anteil zu seiner Erinnerung, beitragen. Wenige Stunden vor der Vollendung seiner Tragödie hatten wir noch
zusammen auf der Bühne des Theaters in der Saarlandstraße in Berlin gestanden.
Ein Szenenfoto dieser bezaubernden Vorstellung von Goldonis: „Diener zweier Herren“ aus dem Jahre 1940 liegt vor mir. „Für Anneliese Uhlig, meinem begeisterten Publikum, in herzlicher Freundschaft Joschi“ steht darunter in kindlicı eckigen Buchstaben. Wochenlang hatte ich jeden Abend aufs neue in den Kulissen gestanden und diese köstliche Solo-Arie Gottschalks ge
'nossen, in der dieser sonst so ruhige, verinnerlichte
Schauspieler in der Rolle des blindwütigen Liebhabers mich, den vermeintlichen Nebenbuhler, zu „schröck
lichem“ Zweikampf herausfordert. Die rote Feder auf
seinem Hut hatte, wie seine ganze samtbekleidete Gestalt, gezittert in komischer Wut, ohnmächtiger Groß
Auerei. Das Publikum hatte Tränen gelacht — jeden
e ‚Filmhelden lachte.
Abend — so auch am legten Abend der Vorstellungsserie. Ich hatte heimlich große Teile der Vorstellung
auf 16mm filmen lassen und bat alle Kollegen nach diesem legten Abend zu mir, um ihnen den Film vor
zuführen. Als einziger sagte Gottschalk ab. Leise und freundlich lächelnd wie immer sagte er allen Gute
Nacht und ging, während, draußen noch sein Publikum über diese Neuentdeckung der komischen Seite ihres
hatte sie ihr
m 150. Geburtstag Heinrich Heines hörten die Berliner Rundfunkhörer eine Stimme am Rias-Sender, die ihnen neu und doch irgendwie bekannt erschien. Vor zehn Jahren erklang diese Stimme den Berlinern. zum lettenmal, die nicht nur
kleine und große Rollen auf der Bühne,
im Fılm, auf Schallplatten meisterte, sondern auch im Kabarett. Sogar in Revuen hörten wir ihre Songs.
Blandine Ebinger kam zurück und wird nach einer Verpflichtung in Zürich wahrscheinlickh in München als Gast in „Der Herr im Haus“ oder in Berlin in „Susanne und Gott” spielen. Außerdem hat sie für den Defa-Film „Aflaire Blum“ eine Rolle
übernommen.
Der Berliner‘ besinnt sich noch auf ihr Debüt auf der Leinwand in „Raskolnikow“.
' Mit Gustav Fröhlich filmte sie in „Es flü
stert die Liebe“, unter Harald Paulsen in „Frischer Wind aus Kanada“, bei Trenker in „Der Berg ruft“, dann im „Biberpelz“ und im „Lach-Doktor“. Viel früher aber " Debüt auf der Berliner Bühne. Schon mit acht Jahren spielte sie in der „Wildente“ und anderen Ibsen-Dramen, mit zwölf Jahren das „Hannele“ in Hauptmanns ' „Hanneles Himmelfahrt“. Yon klein auf atmete sie Theaterluft, denn ihre Mutter Margarete Ebinger war eine berühmte Darstellerin. So war ihr „Hannele“ nicht die Leistung eines Wunderkindes, sondern aus derechten Kindlichkeit gespielt und übertraf darin alle anderen Darstellungen. 1930 zog sie dann mit einer Revue durch Deutschland, sie lunzte, sie sang. Sie ging kurz zum Kabareit, sie jand dort alle Varialionen, vom
zum Tänzerischen und
zartesten Kinderlied bis zum Gassenhauer und Berliner Jargon. Sogar Fulckenberg holte sie 1928 nach München an die Kammerspiele, wo sie lange in „Die Kaiserin von Neufundland“ auftrat. Komödiantische lag ihr eben im Blut, der Wechsel und der Hang zur Parodie, zur Pantomime. Das gab ihren Rollen eine unerhörte Reichweite und Vielseitigkeit.
Diese Vielseitigkeit wurde auch drüben ihr Glück, denn nur wenigen deutschen Schauspielerinnen gelang es in Hollywood Fuß
‚zu fassen. Zunächst hielt sie sich fern von
Hollywood und allem Filmbetrieb, bald wurde man jedoch auf sie aufmerksam. In dem „Puppentheater“, das dem bekannten Schauspieler Charles Laughton gehörte, klatschte man ihr Beifall. Unter der Regie von Dreyfuß filmte sie u. a. 1945 in „A Child is born“. Es gelang ihr, woran so viele drüben scheitern, sich der Mentalität, auch in ihrer äußeren Erscheinung, anzupassen. Sie lernte auch dort schnell den Tonfall und spielte die Salondame, die Exzentrische, die Bigotte und die Hysterische ebenso gekonnt wie die Naive und die Sentimentale. 2
Die deutsche Bühne ist nicht reich an so vielseitigen Talenten, deren Gaben "auch der Leinwand in jeder Form zugute kommen. Es liegt nun an dem neuen deutschen
Film, dem sich Blandine Ebinger wieder
gegeben hat, sie so einzuseßen, daß ihr weitreichendes Talent verwertet wird. Wir sind
darum gespannt auf „Affaire Blum“ und
hoffen sie darüber hinaus bald in weiteren Filmrollen zu sehen.
Hedwig Traub-von Grolman
Das
Erinnerung an Joachim Gottschalk
von Anneliese Uhlig SR
”
Joachim Gettschalk (links) bei seinem letzten Bühnenauftritt in Goldonis „Diener zweier Herren‘‘ am Vorabend seines Todes. Rechts Anneliese Uhlig. Foto: Privat
Die Vorführung des Filmes war eine Sensation. Wieder und wieder mußte ich den Beteiligten die seltene Gelegenheit, eine eigene Theatervorstellung im Film zu sehen, wiederholen. Rene Deltgen, der Truffaldino, Gusti Wolf, die Zofe, Schafheitlin, der Doktor — alle vermißten unseren Helden Joschi bei all dem Trubel und Gelächter. Wir beschlossen noch spät in der Nacht
-Gottschalks anzurufen und sie doch noch zum Kommen
zu bewegen. Wir bekamen keine Antwort und gaben es schließlich auf in der Annahme, sie seien eingeschlafen. Als meine legten Gäste am frühen Morgen acht Mann hoch in und auf dem einzig verfügbaren Wagen davon. fuhren, hatte eine besonders erfreuliche Theatersaison einen würdigen Abschluß gefunden. Ich freute mich über mein Gästebuch mit all den Namen, die nette Erinnerungen :bedeuteten und beschloß, Joschi auch um seine Eintragung zu bitten, wenn er auch nicht gekommen war. Schon wenige Stunden später wußte ich, daß er mir die Bitte hicht mehr würde erfüllen können. Etwas Unfaßhares war geschehen. Joschi war mit seiner geliebten Frau und seinem Jungen aus dem Leben gegangen. Wenige Stunden nachdem de Vorhang über der leßten Vorstellung der Saison gefa'len war. Gusti Wolf und Rene Deltgen, die nach vielen’ vergeblichen
‚Anrufen zu Gottschalks gegangen waren, hatten end
lich mit Hilfe eines Nachbarn die Türen erbrochen und Joschi mit seiner Familie in der vergasten Küche aufgefunden. Ein Abschiedshrief lag auf dem Küchentisch. Es war uns allen nnfaßhar. Was mußte Grauenhaftes
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Fortsetzung Seite 127