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As Göttingen erreicht uns betrübliche Kunde. Untenstehendes Plakat konnten die Einwohner der beschaulichen Universitäts
stadt eines Morgens an den Anschlagsäulen lesen. Einer hoffnungsvollen jungen Filmgesellschaft mit dem optimistischen Firmenscild
FILMAUFBAU — wir berichten über sie an anderer Stelle unserer Zeitschrift — wurde unter verschiedenen wertvollen Gegenständen, die der Kulturmensch heute besonders ungern vermißt, wie Herrenleibgarnitur, Schlafanzug, Flasche Sekt „Sonderfüllung“ (nicht Sondermischung), Zigarrentasche mit Inhalt, ihr Drehbuch gestohlen. Das Drehbuch. Sie hatte nur eins. Es war das erste. Einmal | muß man ja anfangen ‚und für den Anfang genügt eines. Was aber macht eine Filmgesellschaft ohne Drehbuch? Der Ardhitekt hat. gebaut, die Maler und die Stars haben gepinselt, die Beleuchter eingeschaltet, das Mikrofon hängt am Galgen und der Tonmeisiter dreht an seinen Knöpfen. Da kommt einer hereingestürzt und schreit: „Das Drehbuch ist gestohlen!“ Da kann selbst der gewiegteste Regisseur den Kopf und der Drehbuchverfasser die Fassung verlieren. Hohe Belohnung für Herbeischaffung „der Gegenstände“, 10000 Mark. Sehr viel mehr darf heute der ganze Film nicht kosten. Aber man hatte nicht „mit dem Be Dieb gerechnet. Es war ‚ ein wohlerzogener, ein kulanter Dieb, sicher ein Freund des neuen deutschen Films. Er legte das Drehbuch der Polizei aufs F’ensterbrett. Das war nett von dem Dieb und die Filmaufbau atmete auf. Es kann losgehen — bis auf die Schlußszenen. Hinten hat der Dieb nämlich 50 Seiten herausgerissen, er allein und der Gott der ‚Diebe wissen warum. Vielleicht hat er Altpapier gebraucht für einen Stempel vom Wirtschaftsamt? Oder der Schluß des Films hat ihm. nicht gefallen. Der Dieb als Zensor wäre auch eine denkbare Lösung, wo.es heute so viele unberufene Zensoren gibt. Wir wissen R ja nicht, was drin stand im Drehbuch, auch nicht wie der Film heißen wird. Vielleicht war es gar das Drehbuch zu einem Faustfilm? Man munkelt. manches und die Auguren lächeln... War die Kerkerszene zu realistisch oder das Venusbild im Zauberspiegel zu dekolletiert? Man ist auf Vermutungen angewiesen und das ist
mißlich. Jegt ist der. Weg zu mehreren Schlüssen plötlich offen — wie beim „Film ohne Titel“. Aber man soll Experimente nicht wiederholen. „In jenen Tagen“ möchte man nicht der PKW. gewesen sein, dem die Fensterscheibe eingeschlagen wurde. rs Foto: ZIB/Trapp
Der „Herr der sieben Meere“ ganz privat
Es war von jeher eine besondere Freude ‚und eine verständliche Leidenschaft der Filmfreunde und Schwärmerinnen für die Kunst der. flimmernden Leinwand, dem. Privatleben ihrer Ido erfahren wie sie leben, welche Blumen sie vorziehen, welche: Haustiere sie lieben.
Das gestohlene Drehbuch
Dreharbeiten zu dem Film „Foreign Affairs“ läßt durchaus darauf schließen. Der Herr, der hier mit einemmehr wehmütigen als erstaunten Blick der Begrüßungszeremonie
der beiden Schönen zusehen muß, ist Billy Wilder, der ebenfalls in Wien geborene Filmregisseur. Ehe er 1933 nach Hollywood ging, um dort einer der bekanntesten Regisseure zu werden (sein Film „Ihe lost Weekend‘ läuft neuerdings auch in
Deutschland), war er in Wien
Journalist. Was er sich wohl bei diesem Anblick gedacht haben mag? Vielleicht dachte er sich, wie schön es hätte sein können, wenn er dabei an Marlenes Stelle hätte mitmachen können — oder wäre ihm die Rolle Hedy Lamarrs lieber gewesen? Unserer männlichen Leserschaft verzeihen wir es gerne, wenn sie an dieser Stelle das Weiterlesen zu phantasievollem Nachdenken unterbricht. Eine Frage wäre dabei übrigens auch noch interessant: ob sich die in Wien geborenen Hedy Lamarr und Billy. Wilder mit der in Berlin geborenen Marlene in
deutscher Sprache unterhalten haben? Bn
Zur Abwechslung: DER SO VALEN TINO |
Ben Hollywood in den vergangenen Jahren, mehrere Greta
Garbos entdeckt hat und schon ı bei Nr. 5 angelangt ist (sie wur
Br 2 o “,
den alle aus Schweden. bezogen), um schließlih doch wieder? nach sechsjährigerPause auf die einzige Original-Garbo zurückzugrei
le nachzuspüren, zu
nicht über jedes gesunde Maß hinausgeht und groteske Formen annimmt, wird man verzeihend lächeln und sich über die Begeisterung derFilmenthusiasten freuen. Warum soll gerade Errol Flynn hierbei eine Ausnahme machen, nachdem der„Freche Kavalier“ und „Herr der sieben Meere“ die Mädchenherzen auch
Schäferhund geschenkt, der allerdings inzwischen wieder lortgelaufen ist. Auf unserem Bilde vertreibt er sich damit die Zeit, daß er seinen Dobermann-Pinscher auf dem Rasen seines Schwimm
—g ‘Foto: Warner Bros.
%
Die SA werze Hedy Lamarr-Kießler und die bloade Marlene Dietrich, ‚die eine in Wien, die andere in Berlin geboren, scheinen auch in Hellywood, der Stätte ihrer größten Filmerfolge, gute Freundinnen zu sein. Ihre überaus herzliche Begrüßung anläßlich ihrer. gemeinsamen
und auch Berlin
fen, hat es nun — zur Abwechslung — auf der (männlichen) Gegenseite den 50, Valentino gefunden. Der leider allzufrüh verstorbene Rudolf Valentino war einst unter ‚den Männern das, was Greta Garbo (noch?) unter den Frauen ist: der
Traum Hollywoods vom Idealtyp,
dem (und mit ihm dem amerikanischen Film!) das gesamte WeltFilmpublikum zu Füßen liegt. Man hat Greta Garbo die „Göttliche“ getauft und Rudolf Valentino schlicht zum „schönsten Mann der Welt“ erklärt. Bis heute hat er
keinen gültigen Nachfolger ge
funden. Die Ziffer 50 beweist das. Dieser fünfzigste hat zumindest
einen ebenso schön klingenden. .. Namen. Er heißt Ricardo Montal
ban und kommt. aus Mexiko, zum
Sie kennt ihn genau
eh ‘Sieber sit in der Straßenbahn. Set ‚sich eine ältere Frau : = ıhm gegenüber. Starrt ihn an. |
„Ach wie schön, daß ich mal einen Filmschauspieler von ganzı,
nahe sehe!“ | Zutraulich beugt sie sich ihm
gegen: „Sind Sie denn privat so ein Schlimmer wie im Kino?“
Geschmeichelt lächelt Joseph Sieber. „Ich hoffe doch nicht, daß Sie da
von mir glauben!“
Dann wird er mißtrauisch: „Aber wieso — bin ich denn im Film so ein
Schurke?“
„Na hören Sie mal!“ trumpft
wirklich allerlei ausgefressen!
trug, Urkundenfälschung, Heirats
schwindel, Hehlerei!“
Joseph rutscht unruhig hin und her. a „Ja, aber — liebe Frau, kennen Sie mich denn überhaupt?“
„Na, wer sollte Ihnen nicht kennen? Ich weiß ganz genau, wer Sie
sind: Oskar Sima!“ \
Volkswut steht, dürfte man auf
Nun wurde mit „La Otrı“ (Die Andere). ein weiterer Film beendet,
dessen dramatishe Wucht um das
„aufhorchen läßt. Hauptdarstellerin auch dieses Filmes ist Dolores del Rio, einst die erste (noch stumm) undlange Jahre berühmter Hollywoodstar. Seit einigen Jahren hat ‚sich Dolores del Rio ihrem einheimischen mexikanischen Film zur Verfügung gestellt, der durch ihre eigengeprägte schauspielerische Persön
lichkeit mächtigen Auftrieb erhielt.
‚pelrolle der beiden Schwestern, eines armen bescheidenen Mädchens und einer leichtsinnigen Kokotte, deren Rolle sie, nach deren Ermordung, weiterführt, um zu erkennen, daß Luxus und Reichtum nicht ‚die Werte aufwiegen können, die sie mit ihrem einfachen Leben auf
gegeben hat.
‚Lächelt glücklich.
die Frau auf. „Sie haben doch schon
Unterschied vom ersten Valentino, der aus Italien kam. Sein Signalement: schwarzes Haar, feurige Augen, heißes Blut, schmale Taille, athletische Schultern. Er kann boxen, Gitarre spielen und Stiere torerogerecht töten. Außerdem liest er keine Bücher. Nur die Briefe. seiner Verehrerinnen. Voilä, un homme!! In Mexiko hat er bisher zwei Filme gedreht, _ „Fiesta“ und „On a Island witu you‘, in diesem Falle mit Esther Williams. Und nun also verspricht ihm Hollywood Weltruhm. Einen Schönheitsfehler allerdings hat dieser Valentino mit der Jubiläumsnummer: er..ist. verheiratet, wie man sagt, sogar glücklich verheiratet. Darin hatte es der OrginalValentino leichter. 2
Ta
ent
auch
Be
Foto: Kurt Schlawe Re
Dolores del Rio | in „La Otra“ D* mexikanische Film ist in den 4 letzten Jahren, insbesondere auf-dem südamerikanischen Markt, mehr und mehr als ernsthafter Konkurrent aufgetreten. Auchauf künstlerischem Gebiet scheint er immer sicherer zu werden. Nach 2 -den ausländischen Kritiken über „Maria Candelaria‘‘, einem dramatischen Film, in dessen Mittelpunkt der spontane Ausbruch einer mexikanische Filme gespannt sein.
Lebensschicksal zweier Schwestern ,
Carmen des amerikanischen Films
In „La Otra“ spielt sie die Dop