Film Revue (1948 Issue 7)

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Be; RB man die Ruinen als Staffage für sensationelle, a enseits der: Grenzen erscheinen die ersten deutP.schen-Produktionen nach--dem ‚Zusammenbruch als mit Spannung erwartete Dokumente der sich in Deutschland vollziehenden Umformung. Dabei stoßen wir auf eine bemerkenswerte Tatsache. Das Ausland zeigt sich wenig über die Art erbaut, wie die demo kratischen Aufbauparolen im deutschen Film zum Ausdruck kommen. Nach Äußerungen J. Seidelmanns, des Vizepräsidenten der Motion Picture Association of America, soll auf einer Tagung von Verleiherfirmen in Paris erklärt worden sein, daß die Vorführung deutscher Filme im Ausland „psychologisch ungesund sei und wenigstens für die nächsten zwanzig Jahre nicht stattfinden solle“. Diese Erklärung wurde bis Sackgasse oder neuer Weg? Das Ausland über den deutschen Film jet nicht offiziell widerrufen, aber sie wird andererseits nicht praktisch verwirklicht. England, Amerika, Finnland haben Verleihverträge für eine ganze Reihe deutscher Filme abgeschlossen -und deutsche Filme werden auf internationalen Filmfestwochen in der Schweiz vorgeführt. Diese Tatsache verpflichtet uns dazu, uns über die Aufnahme des deutschen Films jenseits der Grenzen Gedanken zu machen. Im Ausland wird die Meinung geäußert, daß die deutsche Produktion künstlerisch in eine Sackgasse zu geraten drohe. Eine Stimme aus der Schweiz (Basler „National-Zeitung“) glaubte in den neuen deuischen Filmen einen Hang zur Tendenzkunst feststellen zu sollen „als ein Anzeichen jener Krankheit, die für das gesamte deutsche . Geistesleben von heute typisch ist“. Die deutschen Filmschaffenden seien viel zu sehr anf bedacht, unbedingt „demokratische“ $ „soziale“ und aufbaiende* Werke herauszubringen. Das belaste die Filme einerseits mit einer „Problem schwere“, die dem Künstlerischen abträglich sei, und führe Anderäiäeit zu einer simplen Schwarz-WeißMalerei, der zum mindestens das ausländische Publikum die Gefolgschaft versagen werde. Nach den Angaben eines Zeitungsmannes hat auch Carl Zuckmayer vor seiner Abreise aus Deutschland über den neuen Weg des deutschen Films seine Be denken geäußert. „Es ginge nicht an“, so meinte er, herkömmliche Hollywoodstoffe verwende“. Ein solches "Wort aus Zuckmayers Mund verdient Beachtung, denn der Dichter des „Fröhlichen Weinberg“ und des „Teufels General“: ist ein vollblütiger Theatermann, mehr noch, ein Künstler von hohen Graden, der auch ‘etwas zum Film zu -sagenhat. Aber: ‚wiesollen wir ‚uns aus diesen nicht ganz einheitlichen Urteilen, von denen hier nur ein paar Beispiele erwähnt wurden, einen Reim machen? Ist es doch schon recht schwierig, sich in der deutschen Diskussion über unseren Nachkriegsfilm zurechtzufinden. Die: deutsche Neigung zu begrifflichen Formulierungen, weltanschaulicher Über spigung und scharfen Kontrastierungen feiert da bisweilen ‚wahre Orgien. In den Disputen spielen die ee „Realismus und Traumfabrik“ und „Tendenz und reine Kunst“ eine große Rolle. Vor der Kamera enthüllt sich hinter der sogenannten Wirklichkeit eine Welt von Geheimnissen, und der Filmmann von Fleisch und Blut weiß aus dem Realismus Visionen hervorzuzaubern, vor denen die Geschichten eines Edgar Allan Poe verblassen. Und haben wir auf der anderen Seite nicht längst eine feine Witterung dafür bekommen, daß die Träume der Men ‚schen eine unabweisbare Realität sind, und gewiß nicht die unwirksamste? Das mit den Händen nicht ‘zu Greifende, das in den Konturen Zerßießende sicht bar zu machen — hier liegt eine besondere Domäne des Films. Im Zusammenklang von Realismus und Traumwelt beruht ja eine große künstlerische Chance des Films! Ähnlich löst sich das zweite Gegensatpaar vor den filmischen Möglichkeiten auf. Es ist natürlich keine Rede davon, daß sich der Film aus den Problemen unserer Gegenwart herausschleichen, daß er sich um die Nöte herumdrücken dürfe, die uns allen auf den Nägeln brennen. Er ist ein Kind unserer Zeit. Wir -würden es ihm mit Recht sehr übel nehmen, wenn er sich unseren Bedrängnissen in olympischer Gelassenheit entzöge. Das Publikum und nicht nur die breiteren Massen erwarten von ihm Durchleuchtung des Bestehenden, Ausblicke, Gestaltungswillen und Perspektiven in eine. bessere Zukunft — demnach Tendenz, wenn wir das Wort in seinem weiteren Sinne fassen, aber nicht primär mit politischen oder auch nur pädagogischen, sondern mit künstlerischen Mit teln. Es gilt gar nicht die Entscheidung zwischen der einen oder anderen Seite der. in der Diskussion. immer wieder so hartnäckig auftauchenden Gegensäße. Es kommt alles darauf an, ob die Filmkunst die Kraft aufbringt, im Zeitlichen und Zeitbedingten das Ewige “und Menschliche transparent zu machen. = 2 2WD. x ’ R#y Bild links: HANS STÜWE spielt. in der Gestalt des Verlegers Robert Gas:pary einen Menschen mit edlem Charakter und hohem Veraniwortungsgefühl. — Bild links unten: Ergreifendes Wiedersehen zwischen der Mutier und dem jett erwachsenen Sohn, der 1933 mit seinem Vater in die Schweiz emi:grieren mußte. LIL DAGOVER, immer. ‚noch eine Schönheit des deutscher. Films, mit HARALD HOLBERG. — Bild unten: Ist diese Generation, deren Ge sicht Enttäuschung, Mißtrauen und Hofnungslosigkeit spiegelt, wirklich verloren? FRITZ MICHAEL TELLERING stellt diesen jungen Deutschen dar, der durch die Hilfsbereitschaft und das große Ver -ständnis seines Bruders und dessen aus .ländischer Freunde die Freude am Leben BURTLCHBEWURNE. Kaum hat sich die von allen umschwärmte Christine den Fuß ver knackst, sind auch schon starke Arme da, die sie behutsam zur Hütte tragen. (INGE LANDGUT)