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DD‘: Produktionskrise focht offenbar die Zivilcourage .nur wenig an. Es. liegt gewiß einiges schief in den Zentralen der Filmwirtschaft ‚und der Geldruck machte zwangsläufig die Beine schwach, (aber die Kamera schnurrt wieder nach der gebotenen Pause, die hoffentlich trotz aller Umstände, die sie bedingten, schöpferisch war. Die Waschzetiel der Filmvorhaben sind verheißungsvoll, da aber Waschzettel und ‚Verheißung von Hause aus identisch sind. mag sich die Hoffnung vornehmlich auf das Vertrauen stützen, das den meisten Männern der deutschen Filmindustrie gebührt. Wir addieren aber mit besonderem Nachdruck zu diesem Vertrauen die vertrauensvolle Hoffnung, daß sich ‚die deutscien Produktionen . allmählich vom Gängelband der stofflichen Rezepte, die ihnen verabreicht werden, lösen können, um endlich mit der vollen Selbständigkeit die volle Verantwortung zu gewinnen. =
Mit dem Atelier der Film-Aufbau-Gesellschaft in Göttingen hat die britische Zone eine Produktionsstätte erhalten, die ın Umfang und Ausstattung den Ateliers der einstiger Bavaria in
Liebeneiner ging ins Atelier
Geiselgasteig ebenbürtig zur Seite steht. Von den Büros bis zu den Vorführräumen, vom @ästehaus bis zur Kopieransialt, von den Garderoben bis zur Kantine zeigt die Einrichtung friedensmäßige Solidität. Der Name des künstlerischen Leiters der Produktion bietet zunächst die Gewähr für einen Beginn von Niveau. Wolfgang /Liebeneiner ist neben Helmut Käutner unstreitig die beste Karte des deutschen Films. Geistige Elastizität, lebendige Aufgeschlossenheit für alles, was die Zeit bewegt. künstlerischer Elan, der Freude daran hat. sich immer: wieder an neuartigen Aufgaben mit neuartigen Mitteln zu versuchen, Takt in der Gestaltung aucı schwieriger Themen, filmische Dialogbehandlung und ireffsichere Phantasie in der Schauspielerhin das sind Farben, die in diesem Spiel nicht entbehrt werden können.
Wenn man sich heute mit ihm unterhält, so spürt man, daß diese Farben frisch gehklieben sind. Liebeneiner gehört zu den Filmregisseuren, die haben, was zu einein Filmregisseur gehört: einen Schuß Journalismus, jenen unmittelbaren Kontakt mit dem Zeitgeschehen. dem sich ‚das Aktuelle sogleich zur Gestalt verdichtet, und der immer das allgemein Interessierende trifft. Bezeichnend dafür ist, daß sein erster Filmplan nach dem Kriege von einem Pressebericht aus dem Gerichtssaal angeregt wurde, und daß er sein Drehbuch auf den Prozeßakten aufgebaut hat. Eine ungewöhnliche: menschliche Konstellation: Zwei Männer fügen in der Nazizeit unter dem Zwang des Regimes einander Böses zu: nach 1945 verklagt der eine den anderen: und nun, da vor den Schranken des Gerichts ihr Vorleben aufgeblättert wird. erkennen sie erst, daß sie, einig im Haß gegen das Kegime, eigentlich Gesinnungsgenossen waren; während die Geschworenen die tragische Verworrenheit des Falles mit Leidenschaft diskutieren, bahnt sich zwischen dem Angeklagten und dem Opfer über das zu erwartende Urteil hinweg die menscliche Versöhnung an.
Ungewöhnlich ist das als Einzelfall, aber tvpisch für das Leben unter einer Diktatur, überhaupt unter jeder Diktatur: das Zwielichtige dieses Lebens bei denen. die dagegen sind, die sich aber tarnen. um ihre und ihrer Familie Existenz vor dem Untergang zu bewahren. Ein solches. Thema, mit dem menschlichen Takt und der psychologischen Vertiefung behandelt, die Liebeneiner zu Gebote stehen, wird nicht nur im deutschen Publikum einem verstehenden Inter‘esse begegnen. Es wird auch im Ausland solches . verstehendes Interesse wecken können. Es könnte dort, wo man die Bürger einer Diktatur noch allzu naiv In schwarze und weiße Schafe scheidet. Anschauungsuntericht über die Zwischentöne erteilen.
Liebeneiner hatte. den Plan zu diesem Film wegen des augenblicklichen Überangebots an Gegenwartsproblematik im deuischen Film zunächst zurückgestellt und ein anderes Drehbuch nach der Kleistschen Novelle .Die Marquise von 0...” geschrieben. Inzwischen kam. die Währungsreform und es ist anzunehmen. daß die Kosten für einen Kostümfilm eine nicht zu verantwortende Belastung des jungen Unternehmens bedeutet hätten. Vermutlich aus. diesem Grunde griff’ Liebeneiner nun doch auf einen Gegenwartslihn zurück. dessen Titel „Liebe 47° auf Zeitnähe ohne Kostümsergen hindeutet. Die Hauptrollen spielen Hilde Krahl und Karl John. Er wird soviel Kapital einspielen müssen, daß er später auch ..Die Marquise von ©...” und im kommenden Frühjahr annäßre „Faus I" drehen kann. Als weiterer Stoff ist der Roman „Die Gesellschaft vom Dachboden“ von Ernst Kreuder vorgesehen. 2 Ma.