Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Georg Asagaroff Ich bin Russe und wurde in Moskau geboren. Seit 191 3 arbeite ich beim Film und bin Schüler des bekannten deutschen Regisseurs Professor Bauer. In Rußland war ich bei den Filmfirmen Ermoljeff und Chanschonkow. Fast alle europäischen Länder habe ich bereist und war in den letzten Jahren in Deutschland bei der Emelka und bei der Ufa tätig. Mein letzter Film heißt „Flucht aus der Hölle". Der Film ist die Kunst des tätigen Schweigens. Der Film sucht den Weg in die Tiefe, nicht in die Breite. Autor, Regisseur und Darsteller müssen Psychologen sein, um eine innere Welt aufbauen zu können. Gott sei Dank ist das Sparsystem am Abwirtschaften, der Film der Zukunft wird der Ensemblefilm sein. Die Ideen aus Rußland, daß ein aufrichtiger Film nur durch Kollektivarbeit entstehen kann, breiten sich immer mehr aus. Auch der kleinste Komparse muß in seiner Eigenart gewertet und beachtet werden. Die lobenden Kritiken über die Ordnung, die ich in meinem letzten Film in die Menschenmassen hereinbrachte, habe ich jenen kleinen Leuten, die mit Leib und Seele bei ihrer Tätigkeit waren, zu verdanken. Die meisten Menschen geben ihren Namen, ihre Kleider, ihre Plastik, ihre Augen dem Film — die wenigsten geben ihr Herz. Sehr viel Herz aber habe ich gerade bei den kleinen und kleinsten Schauspielern gefunden. Die Grundlage des Films ist sein Manuskript. Sein Inhalt mag meinetwegen unoriginell oder kitschig sein. Wenn die Handlung des Manuskripts logisch aufgebaut ist und interessiert, kann das Niveau des Films mit künstlerischen Mitteln gehoben werden. Wir hätten in Rußland keine berühmten Schauspieler? Das ist insofern richtig, daß wir dort keine künstlich hochgezüchteten Stars besitzen. Unsere Schauspieler wirken durch ihr Spiel, nicht durch ihren Namen! Dort haben wir die Filmschulen, in denen sich jeder Regisseur das für ihn Brauchbare aussuchen kann. Durch diese Schulen, die die Grundlage des Kollektivs sind, erhält der russische Film ständig neue und wertvolle Blutzufuhr. Was wir in Deutschland brauchen, ist eine Filmschule, aber eine ehrliche Schule, die am besten auf staatlicher Grundlage beruht.