Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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I Mady Christians Ich erblickte in Wien das Licht der Welt. Mein Vater war damals am Volkstheater tätig. In meinem zweiten Lebensjahre kam ich bereits nach Berlin, wo mein Vater einen neuen Wirkungskreis hatte. Im elterlichen Hause genoß ich Privatunterricht und kam mit sieben Jahren ins Kloster zu den Ursulinerinnen, wo ich mich aber sehr einsam fühlte. Nach der Heimkehr meiner Eltern, die in jener 2^it dauernd auf Tournee waren, wurde ich mit zehn Jahren wieder nach Hause geholt, wo ich in einem privaten Zirkel mit zwei anderen Mädels unterrichtet wurde. Im großen und ganzen war ich eine gute Schülerin, nur ziemlich einseitig begabt. Kunst und Literatur und alles, was damit zusammenhing, interessierten mich brennend. Aber Mathematik und Physik waren meine persönlichen Feinde. Trotzdem kam ich immer durch, weil ich meinem Ehrgeiz dieses Manko nicht eingestehen wollte und mir den ganzen Zimt, ohne ihn zu kapieren, Wort für Wort einpaukte. Im Jahre 191 3 kam ich mit den Eltern nach Amerika, wurde im College weiter unterrichtet, besuchte die Handelsschule, half mit den dort erworbenen Kenntnissen meinem Vater im Theaterbureau und trat erstmalig anläßlich einer Wohltätigkeitsvorstellung für das „Rote Kreuz" als absolute Amateurin auf. Bis dahin hatte ich noch mit keinem Gedanken an direkte Kunstbetätigung gedacht! Nur etwas arbeiten wollte ich! Als ich nach Deutschland zurückkam — es war im Jahre 19 17 — mußte ich mir Geld verdienen, da mein Vater infolge der Feindseligkeiten in Amerika zurückgehalten wurde und mir kein Geld schicken konnte. Ich ging zu Professor Reinhardt, schwindelte ihm von allerhand in Amerika bei meinem Vater gespielten Rollen vor und wurde versuchsweise mit einer winzig kleinen Gage engagiert. Denselben Dreh versuchte ich bei Zelnik. Dieser hörte sich alles still lächelnd an und sagte: „Gut, machen wir einen Versuch!" und engagierte mich für den Film „Krone der Kerkyra". Sicher war meine Leistung kaum berauschend. Ich habe dann weiter am Deutschen Theater gespielt, und zwar schlecht — die Presse war sogar der Meinung, es sei noch viel schlechter gewesen! Als es überall glücklich bekannt war, daß ich unmöglich und ein „Stück Unglück" sei, fing bei mir der Ehrgeiz an. 1921 war mein Startjahr. Bei der Ufa spielte ich im „Mann ohne Namen" mit Liedtke unter Jacobys Regie mit gutem Erfolge — im Theater hatte ich meinen ersten Treffer bei den Rotter-Bühnen in „Casanovas Sohn". Rollen, die mir besonders gut liegen, sind echte weibliche Figuren mit innerem Leben — egal, ob die Charaktere ernst oder heiter gehalten sind. Aber seit „Walzertraum" soll ich ja immerzu nur noch Lustspiele machen, das will ich nicht! Ich möchte ernste dramatische Sachen spielen — mit heiteren Augenblicken. In der „Königin Luise" bin ich der Erfüllung meines Wunsches schon sehr nahe gekommen.